Speyer. Gehört eine Playmobil-Schau in ein Historisches Museum? Und ist das nicht alles ziemlich werbeträchtig zugunsten eines einzelnen Herstellers, der in diesem Fall geobra Brandstätter heißt? In Speyer hat Direktor Alexander Schubert am Freitag gleich mehrere Gründe genannt, warum er als Chef des Hauses wenig Vorbehalte gegenüber einer solchen Ausstellung hat. Immerhin schon 50 Jahre wird es 2024 her sein, dass mit Ritter, Bauarbeiter und Indianer die ersten drei Exemplare für ein manchmal schmerzhaftes morgendliches Aufstehen sorgten, wenn der erste Fußabdruck genau auf einer der 7,5 Zentimeter großen Figuren im Kinderzimmer landete.
Es ist in Speyer bereits die dritte Playmobil-Schau nach den Jubiläen anlässlich des 30-jährigen und des 40-jährigen Bestehens. Im Jahr 2013 kamen nach Zählungen des Museums satte 211 000 Besucher - auch das ein Argument für Schubert im harten Kampf um den Freizeitmarkt.
Playmobilfrauen haben jetzt auch Brüste
Ein mindestens ebenso wertvolles ist die Tatsache, dass das Spielzeug wie wenig andere gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt. Zum Beispiel, wenn man an die Rolle der Frau denkt, die in frühen Playmobiljahren häufig lediglich als Krankenschwester oder Sekretärin daherkam. Mit der Emanzipierung können Playmobilfrauen endlich auch Pilotinnen sein und Brüste haben. Mit den Jahren ist das Systemspielzeug selbst Geschichte und irgendwie auch ein bisschen Kunstobjekt geworden.
Heute verbinde es Generationen, nannte Schubert ein weiteres Argument für die neuerliche Familienausstellung, die am Sonntag öffnet und bis 15. September 2024 zu sehen sein wird. „We love Playmobil. 50 Jahre Spielgeschichte(n)“ ist der Titel.
Themenwelten aus 50 Jahren
Inhaltlich widmet sich die Schau der ganzen Bandbreite an Themen, die Playmobil seit 50 Jahren entwickelt. Von der Welt des alten Rom bis zu den Samurai lotet das Museum den Raum zwischen einigermaßen realitätsgetreuen Darstellungen und rein durch Fantasie geprägten Welten aus. Ältere Besucher werden sich beispielsweise an den Zirkus mit den Raubtiergehegen und der Manege erinnern. Es ist eine Zusammenschau verschiedener Welten und Landschaften, die das Museum auf 1000 Quadratmetern Fläche präsentiert. 16 interaktive Stationen haben die Macher erdacht. In Szene gesetzt wird alles durch aufwendige Lichtkonzepte. Maßgeschneiderte Projektionen erwecken die eigentlich starren Szenerien - wie etwa das Prinzessinnenschloss - scheinbar zum Leben.
Die Regie lag dieses Mal nicht ganz alleine in den Händen des Jungen Museums, denn in Person von Oliver Schaffer hatte Kuratorin Cathérine Biasini den wohl größten Experten der Playmobil-Geschichte in Deutschland an ihrer Seite. Er verfügt privat über eine riesige Sammlung mit etwa 400 000 Figuren, wie der Kieler anlässlich einer Pressekonferenz sagte.
Schon an den vorangegangenen Ausstellungen hatte der Playmobil-Markenbotschafter, der für sein Engagement nicht bezahlt wird, mitgewirkt. „Ich kehre an den Ort zurück, an dem meine Karriere als Ausstellungsmacher vor 20 Jahren begann“, sagte Schaffer mit einem Lächeln im Gesicht. Dieses Lächeln soll auch Kita-Kinder und Schüler „befallen“. Das Museum ruft einen Wettbewerb aus. „Wer baut ein historisches Ereignis aus der Region mit Playmobilfiguren auf.“ Infos gibt es beim Jungen Museum.
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