Metropolregion. Die Region hat es in der Vergangenheit mehrfach schmerzlich erlebt: Die Hochstraße Süd in Ludwigshafen musste genauso wie der Mannheimer Fahrlachtunnel aus massiven Sicherheitsbedenken Knall auf Fall gesperrt werden. Wie geht man um mit Sondersituationen im Verkehr, die sich nicht planen lassen?
Was, wenn eine Brücke, ein Tunnel oder eine Straße plötzlich wegen eines Unglücks oder eines Wetterereignisses nicht mehr zur Verfügung steht? Lösungen soll ein digitales Verkehrsmanagement bieten, das aktuell unter der Federführung des rheinland-pfälzischen Verkehrsministeriums entwickelt wird. Es ist eines der Vorhaben, die im Mobilitätspakt der Metropolregion vereinbart sind und das nun umgesetzt wird.
Virtuelle Leitstelle soll Ampeln umschalten
Am Ende steht eine Art virtuelle Leitstelle, die vollautomatisch beispielsweise Ampeln umschaltet, neue Verkehrswege weist, beschreibt Andy Becht, Staatssekretär im Mainzer Ministerium. Dafür sollen alle Verkehrsträger und Behörden eine gemeinsame Software bekommen, die die Auswirkungen solcher „Verkehrskalamitäten“ abmildern kann. Das Vorhaben ist ausgesprochen komplex.
Mobilitätspakt
- Seit zwei Jahren gibt es den Mobilitätspakt für die Metropolregion, der die Verkehrssituation in der Region verbessern helfen soll.
- Die Initialzündung gab die Sperrung der Abriss der Hochstraße Süd in Ludwigshafen.
- Am Mobilitätspakt arbeiten die Verkehrsministerien der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, die Kommunen Mannheim und Ludwigshafen, der VRN, die IHKs Rhein-Neckar und Pfalz sowie die BASF als größtes Unternehmen der Region.
- Organisatorisch steht der Pakt unter Federführung des Verbandes Regio Rhein-Neckar (VRRN).
Zum Start habe man 20 Grobszenarien entworfen. Die Ausführungen füllen einen rund sieben Zentimeter dicken Papierstapel, beschreibt Becht. Der Verkehrsmanagementplan soll Mitte kommenden Jahres fertiggestellt sein und allen Behörden und Kommunen zur Verfügung stehen, verspricht der Staatssekretär auf Nachfrage. Er könnte also schon angewendet werden, wenn durch die halbjährige Komplettsperrung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt die nächste große Herausforderung in Sachen Verkehr auf die Metropolregion zurollt.
Komplexe Berechnungen
Mit einem Verkehrsrechenmodell hat der Verband Region Rhein-Neckar (VRRN) ein weiteres Projekt des Zehn-Punkte-Plans im Mobilitätspakt fertiggestellt. Dieses ebenfalls sehr komplexe Programm soll im Voraus berechnen, wohin Autos ausweichen, wenn bestimmte Straßen - beispielsweise durch Baustellen - gesperrt werden müssen.
Das Modell hat seine ersten Testphase schon hinter sich. Es seien bereits zehn Szenarien durchgerechnet, zwei weitere seien in Auftrag gegeben, berichtet VRRN-Verbandsdirektor Ralph Schlusche. Die Verkehrsplanung werde deshalb künftig kein Blick mehr in die Glaskugel sein, die Auswirkungen von Eingriffen in den Verkehr würden konkret berechenbar.
Drittes großes Vorhaben ist eine Analyse, wie die Gewerbegebiete der Metropolregion an den öffentlichen Nahverkehr erreichbar sind. Oft hapere es nämlich für an der sogenannten letzten Meile. Auch passe das ÖPNV-Angebot oft nicht zu den Schichtzeiten der Mitarbeiter, beschreibt Tibor Müller, Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, das Problem, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bussen und Bahnen beim Arbeitsweg oftmals fernhält.
Der beste ÖPNV nutzt nichts, wenn er zwei Kilometer vor dem Gewerbegebiet endet
Immerhin geht es um eine sechsstellige Zahl von Arbeitnehmern, deren Pendlerziele unter die Lupe genommen werden - ein Riesenpotenzial. „Der beste ÖPNV nutzt nichts, wenn er zwei Kilometer vor dem Gewerbegebiet endet“, mahnt auch Staatssekretärin Elke Zimmer vom baden-württembergischen Verkehrsministerium. Deswegen kümmert sich das Regierungspräsidium Karlsruhe für den Mobilitätspakt um Pendlerthemen und auch ein neues Arbeitsfeld der Fuß- und Radverkehre.
Dritte Rheinquerung hilfreich
Freilich mahnen die IHK-Vertreter vor falschen Hoffnungen: „Weder Radwege noch Seilbahnen werden den Verkehr ersetzen können“, warnt Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, und erinnert nochmals an die maroden Brücken über den Rhein, die im Laufe der nächsten zehn Jahre allesamt Sanierungsfälle seien. „Deshalb wäre eine weitere Rheinquerung im Süden von Mannheim sehr hilfreich“, erneuert Schnabel die alte Forderung.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mobilitätspakt der Metropolregion: Sisyphos lässt grüßen