Heidelberg. Inspirierend und intensiv: Die 16. Ausgabe des Queer Festivals Heidelberg ist mit der Eröffnungsfeier im Karlstorbahnhof gestartet. „Wir sind happy“, sagt Festival-Mitbegründer Martin J.V. Müller, „wir hatten ein volles Haus, die Stimmung war fröhlich, friedlich und inklusiv. Die Community hat sich gehört und gesehen gefühlt.“ Über 500 Menschen verwandeln am Freitagabend den Saal in ein „Tollhaus“ der Vielfalt, queeren Kultur und Kunst.
Super entspannt: Drag Queen Pam Pengco im Karlstorbahnhof
Diese Vitalität ist ansteckend. 105 Minuten lang dauert die Show. Gespickt mit Highlights – Musik von Harrison McClary, guten Reden und einer Tanz-Performance, in der sich die kreative LSBTIQ+-Community wiedererkennt. Für die lockere Einordnung des Abends hat das Organisationsteam Drag Queen Pam Pengco verpflichtet. Mit ihrer Schlagfertigkeit, Kumpelhaftigkeit und ihrem Wortwitz strapaziert sie die Lachmuskeln. Hinter der schillernden Diva steckt David Kirfel (38) aus Keyenberg/Nordrhein-Westfalen. Alles an Pam Pengco ist super entspannt: Der Habitus als Drag Queen, das Einbeziehen des Publikums, das einstige Outing als homosexueller Mann und die Reaktion der Familie („Wir sind stolz auf Dich“). Die Drag Queen: „Der Job der Eltern ist es, ihr Kind zu lieben – egal wen das Kind liebt.“ Wow.
Pam Pengco zelebriert Stand-up-Comedy vom Feinsten – viva la Diva! Dank „NightWash“ (WDR), „Darf er das?“ (RTL) oder „Comedy Clash“ (SWR) erlangt Autodidakt Kirfel Berühmtheit. Die Drag Queen nimmt alle gleichermaßen auf die Schippe. Frech, offen, selbstironisch. Die Namensfindung des neuen Papstes Leo XIV. karikiert sie: „Und bei Trans-Personen machen wir ein großes Fass auf und kriegen keinen Namen hin.“
Die Beiträge von Karlstor-Geschäftsführerin Cora Maria Malik, Bürgermeisterin Stefanie Jansen und Manuel Rosas Vázquez, Managing Director des Rainbow Cities Netzwerks, berühren. Cora Maria Malik: „Wir wollen beim Queer Festival Begegnungsräume schaffen. Genießt es, hört zu und gebt es weiter.“ Stefanie Jansen über den Spirit: „Nirgendwo werden Menschen empathischer, zugewandter und liebevoller empfangen als von der queeren Community.“ Manuel Rosas Vázquez, „Stimme“ der Rainbow Cities: „Das Festival ist ein Statement. Wir stehen zusammen – wir gehen nicht weg von hier.“
Auf der Bühne ist Bewegungskunst zu sehen, die Selbstbewusstsein ausdrückt
Gegen Ende erreicht die Stimmung den Siedepunkt. Die Voguing-Performance, in den 80er Jahren in der Ballroom-Szene und Untergrund-Subkultur von schwarzen Trans- und Queer-Leuten in Harlem/New York entstanden, sorgt für Ekstase pur – auf der Bühne mit ineinander verschmelzenden Körpern, fliegenden Händen und Beinen der vier Darbietenden. Standing Ovations gibt’s für die Bewegungskunst, die Selbstbewusstsein ausdrückt. Grünen-Gemeinderat Bülent Teztiker (52) ist fasziniert: „Die Energie im Raum war der Hammer!“ Dann wird Teztiker, bekannt als DJ Boulevard Bou, beim Thema Vielfalt und Chancengleichheit ernst: „Wir schaffen als Gesellschaft Rahmenbedingungen für queere Menschen. In einer Demokratie müssen die Stärkeren die Schwächeren schützen. Demokratie ist kein Zuschauer-, sondern ein Mitmachsport.“
Das Mitmachen hat beim Festival (bis 28. Mai) für queere wie nicht-queere Menschen begonnen. Inklusive von Lebensfreude, Toleranz und Kulturbeflissenheit.
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