E-Mobilität

Jede Menge E-Autos auf dem Hockenheimring selbst testen

Die Vorbehalte gegen E-Autos werden zwar geringer, aber sind immer noch weit verbreitet. Deshalb gilt am 27. bis 29. Oktober auf dem Hockenheimring: Einfach selbst testen. Rund 60 Autos vieler Hersteller stehen bereit

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Bernhard Zinke
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Bei der e-Competition auf dem Hockenheimring liefern sich E-Autos ein Ausdauer-Rennen. © e-Competition

Hockenheim. An der E-Mobilität scheiden sich noch immer die Geister. „Es gibt kaum Raum für eine sachliche Auseinandersetzung - man ist entweder dafür oder dagegen“, sagt Alexander Nieland. Deshalb hat sich der Engeneering-Experte und Chef der Bildungseinrichtung e4Qualification am Hockenheimring einen Kniff überlegt, um den Menschen das Thema nahezubringen - ohne sie belehren oder überzeugen zu wollen. Sie sollen sich einfach selbst in ein E-Auto setzen und eine Runde damit drehen. Nicht irgendwo, sondern die legendären 4,5 Kilometer auf dem Hockenheimring. Die Veranstaltung heißt „e4Testival“ und findet vom 27. bis 29. Oktober statt - zum mittlerweile vierten Mal.

„Das finden viele Menschen richtig cool“, weiß Nieland um den zusätzlichen Anreiz, eine Testfahrt auf einer Formel 1-Strecke zu absolvieren. Wann kann man schon mal als Otto-Normal-Fahrer durch die Sachs-Kurve rollen und den durchaus sportlichen Antritt eines E-Autos auf der Parabolika testen? „Die Menschen müssen sich ihre eigene Meinung bilden können“, sagt der gelernte Automobil-Entwickler. Es gebe noch immer unfassbare Wissenslücken und Vorurteile, die sich hartnäckig hielten. Um diese abzubauen und die neue Antriebstechnik fühlbar zu machen, dafür veranstaltet Nieland diese Messe.

Der Erfolg gibt dem Ingenieur recht. Der Zuspruch zum e4Testival, steigt stetig. Am letzten Oktoberwochenende gibt es am Ring nicht nur einen Wagen zum Testen, sondern insgesamt rund 60 einzelne Fahrzeuge.

Gebucht wird halbtags

Nahezu alle Hersteller schicken ihre Modelle, teilweise in mehrfacher Ausfertigung nach Hockenheim. Jeder Messebesucher kann unkompliziert ausprobieren. Gebucht wird jeweils halbtags, also zunächst für die Vormittage. Am Mittag gibt’s dann erneut die Möglichkeit, Testfahrten für den Nachmittag zu reservieren. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass manche mit bis zu sechs verschiedenen Autos am Wochenende auf dem Ring unterwegs sind“, sagt Nieland, die Wartezeit in der Schlange dauere meist nicht länger als 20 Minuten, bis die Tester am Lenkrad sitzen. Die Probefahrten selbst kosten nichts, es ist nur ein einmaliger Eintritt zur Messe fällig. Das Tagesticket kostet 24 Euro.

Vertreten sind so ziemlich alle Modelle, die es derzeit am Markt zu kaufen gibt: Erstmals ist Tesla vertreten, Peugeot, Polestar, BMW, Porsche und Mitsubishi. Die Graf-Hardenberg-Gruppe bringt Autos der VW-Gruppe mit (Audi, Skoda, Cobra). Die Hyundai-Nobelmarke Genesis ist dabei, KIA wird seinen neuen EV9 erstmals in Deutschland zum Testen anbieten. Die Chinesen sind mit Ora und Wey vertreten. Diesmal nicht dabei ist Mercedes.

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Beim e4Testival gibt’s übrigens sowohl reine Stromer als auch Hybrid-Antriebe, die mit Strom- und Verbrennungsmotor angetrieben werden. Und vertreten ist auch ein E-Rockit. Dies ist ein Motorrad, bei dem der Fahrer in die Pedale tritt und das bis zu 90 Stundenkilometer schnell ist. MAN präsentiert einen E-Bus, der als Shuttle rund um den Ring und auf der Strecke unterwegs sein wird. Ein E-Lkw und mobile DC-Schnellladegeräte des Schweizer Herstellers Designwerk für Kapazitäten bis 88 kW, die sich an herkömmliche Starkstromsteckdosen anschließen lassen, runden das Angebot ab. Der Freitag ist dem Fachpublikum vorbehalten. Am Samstag und Sonntag öffnet das e4Testival für die breite Öffentlichkeit.

Durch die Nacht

Eines der hartnäckigsten Vorurteile lautet: E-Autos sind einfach nicht für Langstrecken geeignet. Deshalb hat Nieland in das e4Testival gleich noch ein Autorennen integriert, um den Kritikern das Gegenteil zu beweisen. Für den Wettbewerb „ADAC e-Competition“ sind allerdings nur Autos mit rein batterieelektrischem Antrieb zugelassen. Das Rennen dauert 17 Stunden, startet am Samstag um 17 Uhr, geht durch die Nacht bis Sonntagmorgen,um danach die Strecke wieder für die Probefahrten freizumachen.

Bei der e-Competition gewinnt das Team, das in den 17 Stunden die meisten Runden und damit die meisten Kilometer schafft. Am Start sind herkömmliche Modelle von der Stange mit Straßenverkehrszulassung, keine getunten Rennflitzer.

34 Teams gehen an den Start

Die Sieger schafften beim vergangenen Wettbewerb, der allerdings 24 Stunden dauerte, immerhin 264 Runden. Das sind auf dem Hockenheimring satte 1200 Kilometer - inklusive Ladestopps. Die sind übrigens für alle gleich: Es gibt keine Hochvolt-Ladestationen, sondern für alle Teams 22 kW Wechselstrom - wie an den handelsüblichen Ladesäulen. Je zwei Teams teilen sich einen Ladepunkt. „Es geht in erster Linie um sparsames und vorausschauendes Fahren“, erläutert Alexander Nieland.

Die Teams, bestehend aus sechs Fahrern, müssten sich eine gute Strategie zurechtlegen und sollten ihre Energie weder verschwenden noch zu sehr Strom sparen. „Wer mit zehn Prozent Restreichweite ins Ziel kommt, hat Energie verschenkt“, erläutert Nieland. Ziel sei es, eben mit nur einem Prozent am Ende über die Linie zu fahren. Der Sieger vom Rennen im vergangenen Februar sei lange auf dem neunten Platz gefahren und dann mit der Restenergie an allen vorbei auf den ersten Platz gefahren

Wie rasant die Beliebtheitskurve der Veranstaltung steigt, lässt sich an der Zahl der teilnehmenden Teams messen. Waren es zum Start des Wettbewerbs im Februar 2022 nur 17 Teams, stehen jetzt mit 34 doppelt soviele am Start. „Mehr geht logistisch einfach nicht“, so Nieland. Die Startplätze sind indessen längst vergeben. Zum Trost: Im kommenden Februar startet die nächste e-Competition auf dem Hockenheimring.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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