Veranstaltungsszene - Ausrichter von Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Weinfesten sind wie Wirte teilweise ratlos, wo die Aushilfen sind  

Personalnot: Eventbranche an Rhein und Neckar vor Engpässen

Von 
Stephan Alfter
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Gastronomie, Hotellerie und Veranstalter von großen Festen sind auf junges Service-Personal angewiesen, das derzeit nicht zur Verfügung steht. © Steffen Beck/Foonax

Speyer/Heidelberg. Am Wochenende eine große Hochzeitsfeier gehabt? Dann bleibt zu hoffen, dass genug Servicepersonal da war. Davon gibt es derzeit nämlich nicht sehr viel. Man trägt keine Eulen nach Athen, wenn man feststellt, dass die Veranstaltungsbranche unter Corona wirtschaftlich mit am meisten gelitten hat. Die Folgen spüren die Firmen jetzt, da die Lage sich allmählich zu normalisieren beginnt, weiterhin intensiv. Philipp Stadter ist gemeinsam mit Benjamin Nahstoll Gründer und Geschäftsführer von Foonax Events mit Sitz im suburbanen Speyerer Industrie-Hof. Noch ist nicht Highlife angesagt im Unternehmen, das etwas mehr als 25 fest angestellte Mitarbeiter beschäftigt.

Die Monate Juni bis Oktober gelten hier als Zeit, in der der Rubel rollen muss. Mehr als 100 Veranstaltungen richtet Foonax in diesem Jahr in der gesamten Metropolregion im Radius von etwa 50 Kilometern rund um die Domstadt ungefähr aus. Darunter feste Bewirtungen wie im Industrie-Hof selbst und beispielsweise in Netts Landhaus bei Neustadt. Umsatzzahlen im niedrigen siebenstelligen waren vor der Pandemie angepeilt. Inwiefern sich das wieder erreichen lässt, ist wesentlich von der Frage abhängig, ob sich wieder genügend Aushilfen rekrutieren lassen. Das sei mal ein Pool von 40 bis 50 meist jungen Menschen gewesen, derzeit seien es nur noch zehn, sagt Philipp Stadter, der damit ein Problem nennt, das in der Eventbranche virulent ist und mittelfristig Firmen den Kopf kosten könnte.

Foonax bewirbt sich bei Aushilfen

Studentische Kräfte seien Mangelware. Und alle fragen sich: Wo sind die alle abgeblieben? Eine Antwort besteht zunächst aus Mutmaßungen. Zuvorderst nennt Stadter die Unsicherheit über Dauer der Beschäftigung und die damit verbundenen Verdienstmöglichkeiten. „Wenn ich im Supermarkt Regale einräume, dann ist das eine verlässliche Einkommensquelle“, sagt Stadter über die Befürchtungen mancher Aushilfen, die Corona-Pandemie sei noch immer nicht ausgestanden und das Virus feiere ein Comeback im Herbst.

Zurück in die Zukunft

  • Bereits zu Beginn von Corona haben mehrere Speyerer Firmen und Künstler vereinbart, nach der Pandemie „das größte Happenig seit Corona“ zu feiern.
  • Es wurden viele Tickets für eine Party verkauft, für die es weder Konzept noch ein Datum gab. Der Vorverkauf wurde fleißig genutzt.
  • Inzwischen stehen Konzept („Zurück in die Zukunft“) und Datum fest. Am 14. Mai findet die Party am Rheinstrand Speyer und in der Halle 101 Speyer statt. Vier DanceFloors, zehn DJs, 15 Stunden Party.

Das wiederum würde zu Jobverlust und Einnahmeausfällen führen. Mit Blick auf diverse Neustarts in den vergangenen beiden Jahren, sagt Stadter, dass man in der Branche eigentlich Dauerlauf gewohnt sei. Während der Pandemie seien aber „Raketenstarts und Sprints“ notwendig geworden. Selbiges führt nun zu der ebenso ungewohnten wie skurrilen Situation, dass sich nicht freie Mitarbeiter bei Foonax bewerben, sondern sich das Unternehmen bei Mitarbeitern bewirbt. Eigens dafür ist etwa eine Veranstaltung im Speyerer Industriehof-Garten geplant. Bei freien Drinks und Party-Atmosphäre will Foonax am Montag, 11. Mai, 18 Uhr, Menschen anwerben, die über den Sommer als Service-, Logistik-, oder Spülkräfte auf Hochzeiten und anderen Partys wirken.

So ganz sicher, ob der Plan aufgeht, ist sich aber niemand. Denn: Auch der eigene Kalender spiele eventuell eine Rolle bei der Frage, welchen Job junge Menschen sich zum Zusatzverdienst aussuchen. Eine Menge Partys, die während der Corona-Zeit nicht gefeiert worden sind, seien womöglich auch Hinderungsgrund für einen Einsatz als Aushilfe an einem Samstagabend.

Testzentren zahlten besser

Christoffer Bräuning (kleines Bild oben), Standortleiter der Personal-Leasing-Firma „Service Allstars“ in Heidelberg, kann das in Teilen bestätigen. Auch bei jungen Aushilfs-Kräften gehe es um eine gewisse Work-Life-Balance. Gerade in der Gastro- und Hotellerie-Szene herrschten zum Teil noch raue Bedingungen und vielfach auch andere Tarife und Arbeitszeiten als etwa in einem Corona-Testzentrum, wo 15 bis 18 Euro pro Stunde gezahlt worden seien. Service Allstars“ zahlt ungelernten Kräften zwölf Euro pro Stunde. So handhabt das die Speyerer Firma Foonax auch. Pro Woche bewerben sich bei Bräuning derzeit drei bis vier Kräfte. Vor Corona seien das deutlich mehr gewesen. Engpässe werden immer sichtbarer.

Mehr dazu: https://www.mein-event.de/aushilfsjob

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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