Mobilität

Neue Rheinfähre Altrip-Mannheim: Wann das Schiff kommt und was es kann

Nach langem Vorlauf wird jetzt gebaut: In einer Werft bei Bonn entsteht die neue Fähre Altrip-Mannheim. Das Schiff muss ganz besondere Herausforderungen meistern können, die im Fahrgebiet vorherrschen

Von 
Julian Eistetter
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Rhein-Neckar. In einer Halle in Mondorf bei Bonn wird in den kommenden Monaten ein Stück Mobilität für die Metropolregion Rhein-Neckar zusammengeschweißt. Denn dort, in der Lux Werft, entsteht die neue Rheinfähre, die ab dem Spätsommer 2025 zwischen Altrip und Mannheim über den Fluss pendeln soll. Das Schiff wird größer als sein in die Jahre gekommener Vorgänger und optimal an die örtlichen Bedingungen angepasst. Diese haben sich im Laufe der Jahre nämlich verändert und bringen große Herausforderungen mit sich. Die neue Fähre muss gewissermaßen ein Alleskönner werden.

Grundsatzbeschluss schon 2018: Warum der Bau der neuen Rheinfähre jetzt erst beginnt

Vom Beschluss zur Anschaffung eines neuen Schiffes bis zu dessen Jungfernfahrt wird letztlich sehr viel Wasser den Rhein heruntergeflossen sein. Denn schon im Januar 2018 war man sich einig, dass es mit dem bisherigen Verkehrsmittel nicht langfristig weitergehen kann. Was dann folgte, war zunächst eine lange Erkundung des Marktes, wie Jürgen Jacob, Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip GmbH, im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. „Wir haben zahlreiche Ingenieure abgeklappert und einen Grundplan erstellen lassen“, sagt er.

Die Genehmigung für das Projekt wurde 2019 beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt beantragt, im August 2021 erfolgte die Freigabe. 2022 wurde dann europaweit ausgeschrieben, im September 2023 erhielt die Lux Werft schließlich den Zuschlag. „Ein langwieriges Verfahren“, wie Jacob einräumt.

Neues Schiff kann mehr Autos auf einmal zwischen Altrip und Mannheim transportieren

Für ihn ist die Anschaffung des neuen Fährschiffes sein „letztes Meisterstück“ und gewissermaßen sein Baby, wie er sagt. Denn im Jahr 2026 wird er als Geschäftsführer der Gesellschaft aufhören. Umso erleichterter ist er, dass das Projekt jetzt vorangeht. „Das Schiff soll im September 2025 da sein, das sagt die Werft zu“, kündigt er an.

54 Meter lang, 14 Meter breit und versehen mit vier sogenannten Pump-Jet-Antrieben: Die Dimensionen der neuen Fähre sind enorm. Das alte Schiff ist 46 Meter lang und 11,20 Meter breit. Künftig wird es eine ganze Spur mehr geben, wie Jacob berichtet. „Diese ist für Fußgänger und Radfahrer vorgesehen, damit diese nicht mehr so zwischen den Autos stehen müssen“, erklärt er. Statt den derzeit 21 Pkw können künftig 34 Autos pro Fahrt übergesetzt werden.

Die größeren Ausmaße seien jedoch nicht einfach nur gewählt worden, um mehr Verkehrsteilnehmer auf einmal transportieren zu können. „Es geht uns auch darum, mehr Auftrieb zu bekommen“, so Jacob. Das sei gerade im Flachwasser wichtig, damit das Schiff nicht über den Kiesboden schrammt.

Warum das Thema Niedrigwasser beim Bau der neuen Altriper Fähre besonders wichtig ist

Das Thema Niedrigwasser spielt für die Altriper Rheinfähre eine ganz entscheidende Rolle. Immer wieder musste in den vergangenen Jahren rund um die Anlegestelle auf rheinland-pfälzischer Seite Kies ausgebaggert werden, um einen Weiterbetrieb zu gewährleisten. Das neue Schiff soll auf diese Anforderungen perfekt ausgerichtet sein. So ragen die Jet-Antriebe, die die bisherigen Propeller ersetzen, nur noch 10 bis 20 Zentimeter unter dem Rumpf ins Wasser. Generell soll das Schiff nur noch einen Tiefgang von rund 75 Zentimetern haben, derzeit sind es etwa 1,10 Meter. „Künftig werden uns 30 Zentimeter Wasser unter dem Rumpf für einen Betrieb ausreichen“, so der Geschäftsführer.

In Zeiten von Niedrigwasser muss regelmäßig die Fahrrinne ausgebaggert werden, um den Fährbetrieb bei Altrip aufrecht zu erhalten. Hier im Jahr 2018 © Thomas Tröster

Die Werft muss beim Bau der Fähre einen Spagat meistern, wie Geschäftsführer Rainer Miebach auf Anfrage dieser Redaktion berichtet. „Das Fahrtgebiet ist eine besondere Herausforderung, da hier sehr gegensätzliche Bedingungen gegeben sind“, sagt er. „Auf der einen Seite Niedrigwasser, hohe Anforderungen an den Tiefgang und somit an das Gewicht der Fähre. Auf der anderen Seite hohe Strömungsgeschwindigkeit und damit hohe Anforderungen an die benötigte Leistung und die Manövrierfähigkeit“, erklärt er.

Generell hätten sich die Anforderungen an Fähren in den vergangenen Jahren gewandelt. „Die Bedingungen sind in beiden Richtungen extremer geworden. Extreme Niedrigwasserphasen wechseln mit starkem Hochwasser ab“, sagt Miebach. Daneben sei auch das Verkehrsaufkommen auf dem Rhein höher, sehr große, stark motorisierte Einheiten seien auf dem Fluss unterwegs. Und letztlich müsse auch die Technik stetig weiterentwickelt werden, um Immissionen wie Abgas, Lärm und auch dem Thema Sicherheit genüge zu tun.

Die Lux Werft ist auf Fähren spezialisiert. Sie hat etwa die "Mary Roos" gebaut, die bei Rüdesheim über den Rhein pendelt. © Boris Roessler

Wird die neue Fähre perspektivisch mit grünem Wasserstoff angetrieben?

Für die Altriper Fähre wurde als Antriebsform ein Elektromotor gewählt, der durch Diesel-Generatoren betrieben wird. „Die optimale Lösung zu finden, hat eine Weile gedauert“, räumt Jürgen Jacob ein. Man habe sich mit vielen Vorschlägen befasst. Für die dieselelektrische Antriebsform habe unter anderem auch den Ausschlag gegeben, dass er perspektivisch auf einen Wasserstoff-Antrieb umgerüstet werden kann. Aktuell befindet sich das Projekt nach Angaben der Werft in der Detailkonstruktion. Die Kiellegung soll in den nächsten Wochen erfolgen und damit der Startschuss für die Bauarbeiten.

Für das neue Schiff investiert die Rheinfähre Altrip GmbH - Anteilseigner sind die Stadt Mannheim, der Rhein-Pfalz-Kreis und die Gemeinde Altrip - einen mittleren bis höreren einstelligen Millionenbetrag. Durch die andauernden Verkehrsbehinderungen durch die Großprojekte an den Hochstraßen in Ludwigshafen sieht Jacob auch für die Zukunft einen großen Bedarf für eine Fähre. „Wir bleiben gefordert und sind unverzichtbar“, betont der Geschäftsführer. Das gilt auch trotz der Untersuchungen des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN), zwischen Mannheim und Altrip eine Seilbahn als Verkehrsmittel zu errichten.

Was mit der aktuellen Rheinfähre nach dem Spätsommer 2025 passieren soll

Bestand werde die Fähre auch wegen des speziellen Gefühls haben, das beim Übersetzen entstehe, ist Jacob überzeugt. Auch das alte Schiff wird im Übrigen noch nicht ausgemustert: „Die Fähre geht auf den Gebrauchtmarkt und wird weiterfahren. Die Dinger sind sehr gefragt.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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