Mannheim, Heidelberg. Die Heidelberger Uniklinik bekommt ab Januar mit Hanns-Peter Knaebel einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Zu diesem Zeitpunkt soll auch der Verbund mit dem Universitätsklinikum Mannheim über die Bühne gehen. Knaebel stellte sich und seine Strategie für das Zusammengehen beider Häuser bereits am 24. September den Ärztlichen Direktoren in Heidelberg und Mannheim vor. „Ein starker Verbund geht nur bei zwei starken Standorten, insbesondere eines starken Mannheimer Standorts“, soll er in den Sitzungen gesagt haben. Der neue starke Mann am Universitätsklinikum Heidelberg war für die Redaktion in den vergangenen Tagen telefonisch nicht zu erreichen.
All das zeigt, dass das Land Baden-Württemberg und der an diesem Montag 57 Jahre alt werdende Mediziner und Manager über die Zusammenarbeit Einigkeit erzielt haben. Eine offizielle Mitteilung aus Stuttgart soll erst erfolgen, wenn das Mannheimer Klinikum wie geplant zu 98,9 Prozent an das Universitätsklinikum Heidelberg überführt worden ist. Das soll in wenigen Tagen der Fall sein.
Wichtig sei es Knaebel laut der unterrichteten Kreise, dass Mannheim nicht nur ein Appendix für den Heidelberger Standort wird. Etwas, das Skeptiker immer wieder ins Feld geführt hatten. Seine Vision für den gemeinsamen Standort sei klar. „Er will in fünf Jahren den Standort zum führenden Klinikum in Deutschland machen und in die Top drei in Europa und Top zehn in der Welt bringen“, sagt ein Teilnehmender der Runde am 24. September. Man müsse sich ambitionierte Ziele setzen, um Ergebnisse zu erzielen, soll Knaebel betont haben.
Den privaten Lebensmittelpunkt hat Knaebel in der Schweiz
Ambitionierte Ziele sind für den Mediziner nichts Ungewöhnliches. Er studierte, promovierte und arbeitete an der Heidelberger Uniklinik. Zwischen 2004 und 2006 absolvierte er ein berufsbegeitendes Wirtschaftsstudium an der Universität Salzburg in Österreich, das er mit dem Master of Business Administration (MBA) abschloss. 2007 wechselte Knaebel zum Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen Aesculap, einem Tochterunternehmen der B. Braun Melsungen AG. Ein Jahr später wurde er Vorstandsvorsitzender von Aesculap und damit auch in den Vorstand von B. Braun berufen.
2017 wechselte Knaebel, der seinen privaten Lebensmittelpunkt in der Schweiz hat, zurück in die Rhein-Neckar-Region und wurde zunächst stellvertretender Vorsitzender des Unternehmensbereichs Medical und zum 1. Jaunar 2018 Vorsitzender des Gruppenvorstands und des Medical-Bereichs beim Mannheimer Kunststoffverarbeiter Röchling. Nach seinem Ausscheiden bei Röchling im Sommer 2021 wechselte Knaebel als Vorsitzender zum Herzschrittmacher-Hersteller Biotronik nach Berlin. 2024 wurde er Leiter der Smart Health Business Unit beim saudi-arabischen Staatskonzern Alat.
Knaebel blieb über all die Jahre der Heidelberger Uniklinik eng verbunden. Schließlich war er von Oktober 2012 bis Oktober 2024 Universitätsrat und als dessen Vorsitzender von 2015 bis zu seinem Ausscheiden Verfechter eines Zusammengehens der Universitätskliniken in Heidelberg und Mannheim. Schon damals bezeichnete er das nicht als regionales Projekt, sondern als einmalige Chance, die eine Strahlkraft über Baden-Württemberg und Deutschland hinaus habe und als Blaupause für die anderen Universitätskliniken des Landes in Freiburg, Tübingen und Ulm dienen könnte.
Der Heidelberger Uniklinik blieb er über seine Funktion als Universitätsrat hinaus als externer Sachverständiger des Aufsichtsrats verbunden. In gleicher Position beim Universitätsklinikum Freiburg begleitete er von 2017 bis 2021 schon einmal eine Fusion im Krankenhaussektor. Damals ging nach langen Verhandlungen zum 1. April 2021 das Herzzentrum in Bad Krotzingen im Universitäts-Herzzentrum Freiburg auf.
Zunächst wolle er beide Standorte näher kennenlernen, heißt es
Bis zu seinem Amtsantritt geht es ihm nach „MM“-Informationen darum, die Standorte genauer kennenzulernen und mit den Teamleitern die anstehenden Projekte zu konkretisieren. Knaebel will demnach direkt „die PS auf die Straße bringen“ und sich damit nicht erst mit seinem Amtsantritt beschäftigen.
Die Professoren sind frei in Wissenschaft, Forschung und Lehre. Allerdings gibt es mit den Kliniken einen Anstellungsvertrag, wodurch für die Arbeit im Krankenhaus Weisungsbefugnis entsteht. Dem Vernehmen nach ist es Knaebel wichtig, ein gut abgestimmtes und austariertes Angebot der medizinischen Schwerpunkte in beiden Häusern zu haben. Dort wo es sinnvoll sei, etwa bei der Geburtshilfe, sollen die Angebote in Heidelberg und Mannheim bestehen bleiben. Schließlich sei es logisch, dass vor allem das Hundert-Millionen-Euro-Defizit des Klinikums in Mannheim nicht einfach durch den Verbund aufgefangen werden könne. Hier seien in seinen Augen strukturelle Anpassungen geboten, heißt es.
„Es gibt aber Schwerpunkte, bei denen es nicht sinnvoll ist, dass diese an beiden Standorten angeboten werden“, soll Knaebel gesagt haben. Schon der ehemalige Rektor der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, Bernhard Günter Heinrich Eitel, hatte „mehr Breite in der Spitze“ für die Universitätsmedizin gewünscht. Der Aussage folgt Knaebel in seiner Strategie, in dem er nun die strukturelle Situation genau prüfen möchte.
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