Corona-Schnelltest (mit Fotostrecke)

Neues Test-Center in der Ludwigshafener Walzmühle eröffnet

Von 
Bernhard Zinke
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Eine Mitarbeiterin nimmt im Schnelltestcenter in Ludwigshafen durch ein Loch in der Scheibe den Rachenabstrich bei Michael Callies vor. © Bernhard Zinke

Rhein-Neckar. Marcel Beikirch schiebt das Wattestäbchen durch das Loch in der Scheibe, das mit einem dicken roten Kreis gekennzeichnet ist. „Jetzt mal bitte ,Aaaah’ sagen. Und die Zunge bitte unten lassen“. Drei Sekunden später hat der junge Mann, der bei der Bundeswehr im Sanitätsdienst gearbeitet hat, die Probe ganz hinten im Rachen eingesammelt. Jetzt beginnt eine kurze Wartezeit.

Das Wattestäbchen wird zwei Minuten lang in eine Pufferlösung getaucht. Dann träufelt Beikirch die Flüssigkeit auf einen Teststreifen. Der sieht aus wie ein Schwangerschaftstest. An der Seite steht der Buchstabe T, darüber ein C. Im Idealfall taucht nur ein dicker blauer Streifen neben dem C auf. Gesellt sich ein weiterer Streifen neben dem T dazu, hat der Kunde ein Problem. Dann hat das Wattestäbchen nämlich Coronaviren im Rachen aufgesammelt. Binnen einer Viertelstunde liegt das Ergebnis vor.

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„Es ist eine Momentaufnahme - nicht mehr und nicht weniger“, sagt Lennart Thilmann. Der Mannheimer Neurologe ist der ärztliche Leiter des neuen Antigen-Testcenters in der Ludwigshafener Walzmühle, das am Samstag direkt gegenüber des neuen Impfzentrums eröffnet hat. Das bedeute, dass man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Coronaviren im Rachen hat und demnach auch nicht ansteckend ist.

Wenn man bis zu fünf Tage vorher in Quarantäne war, sei die Wahrscheinlichkeit bei einem negativen Schnelltest sehr groß, dass man seine Verwandten beim Weihnachtsbesuch nicht anstecke. „Das gilt natürlich nur bis zum nächsten Sozialkontakt“, warnt Thilmann.

Wer den Doppelstreifen auf seinem Test hatte, bekommt den dringenden Rat, sich sofort in Quarantäne zu begeben und seinen Hausarzt zu kontaktieren. Denn bei einem positiven Ergebnis ist ein - gründlicherer - PCR-Test nötig. Lennart Thilmann bespricht dann mit dem Kunden telefonisch, was zu tun ist - beispielsweise schon einmal die nächsten Angehörigen oder direkten Kontaktpersonen über das Testergebnis zu informieren.

Wie sehr ein solcher Test nützlich sein kann, beweise ein Beispiel, dass sich am Freitag im Testcenter in Egelsbach (Kreis Offenbach) abgespielt habe. Ein Mann habe sich beim Hausarzt mit leichtem Halskratzen testen lassen. Diesem war das zu wenig für einen PCR-Test. Da der Mann aber mit seinen Eltern Weihnachten feiern wollte, die an der Lungenkrankheit COPD leiden, wollte er es dennoch genauer wissen und machte den Antigen-Schnelltest - Ergebnis: positiv. Der Mann wird jetzt nicht mit seinen Eltern feiern. Auch an diesem Samstagmorgen in Ludwigshafen hat das Testcenter bei etwa 100 Kunden drei positive Testergebnisse ergeben.

„Keine letzte Sicherheit“

Betrieben wird das Center von dem Unternehmen SI Trading, einem Mannheimer Logistiker, der medizinische Schutzausrüstung vertreibt. Auch Jonas Seidel von SI Trading betont: „Der Test gibt keine letzte Sicherheit“. Aber er sei eine gute Basis für die Abwägung des Risikos beispielsweise für den Verwandtenbesuch an Weihnachten.

Ein Test kostet 49 Euro. „Es ist schließlich auch unser wirtschaftliches Risiko“, betont Seidel. Testkits und Personal müssten bezahlt werden, ebenso die Miete des Raums in der Walzmühle. Die Nachfrage ist in Ludwigshafen auf jeden Fall vorhanden. Es ist kein Riesenansturm da, aber die Schlange am Eingang wird nicht kürzer . Für Ulrike (29) und Jonas (32) ist der Test die 49 Euro auf jeden Fall wert. „Wir wollen sicher sein, dass wir nicht etwas anschleppen, was wir nicht anschleppen wollen“, sagt die Mannheimerin. Sie möchten die Eltern an Weihnachten besuchen und werden nach dem Test mit niemandem mehr Kontakt haben. Für Louisa Baumann ist der Test ebenfalls ein wichtiger Indikator. Die Psychotherapeutin hatte Kontakt zu einem Corona-Positiven, war aber keine Kontaktperson der ersten Kategorie, bekam deshalb keinen PCR-Test. „Ich will einfach auf Nummer Sicher gehen“.

Auch Hans Hechler ist von Mannheim herübergekommen, um sich testen zu lassen. „Es ist eine Schande, dass es im ganzen Rhein-Neckar-Kreis kein Schnelltest-Center gibt“, ärgert er sich. 120 Center im ganzen Land, aber keins in Mannheim oder Heidelberg. das sei nicht in Ordnung. Weil er aber Freunde in Nizza besuchen will, die schon älter als 70 Jahre alt sind und eine Rücken-Operation hinter sich haben, sei es besser, sich testen zu lassen.

Gegen Schnelltests sei nichts zu einzuwenden, wenn sie „im Rahmen einer strukturierten Teststrategie“ angeboten werden, sagt Andreas Welker, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, auf Nachfrage. Dazu gehöre, dass gesichert sein müsse, dass jeder positive Schnelltest immer auch mit einem PCR-Test abgesichert werde.

Skeptisch sieht der Vorstandsvorsitzende der Heidelberger Universitätsklinik, Ingo Autenrieth, Schnelltests in der Hand von Laien oder gewinnorientierten Firmen. Die Qualität einzelner Testtypen schwanke „zum Teil dramatisch“. Bei Preisen von um die 50 Euro pro Test vermutet er eher „Geldmacherei“, zumal die Materialkosten zwischen 15 und 25 Euro lägen. Die besten Ansprechpartner seien in jedem Fall die (Haus-)Ärzte.

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