Verkehr

Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt: Weitere Sperrung vor Generalsanierung

"Dringend erforderliche Arbeiten" machen bereits Anfang 2024 eine längere Sperrung der Riedbahn erforderlich - nur wenige Monate vor der halbjährigen Generalsanierung. Das sorgt für Unmut

Von 
Julian Eistetter
Lesedauer: 

Rhein-Neckar. Das Jahr 2024 wird für Nutzerinnen und Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) eine wahre Belastungsprobe. Schon seit Wochen und Monaten spukt die Riedbahn-Sperrung als Schreckgespenst durch die Region. Ab 15. Juli wird die wichtige Verbindung für Zugreisende zwischen Mannheim und Frankfurt wegen einer Generalsanierung sechs Monate dicht gemacht. Doch damit nicht genug: Bereits Anfang 2024 wird die Strecke über einen längeren Zeitraum gesperrt. Das bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bahn am Dienstag auf Anfrage dieser Redaktion.

„Das Baupensum auf der Riedbahn während der Generalsanierung von Juli bis Dezember 2024 ist anspruchsvoll. Bereits im Vorfeld setzt die DB dringend erforderliche Arbeiten um, die sich nicht länger aufschieben lassen“, erklärt er. Geplant ist die Maßnahme, bei der unter anderem an Gleisen und Weichen gearbeitet wird, für Januar 2024. Die genaue Dauer der Sperrung könne erst nach Abschluss der Planungen kommuniziert werden, so der Bahnsprecher.

Aufgabenträger kalt erwischt

Die Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr in der Metropolregion haben die Information erhalten, dass die Strecke mindestens drei Wochen lang dicht sein soll. Das berichtet Fritz Engbarth, Sprecher des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr (ZÖPNV) Rheinland-Pfalz Süd, im Gespräch mit dieser Redaktion. Ihn und seine Kollegen vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) und vom Zweckverband Personennahverkehr Saarland (ZPS) habe die Nachricht vor einigen Tagen ziemlich kalt erwischt. Dass die Riedbahn-Strecke nur wenige Monate vor der Generalsanierung noch einmal gesperrt werden muss, trifft bei Engbarth auf wenig Verständnis. „Wir erwarten von der Deutschen Bahn da eine bessere Bündelung“, kritisiert er.

Mehr zum Thema

Deutsche Bahn

Riedbahn: Ab sofort weniger Züge zwischen Mannheim und Frankfurt

Veröffentlicht
Von
Jessica Scholich
Mehr erfahren
Verkehr

Was die Sperrung der Riedbahn für die Nebenstrecken bedeutet

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren

Denn nun müssen die Aufgabenträger auch für den Zeitraum der Arbeiten Anfang 2024 Ersatzfahrpläne organisieren. Dabei bedeutet schon die Ausarbeitung der Pläne für die Zeit der Generalsanierung einen absoluten Kraftakt. „Die Ersatzfahrpläne ab 15. Juli 2024 befinden sich derzeit in der Endabstimmung“, berichtet Engbarth im Nachgang der Fahrplankonferenz für das VRN-Gebiet am Montag. Die Riedbahn-Sperrung sei dabei nämlich das zentrale Gesprächsthema gewesen.

Ausweichstrecken im Fokus

„Im Wochentakt“ gebe es derzeit Besprechungen der Aufgabenträger. „Noch vor Ostern müssen die Pläne im Detail stehen“, sagt Engbarth. Dabei geht es im Wesentlichen um die beiden - ebenfalls bereits als überlastet geltenden - Ausweichstrecken links und rechts des Rheins sowie um den Schienenersatzverkehr mit Bussen, der auf der Route der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt eingesetzt werden soll.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Auf der linksrheinischen Strecke zwischen Mannheim, Ludwigshafen, Worms und Mainz werden ab dem 15. Juli 2024 stündlich noch zwei Züge verkehren, gibt Engbarth schon einmal einen Einblick in den Ersatzfahrplan. Dabei handelt es sich um einen Zug der Linie S 6 sowie um einen sogenannten Stadtexpress, der laut Engbarth anstatt der Regionalexpress-Linien verkehren wird.

Zugangebot um 50 Prozent reduziert

„Insgesamt nehmen wir auf der linksrheinischen Trasse 50 Prozent der Züge aus dem Rennen“, sagt er. Grund dafür ist, dass der Güter- und Fernverkehr, der sonst über die Riedbahn-Gleise rollen würde, auf die Umleitungsstrecken ausweichen muss und Kapazitäten bindet.

Rechtsrheinisch sind auf der Main-Neckar-Bahn, die von Mannheim/Heidelberg über Weinheim und Darmstadt nach Frankfurt verläuft, im Abschnitt Bensheim bis Friedrichsfeld zu den Hauptverkehrszeiten nur noch zwei statt drei Trassen pro Stunde vorgesehen. Im Halbstundentakt soll ein Regionalexpress verkehren, der bestimmte Haltepunkte nur alternierend anfährt. Auf beiden Rheinseiten werden manche Haltestellen nur mit Bussen angebunden.

Personal für 120 Busse täglich notwendig

Für den Schienenersatzverkehr auf der Riedbahn-Strecke über Biblis sind nach Engbarths Angaben täglich 120 Busse vorgesehen. „Bei einem Zwei-Schicht-Betrieb plus Reserve frage ich mich, woher das ganze Personal dafür kommen soll“, ist er wenig optimistisch. Generell geht den Aufgabenträgern alles ein wenig zu schnell und zu sehr mit der Brechstange. „Wir hätten uns eine Sanierung der Riedbahn in zwei Teilen gewünscht. Zwischen Mannheim und Biblis und zwischen Biblis und Frankfurt“, sagt Engbarth. So hätten die Lasten des Ersatzverkehrs besser verteilt werden können. „Aber jetzt müssen wir da durch.“

Immerhin: „Nach Abschluss der Generalsanierung werden auf der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim für mehrere Jahre keine weiteren größeren Baumaßnahmen mehr erforderlich sein“, versichert der Bahnsprecher.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen