Klimaschutz

Offener Schlagabtausch am Speyerer U-Boot-Landeplatz

Von 
Stephan Alfter
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Harte Diskussion am vorgesehenen Anlandeplatz des U-Boots am Speyerer Altrhein. © Stephan Alfter

Speyer. Exakt dort, wo am 17. Mai das umstrittene U-Boot des Technik Museums anlanden soll, ist es am frühen Mittwochabend zum offenen Schlagabtausch zwischen der Speyerer Umweltdezernentin aus den Reihen der Grünen und Mitgliedern aus dem Naturschutzbeirat sowie des Umweltausschusses gekommen. Das 500 Tonnen wiegende Gerät, eine Leihgabe der Bundesepublik Deutschland, erregt seit Wochen die Gemüter, weil für seinen Zwischenstopp in Speyer auf dem Weg nach Sinsheim ein Kahlschlag auf 0,8 Hektar im Speyerer Auwald stattgefunden hat. Dieser sei nach Begründung eines Vertreters des Technik Museums notwendig gewesen, weil man das 48 Meter lange U-Boot aus dem Wasser rangieren müsse und direkt gegenüber des Ufers der Wald beginne. Das sei bei anderen Transporten im Jahr 2002 und im Jahr 2011 auf dieselbe Art und Weise gehandhabt worden.

Vorwurf: Nicht ausführlich geprüft

Dieses Anlanden - so der Vorwurf der Grünen-Fraktion im Speyerer Stadtrat - sei von der Parteikollegin gestattet worden, ohne alle Belange des Natur- und Artenschutzes einer ausführlichen Prüfung unterzogen zu haben. Teile dieser Genehmigungen gebe es bis jetzt noch nicht, obwohl das Boot bereits am Freitag auf den Weg von Kiel nach Rotterdam gebracht wird, um anschließend in einem Schubverband den Rhein hinauftransportiert zu werden.

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U-Boot-Landung soll verhindert werden

Das Ziel der Gegner, das insbesondere Volker Ziesling als Mitglied des Umweltausschusses immer wieder formulierte, ist die Verhinderung des Anlandens in der Domstadt. Dafür erstattete die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen sogar eine Anzeige gegen Unbekannt bei der Kriminaldirektion in Ludwigshafen wegen "Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete". Am Mittwochabend ging die betroffene Umweltdezernentin Irmgard Münch-Weinmann in die Offensive.

Verantwortliche Dezenernentin: "Mich schmerzt jeder Baum"

"Mich schmerzt jeder Baum, der verschwindet", sagte sie vor etwa 30 Interessierten. Ihre Aufgabe als Vertreterin der Stadtverwaltung sei es jedoch, Interessen aus der Bevölkerung gegeneinander abzuwägen. Das Technik Museum zahle beispielsweise Gewerbesteuer sagte sie gegenüber dieser Redaktion. Die Fläche sei auch nicht gerodet worden, wie es in der Anzeige formuliert sei, sondern hier liege ein Kleinkahlschlag vor. Vor der Bewuchsbeseitigung habe eine Sichtkontrolle hinsichtlich der Lebensstätten von Vögeln und Fledermäusen stattgefunden, verteidigte sich die Umweltdezernentin vor Publikum.

Speyer ist nur Zwischenstopp

Nach dem Anlanden in der Domstadt soll das U-Boot nur für eine begrenzte Zeit im dortigen Technik Museum bleiben. Nicht als Ausstellungsstück, sondern um Teile auszubauen und um es zu drehen. So wie es in Speyer ankommt, passt es nicht unter der "Alten Brücke" in Heidelberg hindurch, weil es an der höchsten Stelle zehn Meter misst. Im Technik Museum legt man es daher um und bringt es dann wieder auf den Fluss, um es nach Sinsheim zu schippern, wo es dann tatsächlich als Exponat begutachtet werden kann. Dass man es nicht von Anfang an dreht, um den Zwischenschritt in Speyer zu ersparen, begründete der ebenfalls anwesende Spediteur Heinz Rößler damit, dass der Schwerlastkran in Kiel, den man dafür brauche, ab Anfang Mai einer Revision unterzogen werde. Deshalb müsse das U-Boot die Stadt am Freitag verlassen. Grünen-Fraktionsvorsitzende Hanna Heller stellte insofern eine wichtige Frage: "Es geht als um Kranverfügbarkeit versus Speyerer Auwald?" Das konnte der Spediteur letztlich nicht verneinen.

Was geschieht mit der kahlen Fläche?

Münch-Weinmann war es wichtig zu betonen, dass das Anlanden an der Stelle, an der auch die Rheinhäuser Fähre liegt, quasi alternativlos sei. Zur Prüfung sei vom Technik Museum auf eigene Rechnung ein Speyerer Ingenieurbüro beauftagt worden. Der zuständige Mann ist hier Manuel Dünzl. Er legte dar, warum fünf weitere Orte nicht tauglich seien, um ein solches Ungetüm an Land zu holen. Größtenteils nannte er Sicherheitsgründe.

Unklar ist derweil, was mit der kahlen Fläche geschieht, wenn das U-Boot angekommen ist. Überlässt man sie sich selbst? Hält man sie für weitere Transporte dieser Art bereit? Nutzt man sie in anderer Form, auch wenn in direkter Nähe ein Amphibienteich liegt. Über diese Frage müsse auch der Stadtrat befinden, äußerte ein Mitglied des Naturschutzbeirates. Die Diskussionen sind nicht beendet (weiterer Bericht folgt).

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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