Einsatzkräfte

So trainieren Einsatzkräfte bei der BASF Ludwigshafen für den Ernstfall

Bei der BASF proben Feuerwehren, Umweltüberwachung und Rettungsdienst das Verhalten bei einem Großschaden

Von 
Jasper Rothfels
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Ein Feuerwehrmann schießt bei der „Großschadensalarmübung“ bei der BASF einen Wasserstrahl in Richtung der Flammen. © BASF-SE / Andreas Henn

Ludwigshafen. Als der BASF-Turbolöscher loslegt, dröhnt es im Werk wie auf dem Rollfeld eines Flughafens. Zwei Flugzeugturbinen auf der Ladefläche des roten Feuerwehrgefährts jagen einen dicken, weißen Strahl aus feinen Wassertröpfchen auf Gebäude L605, die Butylacrylate-Fabrik. Dort ist gerade der Teufel los. Das ist zumindest das Szenario der 32. „Großschadensalarmübung“, zu der die BASF am Dienstag ins Stammwerk nach Ludwigshafen geladen hat. Es geht um einen Brand und um austretendes Ammoniak, um die Rettung von Verletzten und die Kühlung des Gebäudes. Der Turbolöscher ist dabei eine der Hauptattraktionen, er „verschießt“ pro Minute 6000 Liter Wasser als feine Tröpfchen. „Da möchte ich nicht im Weg stehen“, sagt Vorstandsmitglied und Standortleiterin Melanie Maas-Brunner nach der Übung, die sie erstmals verfolgt. Ihr Fazit nach dem Einsatz der verschiedenen BASF-Abteilungen: „Mir kam das vor wie so ein Uhrwerk, das gut funktioniert.“ Sie sei „schwer beeindruckt“.

Mit den Übungen, die es in Ludwigshafen seit 1990 gibt, sollen laut BASF die Abläufe und die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte im Ernstfall trainiert werden. Mit dabei sind neben der Werksfeuerwehr der Rettungsdienst, die Standortsicherheit, die Umweltüberwachung, das Kriseninterventionsteam, der betroffene Betrieb und die Standortkommunikation. Rund 80 Einsatzkräfte sind bei der ersten Übung vor Publikum seit zwei Jahren dabei.

Einweiser machen die Feuerwehrmänner mit der Lage vertraut, Schläuche werden ausgerollt

In der Butylacrylate-Fabrik wird aus dem brennbaren Gas Isobuten unter anderem TBA hergestellt, das für die Beschichtung von Hochglanzbroschüren verwendet wird. Wenn Isobuten sich mit Luft vermische, reiche ein kleiner Funke aus, „um dieses Gasgemisch zu zünden und zur Explosion zu bringen“, sagt Anlagenleiterin Catharina Horstmann. Ab einer Temperatur von 465 Grad könne es sich aber auch selbst entzünden, erklärt sie – und stellt klar: Wenn es wegen einer undichten Gasleitung einen Brand gebe, solle man nicht gleich löschen – „man muss erst die Undichtigkeit beseitigen“. Sonst lösche man zwar die Flamme, aber wegen der Hitze könne sich nachströmendes Gas gleich wieder entzünden.

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Dann geht es los. Das von Einsatzleiter Andreas Huber entwickelte Szenario sieht vor, dass es wegen einer defekten Dichtung im Bereich der Isobuten-Versorgung zu einer Verpuffung und einem Brand kommt, zudem wird die darunter gelegene Ammoniak-Kälteanlage beschädigt, so dass giftiges Ammoniak austritt. Gaswarnsensoren melden Horstmann zufolge die Isobuten-Panne, so dass die Feuerwehr alarmiert wird. Zudem erzeugt die Anlage einen immer wieder erschallenden Signalton, der wie ein Schiffshorn klingt. Das sei die Anweisung an die Mitarbeiter, den nächsten Sammelplatz aufzusuchen, erklärt Alexander Bentz, zuständig für das globale Krisenmanagement bei der BASF. Dort wird geklärt, ob jemand fehlt. Sogenannte Einweiser machen die ersten Feuerwehrmänner mit der Lage vertraut, Schläuche werden ausgerollt, ein Strahl trifft den oberen Teil des Gebäudes. Während die Wehrleute Mitarbeiter, die laut Szenario leicht verletzt sind, wegführen, retten andere in einer der oberen Etagen einen Verletzten, den sie mit einem Hubwagen aus dem Gebäude holen. Dieses wird vom Turbolöscher gekühlt. „Je feiner die Tropfen, desto größer die Oberfläche, desto besser die Kühlung“, erklärt Bentz. Um im Ernstfall zu verhindern, dass mit dem Löschwasser Schadstoffe entweichen, wird dieses untersucht.

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In einem roten Bus werden unterdessen Leichtverletzte betreut. Einige sitzen, eine Frau liegt, sie habe laut Szenario Kreislaufprobleme, sagt Notärztin Nadine Liebhart. Unterdessen steigt in einem der zahlreichen Rettungswagen am Ort ein junger Mann von der Bahre und zieht sich an, er ist wie die anderen Statist. „Es ist ein Highlight in der Chemikantenausbildung, mal als Verletzter mitgemacht zu haben“, sagt der Leiter Notfallmedizin, Bernd Trauth. Das sei auch wichtig, um einen realen Eindruck zu erhalten. Auch Maas-Brunner sagt, ihrer Ansicht nach sei es für die Leute vor Ort „wie ein wahrer Einsatz“.

Wir haben gesehen, dass wir schnell sein können
Andreas Huber Einsatzleiter der Übung

„Sehr zufrieden“ zeigt sich am Ende der Chef der BASF-Werkfeuerwehr, Gert Van Bortel. Die Zusammenarbeit mit anderen Einheiten sei ebenso wie der Eigen- und der Menschenschutz gut gelaufen. „Wir haben gesehen, dass wir schnell sein können“, sagt Einsatzleiter Huber. Der Betriebsrat unterstützt die Übung. „Das Sicherheitskonzept der BASF hängt nicht an einer einzelnen Maßnahme. Entscheidend sind am Ende personelle und technische Ausstattung, praxisgemäße Alarmpläne sowie das wirkungsvolle Zusammenspiel der Beteiligten auf allen Ebenen.“ Hier habe die Großschadensübung bisher wertvolle Dienste geleistet.

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