Gesundheit

Hitze in der Region: Vor diesen Folgen warnen Mediziner

Jedes Jahr müssen Patienten mit hitzebedingten Erkrankungen auf Intensivstationen des Mannheimer Uniklinikums behandelt werden. Besonders ältere Menschen sind gefährdet.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Gerade Seniorinnen und Senioren müssten bei hohen Außentemperaturen mehr trinken, als sie Durst haben, rät Notfallmediziner Thomas Walter. © Sebastian Willnow/dpa

Ob von Hitzschlag, Hitzekrampf oder Hitzeschaden die Rede ist: Es geht stets darum, dass sich der Körper bedrohlich auf über 40 Grad erwärmt - weil unser biologisches Kühlsystem, nämlich Schwitzen, überfordert ist, und der Organismus obendrein austrocknet. Wenn die Sonne während eines längeren Zeitraums vom Himmel „knallt“, sieht Thomas Walter, Kommissarischer Leiter des Integrierten Notfallzentrums am Mannheimer Uniklinikum, vermehrt Menschen, die kurz vor einem Kollaps stehen.

„Den Meisten können wir relativ schnell helfen, indem wir sie abkühlen und verlorene Flüssigkeit ersetzen“, erklärt der Mediziner. Und dennoch: „Jedes Jahr müssen wir einzelne Patienten mit hitzebedingten Erkrankungen auf einer unserer Intensivstationen behandeln.“

Eiweiße können klumpen

Symptome wie beschleunigter Puls, Erbrechen, Schwindel oder Verwirrtheit mögen Betroffenen wie deren Umgebung auffallen, aber manch folgenschwere Vorgänge laufen unbemerkt ab. Beispielsweise können Eiweiße, aus denen unser Körper aufgebaut ist, klumpen und Zellen schädigen - obwohl Hitzeschock-Proteine dies zu verhindern versuchen. In der Medizinliteratur wird beispielhaft auf Eiweiß im Hühnerei verwiesen, das bei höheren Temperaturen gerinnt.

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Die heutige Hightech-Intensivmedizin bewahrt überwiegend, aber keinesfalls immer davor, dass eine Kaskade von Körperreaktionen tödlich endet, wenn unsere biologische Temperaturregulation aussetzt. Nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts, Deutschen Wetterdienstes und Bundesumweltamtes sollen in den drei Sommern 2018 bis 2020 mehr als 19 000 Menschen deutschlandweit aufgrund von Hitze gestorben sein - darüber berichtete dieser Tage die Nachrichtensendung „Tagesschau“.

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2003, als Europa im August einem Glutofen glich, soll die Zahl von Hitzetoten deutlich höher gewesen sein. Damals sorgte der Tod eines Mannheimer Briefträgers für Schlagzeilen. Grund: Die Deutsche Post hatte in der Quadratestadt ein Pilotprojekt gestartet - statt dieses angesichts von Temperaturen nahe der 40 Grad zu verschieben. Hilfskräfte, so das Konzept, sollten das Vorsortieren von Schreiben und Päckchen übernehmen, damit Briefträger täglich bis zu drei Stunden mehr für die Zustellung unterwegs sein konnten. Nach solch einem Langzeit-Testtag bei Gluthitze brach ein 51-Jähriger zusammen - er starb auf der Intensivstation des Uniklinikums aufgrund einer Hirnschwellung.

Tödliches Trio

Das Schicksal des Briefträgers zeigt, dass hohe Temperaturen in Kombination mit körperlicher Belastung und zu geringer Flüssigkeitszufuhr ein tödliches Trio bilden können. Darum warnt Notfallmediziner Thomas Walter vor „Anstrengungen bei Hitze“. Wer auf Sport nicht verzichten wolle, sollte diesen in frühe, noch kühle Morgenstunden verlegen. Dass auch gut trainierte Menschen einen Belastungs-Hitzschlag erleiden können, offenbaren immer wieder Zusammenbrüche während Marathonläufen - selbst bei nicht tropischen Temperaturen.

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Seit der Corona-Pandemie ist viel von vulnerablen Gruppen die Rede. Diese gilt es auch bei Hitze zu schützen - nämlich alte Menschen. Schließlich können organisch-funktionelle Veränderungen dazu führen, dass Schwitzen reduziert erfolgt, sodass weniger Wärme über die Haut abgegeben wird. Gerade Senioren, so Notfallmediziner Walter, müssten mehr trinken, als sie Durst haben.

Yuliya Kostiv, die das Mannheimer Caritas-Pflegeheim „Maria Frieden“ leitet, weiß, dass viele ihrer Schützlinge häufig ein unzureichendes Flüssigkeitsverlangen haben: „Wir führen deshalb Trinkprotokolle.“ Wenn Pflegebedürftige nicht mehr in der Lage sind, ihre Lieblingsgetränke zu nennen, werden diese von Angehörigen erfragt. Die Erfahrung lehrt: „Nur was schmeckt, wird getrunken.“ Wohnbereichsleiterin Tamara Barth erzählt, dass sie in das nachmittägliche Beschäftigungsangebot gemeinsames Zubereiten von spritzigen, aber promillefreien Cocktails integriert.

Anders als in Heimen fällt oftmals erst spät auf, wenn allein lebende Senioren austrocknen - was zu Desorientiertheit und damit zu einem erhöhten Sturzrisiko führen kann. Übrigens hat man herausgefunden, dass Menschen mit einer beginnenden Demenz eher zu Trinkgefäßen greifen, die bunt oder mit einer farbigen Flüssigkeit gefüllt sind. Und Heimleiterin Kostiv weiß, dass übliche Gläser häufig nicht mehr umfasst werden können. Ihr Tipp: Spezielle Trinkgefäße bereit stellen. Beispielsweise ein Becher mit Greifrillen, Henkel und integriertem Trinkhalm.

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