Heidelberg. Wenn Stefan Dallinger eine Bilanz von 50 Jahren Rhein-Neckar-Kreis formulieren soll, dann erzählt der heutige Landrat gerne von seiner Begegnung mit Paul Herrmann vor einigen Jahren. Der CDU-Landtagsabgeordnete war der letzte Landrat des Landkreises Sinsheim, der durch die Neuordnung zerschlagen wurde. Er schrieb damals eine spektakuläre „Todesanzeige“ für den Kreis Sinsheim.
„Wir waren zusammen im ehemaligen Landratsamt, dem heutigen Rathaus“, berichtet Dallinger: „Und er hat sich richtig gefreut, dass er noch angesprochen wurde als ehemaliger Landrat.“ Und am Ende des Besuches sagte Herrmann: „Wissen Sie, Herr Dallinger: Ich war ja so dagegen. Aber wenn ich sehe, was heute der Kreis in Sinsheim investiert – das hätte der Kreis Sinsheim für sich nie stemmen können.“ Die kleine Geschichte hat für Dallinger eine Botschaft: „Ein schöneres Kompliment für eine gelungene Kreisreform kann es gar nicht geben.“
Soziales Profil
Doch Dallinger sieht dieses Kompliment auch gerechtfertigt. Und zwar dadurch, dass der Rhein-Neckar-Kreis seine Aufgaben optimal erfülle: „Soziale Fürsorge, professionelle Dienstleistungen, moderne Infrastruktur.“ Beispielhaft verweist er darauf, dass die Hälfte des 1,5 Milliarden Euro umfassenden Kreis-Etats für Soziales ausgegeben wird: „Das ist ein ganz großes Merkmal, das uns als Kreis auszeichnet.“
Der Kreis stehe aber auch für Dienstleistungen „auf allerhöchstem Niveau“, betont der oberste Dienstherr von 7000 Beschäftigten: „Sie können sicher sein, dass wir in der Kernverwaltung, aber auch in unseren Einrichtungen Spitzenkollegen und -kolleginnen haben.“
An neue Aufgaben anpassen
Wo hat sich deren Arbeit am meisten verändert? „Bei der Abfallentsorgung“, ist Dallinger überzeugt. „Aus einem Entsorgungsbetrieb wurde ein Versorgungsbetrieb“ sagt er und nennt die Arbeitsfelder Erneuerbare Energien, Biomasse-Heizkraftwerk, Biogas, Photovoltaik – „all das sind Dinge, die man sich vor 50 Jahren noch nicht vorstellen konnte.“, betont er: „Aber dadurch wird deutlich, wie sich auch die Aufgaben eines Kreises verändern und aktuellen Bedürfnissen anpassen.“
Das gilt besonders im Bereich der Digitalisierung. „Wer hätte jemals geglaubt, dass ein Landkreis einmal eine Einrichtung für Telekommunikationsinfrastruktur sein würde“, fragt er, fühlt sich darin aber bestätigt: „Denn ohne unser Zutun stünden wir beim Breitband-Ausbau nicht da, wo wir heute stehen.“
Sachliches Klima im Kreistag
Als einen Grund für die Erfolge der letzten Jahre sieht Dallinger das sachorientierte Klima innerhalb des Kreistages. „Es gibt ja auch, wenn man die Kreispolitik ansieht, fast keine parteipolitischen Themen mehr, sondern fachliche Themen, an die wir herangehen“, betont er: „Das hat die jüngste Kreistagssitzung gezeigt – mit einer einstimmigen Zustimmung zum Kreishaushalt ohne einen einzigen Änderungsantrag.“
Dallingers Bilanz? „Wir können mit Stolz darauf zurückblicken, was in 50 Jahren passiert ist.“
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