Pläne für Neubau

Nach Großbrand in Walldorf: Wie die Bäckerei Rutz aus der Not eine Tugend macht

Die Ruine der Bäckerei Rutz wird ab Mittwoch abgerissen. Im Gespräch erklärt der Seniorchef, warum die Zeit für einen Neubau drängt und was es mit den aktuellen Facebook-Aktivitäten auf sich hat

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Julian Eistetter
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Bei einem Großbrand am 25. Dezember 2022 wurde die Produktionshalle der Bäckerei Rutz in Walldorf vollständig zerstört. © René Priebe

Walldorf. Etwa acht Wochen ist es jetzt her, dass die Produktionsstätte der Bäckerei Rutz in Walldorf in Flammen aufging und das Lebenswerk von Eugen Rutz quasi vor seinen Augen zu Schutt und Asche zerfiel.

Die Ursache für das verheerende Feuer wird wohl ungeklärt bleiben, zumindest die Ermittlungen der Behörden haben nichts Konkretes ergeben. Und deshalb ist der Blick des Seniorchefs stets nach vorne gerichtet. Schritt für Schritt steuert er mit seinem Team aus der Misere heraus. Im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet er von den neusten Entwicklungen.

Bagger rollen an

Schon an diesem Mittwoch sollen nach Rutz’ Angaben die Bagger für den Abriss der Brandruine im Walldorfer Gewerbegebiet anrollen. Nachdem die Arbeiten Mitte Januar ausgeschrieben worden waren, ging die Vergabe recht zügig über die Bühne. „Der Abriss der alten Backstube soll in sechs Wochen abgeschlossen sein“, kündigt Rutz an.

Parallel dazu werde bereits intensiv der Neubau an selber Stelle vorbereitet. „Wir haben fast täglich Planungssitzungen“, berichtet der Seniorchef. Wann mit den Bauarbeiten begonnen werden kann, ist allerdings noch nicht absehbar. „Der Prozess ist zäh, und es gibt keine Garantien“, so Rutz.

Warum es mit dem Neubau schnell gehen muss

Fest steht nur, dass der zeitliche Druck hoch ist. Denn die derzeitigen Umsatzeinbußen werden dem Unternehmen nicht uneingeschränkt von der Versicherung erstattet. „Es gibt nur einen bestimmten Betrag und das auch zeitlich limitiert. Ein rascher Neubau hat also allerhöchste Priorität“, betont der Bäcker. Der Neubau in Walldorf soll dabei etwas größer werden als die alte Backstube.

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Bis dahin wird jedoch auf jeden Fall noch einige Zeit vergehen. Zur Überbrückung hat Rutz jetzt eine kleine Backstube in Meckesheim gefunden, die vom Voreigentümer übernommen werden kann. „Der Kollege hat seine Bäckerei geschlossen“, erläutert der Seniorchef. Aktuell räume der Inhaber die rund 300 Quadratmeter große Backstube aus. „Ab Ende dieser Woche wollen wir dann mit der Reinigung und Renovierung vor Ort beginnen.“

Kleine Backstube wird modernisiert

Zu tun ist einiges, denn es müssen ein neuer Ofen, ein neuer Gärschrank und eine neue Teigmaschine angeschafft werden. „Wir müssen die Einrichtung technisch modernisieren, um zeitgemäß arbeiten zu können“, erläutert Rutz. In der kleinen Backstube in Meckesheim sollen dann ab der letzten Märzwoche wieder originale Rutz-Produkte hergestellt werden, etwa 15 bis 20 verschiedene Backwaren. „Wenn das dann läuft, brauchen wir auch eine oder zwei Bezugsquellen, die uns derzeit noch beliefern, nicht mehr“, spricht Rutz von einer logistischen Erleichterung. Aktuell beliefern fünf Kollegen - überwiegend aus dem schwäbischen Raum - die in Not geratene Bäckerei mit Waren.

Noch nicht alle Versicherungsfragen geklärt

Alle Versicherungsfragen sind nach dem Brand, bei dem am ersten Weihnachtsfeiertag ein Millionenschaden entstanden ist, noch nicht geklärt. „Wir haben uns auch etwas gewundert, dass das so lange dauert. Aber der Gutachter der Versicherung hat wohl erst diese Woche seinen Bericht an Polizei und Staatsanwaltschaft weitergegeben“, so Rutz. „Wir gehen aber davon aus, dass es keine Probleme gibt. Sonst hätten wir davon sicher schon erfahren.“

Produkte werden auf Facebook angekündigt

In den Sozialen Netzwerken macht die Bäckerei Rutz indes inzwischen aus der Not eine Tugend. Auf dem Facebook-Kanal der Seite werden regelmäßig neue Original-Produkte angekündigt, die in wenigen Tagen wieder in den 24 Filialen in den Auslagen liegen. „Ihr sagt: ,Bitte her mit der Dinkelflocke!‘ - Wir sagen endlich wieder: ,Gerne doch.‘ Denn ab morgen ist unsere Dinkelflocke zurück. Erhältlich immer dienstags, donnerstags und samstags“, lautet etwa der neuste Eintrag. Bei den Nutzerinnen und Nutzern kommt das gut an. „Generell halten uns die Kunden auch in dieser schwierigen Zeit die Treue“, freut sich Eugen Rutz.

Mit den Aktivitäten bei Facebook will die Bäckerei wichtige und aktuelle Informationen weitergeben und insbesondere den Kontakt zu den Kunden aufrecht erhalten. „Wir wollen ja nicht in Vergessenheit geraten und zeigen, dass es uns weiterhin gibt“, sagt Rutz. Denn auf dem Weg zurück zu einem profitablen Geschäft ist es noch ein weiter Weg, auf dem jeder Kunde zählt.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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