Weisenheim am Sand. „Bisch du ready for’n Witz?“, fragt Douglas „Doug“ Madenford und lacht. Sein Blick wandert über den Innenhof des Weisenheimer Weinguts Gehrig, in dem sich am Samstag 150 Menschen zwischen Rebenranken und Bierbänken tummeln. Lacher aus dem Publikum. Ja, die Männer und Frauen sind „ready“, denn deshalb sind sie hier: um Doug Madenford zuzuhören. Wie er singt und wie er spricht, in einem Dialekt, der seit 2019 fast schon Kultstatus in der Region genießt. Denn Madenford spricht „Pennsylvania Dutch“.
Auswanderer aus der Kurpfalz brachten den Dialekt vor mehr als 300 Jahren in die USA, bevor ihr „Pälzisch“ des 18. Jahrhunderts mit dem Englischen verschmolz. Rund 400 000 Menschen in den USA sprechen bis heute den Dialekt.
Finanzierungskampagne
- Wer die Arbeiten zur Fortsetzung der Dokumentation „Hiwwe wie Driwwe“, die 2024 gezeigt werden soll, unterstützen möchte, kann dies über die Crowdfunding-Kampagne der Filmcrew tun. Link zur Kampagne: www.startnext.com/hiwwe-wie-driwwe-2reloaded
- Unterstützer können dabei zwischen verschiedenen Optionen und Paketen wählen. So kann man etwa die eigene Namensnennung im Abspann, eine DVD plus handsignierter Karte, eine Filmvorführung in Anwesenheit des Regisseurs oder ein gemeinsames Abendessen mit Regisseur Benjamin Wagener und Hauptdarsteller Monji El Beji „erwerben“.
- Auch die Erlöse aus den Konzerten am vergangenen Wochenende mit Douglas Madenford – Protagonist im ersten Teil – auf der Madenburg in Eschbach (Südliche Weinstraße) und im Weingut Gehrig in Weisenheim am Sand sollen in die Finanzierung des zweiten Films fließen.
Fortsetzung mit "„Hiwwe wie Driwwe zwää - Als ob emol ned gelangt hädd“ folgt
Filmemacher Benjamin Wagener aus Schwegenheim hat 2017 in den USA nach Spuren des Pfälzischen in Pennsylvania gesucht und darüber einen Dokumentarfilm gedreht: „Hiwwe wie Driwwe - Pfälzisch in Amerika“, Der Streifen avancierte zum Überraschungserfolg. Über 2000 Menschen sahen die Dokumentation beim Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen 2019. In vielen Kinos der Region war der Streifen mehr als 30 Wochen lang zu sehen. Im ersten Teil gingen die Filmemacher nicht nur in den USA auf Spurensuche, sondern begleiteten auch den amerikanischen Deutschlehrer, Musiker und YouTuber Douglas Madenford in der Pfalz - dabei, wie er Comedian Christian Chako Habekost traf und Pfälzer Saumagen probierte. Aktuell arbeitet die Filmcrew an der Fortsetzung des Kultfilms: „Hiwwe wie Driwwe zwää - Als ob emol ned gelangt hädd“.
Ende Juni reiste sie für drei Wochen mit dem Protagonisten des zweiten Films, dem Fußgönheimer Mundart-Musiker Monji El Beji - auch bekannt als Sänger der pfälzischen Coverband „Fine R.I.P.“ - in die USA. Um ihn dabei zu begleiten, wie er in Pennsylvania Pfälzer Relikten nachspürt, etwa den originalen Pennsylvania-Saumagen verkostet und das legendäre Kutztown-Festival besucht - quasi das Mekka aller, die gepflegtes Urpfälzisch sprechen. Natürlich auch diesmal wieder mit dabei: Doug Madenford. Den besuchte die Filmcrew um Regisseur Benjamin Wagener und Protagonist Monji El Beji aber nicht nur in den USA. Doug Madenford ließ es sich nicht nehmen, für die Dreharbeiten abermals in die Pfalz zu reisen.
Die Pfalz ist ein Heimatgefühl
Eine Woche lang war Madenford in Deutschland zu Gast. Sieben Tage, die vollgestopft waren mit Terminen, um die Werbetrommel für den zweiten Film zu rühren und „Heimatluft“ zu schnuppern. „Wenn ich in der Pfalz bin, fühl ich mich inzwischen wirklich wie daheim“, sagt Doug Madenford im Gespräch mit dieser Redaktion. Wegen der echten Freundschaften, die er gefunden hätte. Aus den Dreharbeiten sei eine tiefe Verbindung zum Filmteam und der Region erwachsen. Eine, die am Samstag auch auf die Besucher des Weinguts überschwappt, als Madenford auf der Bühne „Wann ich geh’“ anstimmt. Benjamin Wagener filmt die Männer und Frauen, deren Blicke auf die Bühne gerichtet sind, in dieser lauen Sommernacht.
Monji El Beji hebt sein Rotweinglas und prostet Madenford zu. Gleich wird er mit seinen „Woifeschdkänisch“ selbst auf der Bühne stehen, Stimmung machen, wie er es immer tut. Aber jetzt überlässt er seinem Freund Doug die Bühne. Madenford lächelt. Vor den beiden Mundart-Konzerten - in Weisenheim am Sand und auf der Burgruine Madenburg in Eschbach (Kreis Südliche Weinstraße) am Freitag - war er aufgeregt. Denn sie markieren den Höhepunkt seiner Reise, am Montag fliegt er zurück nach Hause. Aber auf der Bühne wirkt alles ganz leicht. Und dann ist da ein ganz besonderer Moment. Doug Madenford und Christoph Erbach (Kontrabass) singen leise ins Mikro: „Ich werd’ dir fehle, wann ich geh - Du werscht sehe.“ Und ihre Worte hallen nach, weil man sie ihnen abnimmt.
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