Rhein-Neckar. Sonntagnachmittag, kurz vor 18 Uhr, in einer Mannheimer Sportgaststätte. Heiko, Martin, Larissa, Sandra und Petra haben an einem Tisch Platz genommen. Auf dem Programm stehen „Uno“, „Tabu“ und „Skip-Bo“. Das Besondere an diesem Spieletreff: Die meisten Teilnehmer kennen sich nicht. Nur Petra aus Ludwigshafen hat zwei ihrer Mitstreiter schon einmal gesehen. Was sie alle verbindet, ist eine App auf dem Smartphone. „Meet5“ heißt die Applikation, mit deren Hilfe Martin das Treffen als „Aktivität“ eingestellt hat.
Das Prinzip: Wer Lust hat, meldet sich an, schnell und unkompliziert. Wie es abläuft, wo und was gespielt wird, das alles steht im Beschreibungstext. Möglichst genaue Informationen zu geben, ist wichtig. „Nach zwanzig Minuten war der erste Teilnehmer in meiner Gruppe“, erzählt Martin.
Zwei Tage später war auch Sandra dabei. Einzelheiten besprachen die Spielefreunde fortan in einer Chat-Gruppe, die sich automatisch beim Erstellen einer Aktivität öffnet. „So lässt sich abstimmen, wer zum Beispiel was zu einem Picknick mitbringt“, erklärt Petra, die bis zu ihrem Ruhestand Sekretärin war.
Nicht nur Spieleabende sind beliebt
Auch eine Absage sollte im Chat begründet werden. Einfach nicht aufzutauchen, gilt als verpönt, ein Mindestmaß an Verbindlichkeit ist erwünscht. Schließlich sei jede Aktivität mit einer gewissen Planung verbunden. Ist der Teilnehmer dennoch verhindert, kann somit ein weiterer Interessent nachrücken. Treffen finden mit vier bis zwölf Personen oder in noch größerem Rahmen statt. Dies kann ebenso voreingestellt werden wie Ort, Datum, Zeit und Kategorie.
Im Mannheimer Lokal ist man eine mittelgroße Runde, „für viele die ideale Größe“, wie Petra weiß. Neben Spieleabenden sind insbesondere Wanderungen, Tanzen, Konzerte und kreative Events beliebt. Ein Klassiker ist der Sport: Bowling- und Badminton-Runden, Nordic Walking und Fitness stehen hoch im Kurs. Die Begegnungen werden mitunter als spannend empfunden - auch weil Menschen verschiedenster Herkunft und jeden Alters zusammenkommen. Viele sind zwischen 40 und 65.
„Meet5“ ist nicht das einzige Portal dieser Art, auch über „Spontacts“ knüpft man „spontane Kontakte“. Der Trend, sich online zu Aktivitäten zu verabreden, begann Anfang des Jahrtausends. Plattformen wie Friendscout und new-in-town lockten vor allem jüngere Menschen, Apps gab es damals noch nicht.
Im Rhein-Neckar-Raum ist „Meet5“ weit verbreitet. Mehr als 10 000 Nutzer haben ihren Wohnsitz zwischen Südhessen, Pfälzerwald und Kraichgau. Auch im Rhein-Main-Gebiet - die Programmierer und Gründer stammen aus Frankfurt - wird die Freizeit bevorzugt per App gestaltet. Deutschlandweit haben mehr als 500 000 User ein Profil.
Ständig neue Leute? Kann anstrengend sein
Um die Besucher zu sehen, ist ein kostenpflichtiges Abo nötig. Die Basisfunktionen sind aber kostenlos. „Manchmal ist es wie im Katalog“, hört man von Menschen, die online aktiv sind. Ständig neue Leute, das kann auch herausfordernd sein. Nicht immer sieht man sich wieder. „Die allermeisten sind wirklich nett“, so die allgemeine Erfahrung bei diesem Weg der Freizeitplanung.
Dafür, dass „schwarze Schafe“ und unangenehme Erlebnisse die Ausnahme bleiben, sorgen die „Captains“. Sie achten auf die Einhaltung der Community-Regeln, tauschen sich aus und sind neuen Usern im Umgang mit der App behilflich. Auch Petra hat dieses „Amt“ inne, „mit großer Freude“, betont sie.
Ein Dauerbrenner und zugleich eine zwiespältige Angelegenheit in Freizeitportalen ist deren Nutzung zur Partnersuche. Auch wenn der Fokus darauf nicht liegt, so die Intention, bleibt es nicht aus, dass Menschen sich näherkommen. Dies liege in der Natur der Sache, räumen die Betreiber ein: „Einige Paare haben sich über ,Meet5’ gefunden, sogar zwei Hochzeiten hat es gegeben“, heißt es etwa bei den Frankfurtern. Wer es mit dem Dating übertreibt, macht sich aber unbeliebt.
Zwar ist die Community weitläufig, doch sieht man sich in vielen Fällen eben doch wieder. Die gute Vernetzung tut ihr Übriges. Und auch Petra betont: „In erster Linie geht es darum, auf entspannte und moderne Weise etwas zu unternehmen - und eine gute Zeit zu haben.“ In den meisten Fällen gelingt das.
Auch in Mannheim hatten die Mitspieler sichtlich Spaß an ihrem Spiel. Gegen 21 Uhr ist die Aktivität zu Ende. Eine Wiederholung des Spieleabends ist durchaus wahrscheinlich.
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