Schiffsverkehr - Altrip, Mannheim und Rhein-Pfalz-Kreis wollen 3,5 Millionen Euro investieren / Inbetriebnahme bis 2020 geplant

Neue Fähre für mehr Passagiere

Von 
Meena Stavesand
Lesedauer: 
Seit 1992 setzt diese Fähre zwischen Mannheim und Altrip im Jahr Hunderttausende Pendler über. In zwei Jahren soll sie ersetzt werden. © Prosswitz

Altrip. Während im Altriper Rathaus die Gesellschafter über die Zukunft der 26 Jahre alten Rheinfähre diskutieren, liegt diese wenige hundert Meter entfernt still am Ufer. Der Grund ist kein materielles Problem, sondern das Hochwasser. Dennoch: Die Fähre sei mittlerweile „an die Grenze ihrer technischen Betriebszeit gekommen“, sagt Mannheims Bürgermeister Lothar Quast als Vorsitzender der Rheinfähre Altrip GmbH. Reparaturen im sechsstelligen Bereich müssten folgen, um einen reibungslosen Betrieb weiterhin zu gewährleisten. Doch die Gesellschafter (Stadt Mannheim, Gemeinde Altrip und Rhein-Pfalz-Kreis) haben gestern entschieden, in ein neues Schiff zu investieren.

Steigerung von 20 Prozent

„Wir schätzen die Kosten auf etwa 3,5 Millionen Euro“, sagt Jürgen Jacob, Altrips Bürgermeister und gleichzeitig Geschäftsführer der Rheinfähre-GmbH, nach der Versammlung. Dieses Geld könne aus der Liquidität der Gesellschaft gezahlt werden. „Wir haben die wirtschaftliche Entwicklung der Rheinfähre-GmbH beobachtet, sie ist stabil. Darum können wir die alte Fähre durch eine neue ersetzen“, ergänzt Bürgermeister Lothar Quast. Die Gesellschaft müsse kein zusätzliches Geld aufnehmen, heißt es. Ende dieses Jahres wollen die Verantwortlichen den Auftrag vergeben haben, 2020 planen sie mit dem neuen Schiff. „Es ist eine Investition in die Zukunft“, sagt Quast, die aber nicht nur als Stabilisierung oder Verbesserung der angespannten Verkehrssituation in der Region gesehen werden kann. Es gehe darum, dem kontinuierlich steigenden Passagieraufkommen gerecht zu werden. „Die Fähre“, so Bürgermeister Quast weiter, „spielt für den links- und rechtsrheinischen Verkehr eine wichtige Rolle.“

Durch ein modernes Schiff werde die Betriebssicherheit erhöht und gleichzeitig die Effizienz gesteigert. Das heißt: Die neue Fähre soll mit jeweils vier Motoren und Antriebspropellern ausgestattet sein, um eine Wartung oder Reparatur auch im Betrieb durchführen zu können. Das soll Ausfälle vermeiden. Weiter planen die Gesellschafter mit der schnelleren Fähre täglich 40 Einzelfahrten mehr – eine Steigerung von 20 Prozent. So würde der Verkehr auf dem Rhein entzerrt werden.

Größer soll das neue Schiff allerdings nicht werden. „Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung gibt aus Sicherheitsgründen vor, die bisherigen Ausmaße mit einer Länge von 46 Metern und einer Breite von elf Metern nicht deutlich zu überschreiten. Dennoch kann es durch eine andere Bauart gelingen, statt 21 dann 24 Autos aufzuladen“, erklärt Landrat Clemens Körner vom Rhein-Pfalz-Kreis. „Aber wir stehen noch ganz am Anfang unserer Planungen“, schiebt er hinterher. Körner freut sich über die neue Anschaffung, sieht er den Fährverkehr zwischen Mannheim und Altrip doch als „ein ganz besonderes Angebot – und auch als eine Art Entschleunigung. Darum ist es richtig, diese Verbindung zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz aufrechtzuerhalten.“

685 000 Autos im Jahr

Die Zahlen des Fährbetriebs sprechen eine deutliche Sprache. Jürgen Jacob erläutert, dass die Leistungsfähigkeit des Schiffs „derzeit voll ausgereizt ist“. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die Umsätze verdoppelt.

„Jährlich werden – mit steigender Tendenz – 685 000 Autos und 150 000 Fahrradfahrer transportiert. Am Tag sind es etwa 2000 Fahrzeuge“, erklärt Bürgermeister Jacob, der den damit zunehmenden Verkehr für die pfälzische Gemeinde zwar als „nicht unerheblich“ beschreibt, aber auch keine starke Belastung wahrnehme. „Es fahren bei jeder Tour 20 Autos durch den Ort, dann ist erst einmal wieder Ruhe.“ Die Bürger würden laut Jacob auch den Vorteil der Rheinfähre selbst erkennen, „ein Großteil der Nutzer kommt schließlich aus Altrip“.

Geschichte der Rheinfähre – von 1262 bis heute

Die Fährstelle Altrip-Mannheim wurde im Jahr 1262 erstmals urkundlich erwähnt. Ab der Industrialisierung verstärkte sich der Verkehr bis heute.

1955 gründete die Stadt Mannheim, der damalige Landkreis Ludwigshafen und die Gemeinde Altrip die Rheinfähre Altrip GmbH.

Die erste Motorfähre kam 1958 mit einer Kapazität von zehn Autos.

2011/2012 wurde die heutige Fähre, die seit 1992 transportiert, erweitert. Sie fasst 21 Autos. Das neue Schiff soll 24 Wagen laden können. ena

Redaktion Reporterin in der Lokalredaktion. Schwerpunkte: Soziales, Senioren, Medizin, Kommunalpolitik, junge Themen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen