Mannheim, Ludwigshafen. Ein lautes Hupkonzert hallt am Samstagmittag über die Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen. Doch Autofahrer müssen in diesem Moment Geduld zeigen – die Brücke ist für einen besonderen Moment reserviert: Die Teilnehmer zweier großer Cleanup-Aktionen stellen sich zum gemeinsamen Foto auf. „Da müssen die Autofahrer jetzt mal warten“, sagt Uwe Franken, Flussbeauftragter und Organisator der Initiative RhineCleanUp, mit einem Lächeln. „Wir haben schließlich auch etwas für ihre Umwelt getan.“
Ein Tag der Gemeinschaft und Hoffnung
Über 100 Menschen sind an diesem spätsommerlichen Tag an den Mannheimer Rheinterrassen und am Ludwigshafener Ufer unterwegs – darunter viele Kinder mit ihren Familien. Ihr Ziel: Ein Zeichen setzen für den Schutz des Rheins, der Natur und der Zukunft. Ausgerüstet mit Zangen, Handschuhen und Müllsäcken ziehen sie los, um Plastik, Verpackungen und allerlei Unrat einzusammeln. Organisiert werden die beiden CleanUps von den Surfridern Baden-Pfalz und den Stadtfüchsen Ludwigshafen.
Michael Zillekens aus Mannheim ist mit seinen Söhnen Henry (5) und Charlie (3) dabei. „Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dass Mannheim sauberer wird und vor allem unsere Flüsse sauber bleiben“, sagt er und ergänzt: „Das ist ein hohes Gut an Lebensqualität, das diese Flüsse mit sich bringen.“
Eine Gruppe von der Kanu-Gesellschaft Neckarau sammelte sogar vom Wasser aus Müll. „An einigen Stellen war richtig viel Müll“, sagt Judith Mörschel stellvertretend und zeigt auf die Säcke in den Booten.
Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker reiste eigens aus Stuttgart an, um die Aktion zu unterstützen. Ihr Wunsch: „Es wäre schön, wenn wir irgendwann wieder bedenkenlos in unseren Flüssen schwimmen könnten.“ Noch ist das an den meisten Stellen nicht möglich. „Jedes Stück Plastik, das wir heute aus dem Rhein holen, landet nicht im Meer und wird nicht Teil der globalen Verschmutzungskette“, betont Walker.
Die Aktion
- Die Rhine-Cleanup-Initiative ruft seit 2018 jedes Jahr am zweiten Septemberwochenende zu großangelegten Müllsammelaktionen entlang des Rheins und vieler Nebenflüsse auf. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Problematik der Gewässerverschmutzung zu schärfen, die Flussufer zu säubern und ein Zeichen für den Umweltschutz zu setzen.
- Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter www.rhinecleanup.org.
Müllflut in Flüssen: Ein globales Problem
Die RhineCleanUp-Initiative ist Teil einer weltweiten Bewegung gegen die Verschmutzung der Gewässer. Nach Schätzungen von Experten geraten jährlich rund 11 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane – ein Großteil davon über Flüsse wie den Rhein. Der größte deutsche Fluss verbindet sechs Länder, ist Trinkwasserquelle, Verkehrsweg und Erholungsraum für Millionen Menschen. Doch trotz Fortschritten in den vergangenen Jahrzehnten, vor allem durch internationale Zusammenarbeit und strengere Umweltauflagen, bleibt die Belastung durch Plastik und Schadstoffe eine riesige Herausforderung.
Besonders bedrohlich sind Mikroplastik, Zigarettenkippen und Verpackungsreste. Bei der Sammelaktion in Mannheim und Ludwigshafen werden aber auch Drogenutensilien und Lachgaskartuschen gefunden. „Viele Stoffe, etwa Mikroplastik oder Pestizide, werden von Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert und landen so in der Umwelt“, erklärt Uwe Franken. Die Folgen sind dramatisch: Schadstoffe reichern sich in Organismen der Wassertiere an und können letztlich auch dem Menschen schaden.
600 Kilogramm Müll an einem Tag
In Mannheim und Ludwigshafen werden am Samstag insgesamt rund 600 Kilogramm Müll gesammelt. „Das ist richtig viel, was da zusammengekommen ist“, sagt Franken und ergänzt: „So schlimm hatte ich es gar nicht erwartet.“
Die Aktionen am Oberrhein sind aber nur ein kleiner Teil der bundesweiten Bewegung: Über 500 Gruppen beteiligten sich 2025 am RhineCleanUp-Day, von Speyer bis Lampertheim, von Köln bis Düsseldorf. Rund 40.000 Freiwillige säuberten die Ufer von Rhein und 30 weiteren Flüssen – und sammelten bundesweit Tonnen von Abfall ein.
In Düsseldorf etwa waren über 7000 Ehrenamtliche aktiv und sammelten rund 28 Tonnen Müll – acht Tonnen mehr als im Vorjahr. „Ein Ergebnis, das uns eigentlich nicht freuen kann“, sagt RhineCleanUp-Gründer Joachim Umbach. „Da die internationale Politik unfähig ist, die Vermüllung durch Plastik einzudämmen, müssen die Menschen selbst ein Zeichen setzen“, sagt er.
Die Aktionen werden von vielen Seiten unterstützt. Auch die Stadt Mannheim hilft tatkräftig mit. So stellt der Stadtraumservice an diesem Tag an den Rheinterrassen die Greifzangen, Handschuhe und Müllsäcke.
Neben Baden-Württembergs Umweltministerin Walker ist auch ihre rheinland-pfälzische Amtskollegin Katrin Eder vor Ort. Sie dankt den Teilnehmern für ihren Einsatz: „Dieses Engagement stiftet Gemeinschaft, sensibilisiert die Menschen für das Thema Müllvermeidung und schafft einen echten Mehrwert für unsere Umwelt. Das wissen wir sehr zu schätzen“, sagt sie.
Der nächste große RhineCleanUp-Aktionstag ist für Samstag, den 12. September 2026, geplant. Bis dahin könne jeder Bürger jederzeit selbst aktiv werden, sagt Diana Pretzell, 1. Bürgermeisterin in Mannheim: „Bei uns kann jederzeit ein Cleanup angemeldet werden.“ Material zum Sammeln wird dann von uns zur Verfügung gestellt.
Uwe Franken, der über das ganze Jahr Sammelaktionen organisiert, sieht das genauso. Für ihn ist klar: „Jeder gesammelte Müllsack ist ein kleiner Sieg für den Rhein, für die Natur und für uns alle.“
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