Das Wichtigste in Kürze
- Die 49-jährige Tanja Braun läuft 1.000 km durch die Sahara.
- Ihr Ziel ist, auf Wassermangel und Klimawandel hinzuweisen.
- Begleitet wird sie punktuell von einem Filmteam in Marokko.
Heidelberg. Sie steht vor einer intensiven Auseinandersetzung mit Sand, Sonne – und mit sich selbst: Im Jahr 2007, im Alter von 32 Jahren, läuft die Heidelbergerin Tanja Braun den ersten Marathon ihres Lebens. Nun steht die hagere und nicht sehr groß gewachsene Frau vor der wahrscheinlich größten körperlichen Herausforderung ihres bisherigen Lebens – einer selbst gewählten Herausforderung.
Am 13. Februar beginnt das unvergleichliche Abenteuer, das sie am Ende zu einer der meistbeachteten Ultra-Läuferinnen weltweit machen könnte. Und diese Beachtung ist ihr vor allem in einer Hinsicht wichtig: Sie will auf die Bedeutung von Trinkwasser hinweisen und dessen begrenzte Verfügbarkeit. Weltweit breiten sich Trockengebiete aus – mit großen Folgen für gewachsene Ökosysteme.
Erlebnis im Jahr 2020 ließ sie nicht mehr los
„Der Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen“, beschreibt sie ein Erlebnis während eines Wüstenlaufs in der Sahara im Jahr 2020. Einheimische hätten mit einer Straßenblockade darauf aufmerksam gemacht, dass sie zu wenig Wasser haben. „Wie gehe ich mit Wasser um? Wie viel Wasser brauche ich?“ Das sei ihr regelmäßig durch den Kopf gegangen. Alles mündet schließlich in ein Vorhaben, das mit waghalsig noch zurückhaltend beschrieben ist. 1.000 Kilometer will sie durch die Sahara-Wüste laufen.
An 14 aufeinanderfolgenden Tagen will sie an einem der heißesten Orte der Welt mit Temperaturen von bisweilen über 50 Grad Celsius rund 70 Kilometer zurücklegen. Bekleidet wird sie nur mit dem Notwendigsten sein und alle 15 Kilometer wird sie ein zuvor verabredetes Zwischenziel passieren. Dort wird sie bei einem von ihr organisierten Streckenposten jeweils drei Liter Wasser aufzunehmen, die in den folgenden Stunden unter sengender Sonne durch ihren Körper fließen werden.
Die Endlichkeit des Lebens spürt man in der Wüste
In einem früheren Gespräch, im Spätjahr 2023, hat Tanja Braun dieser Zeitung schon einmal erzählt, was sie antreibt. Damals sagte sie: „Das erste, was wir als Baby lernen wollen, ist das Laufen“. Leben bedeute für sie, „in Bewegung zu sein“. Und der Endlichkeit des Lebens werde man sich nirgendwo besser bewusst als in der Wüste.
Wenige Wochen zuvor hatte sie am eigenen Leib erfahren, wie es ist, völlig dehydriert zu sein. Um sich auf die großen Herausforderungen vorzubereiten, absolvierte sie einen Lauf in der Namib-Wüste im südwestafrikanischen Namibia. Geplant war seinerzeit, fünf Tage am Stück zu laufen. Die letzte Etappe sparte sie sich, als sie spürte, dass sie dann eine körperliche Grenze hätte überschreiten müssen. 53 Grad Hitze hatten sie und ihren Organismus mürbe gemacht. Selbst die Kraft zum Trinken sei kaum noch vorhanden gewesen.
Es sind derlei Erfahrungen, die die Mutter eines Kindes demütig sein lassen. Trotzdem hat sie sich hohe Ziele gesetzt, denn der erste 1.000-Kilometer-Lauf in der marokkanischen Sahara ist nur der Anfang einer Serie von zehn Läufen in zehn Ländern quer über den Globus verteilt. Das hat in dieser Weise wohl noch keine Frau auf der Welt gemacht.
Und wohl auch deshalb will Tanja Braun darüber berichten, was sie erlebt, was sie antreibt und was sie fühlt. Sie möchte als Speakerin Vorträge halten bei Firmen, Vereinen und bei anderen Anlässen. Die Vorbereitung ist jetzt fast abgeschlossen. Am 13. Februar startet sie zur Akklimatisierung einen Lauf über 150 Kilometer in Marokko und dann beginnt der lange Lauf am 25. Februar.
Schlangen und Skorpione könnten zur Gefahr werden
Am Sonntag teilte Braun ihre Gedanken auf Facebook, denn es sind nur noch wenige Tage, bis die große Reise beginnt, die schon im Frühjahr ihre Fortsetzung in Jordanien finden soll, ehe es im Spätjahr mit dem dritten Wüstenlauf über 1.000 Kilometer weiter geht. Im Jahr 2028 sollen dann alle Strecken bewältigt sein.
Global Desert Race
Global Desert Race nennt die 49-jährige Tanja Braun ihr Vorhaben, zehn Läufe in zehn Ländern zu absolvieren, die jeweils über 1.000 Kilometer durch zehn Wüsten führen.
Sahara – Marokko 25.02.2025, Wadi Rum – Jordanien Mai 2025, Rub al Khali – Oman Herbst 2025, Nefud – Saudi Arabien, Namib – Namibia, Gobi – Mongolei, Thar – Indien, Mojave – USA, Atacama – Chile, Great Victorian - Australien.
Begleitet wird Tanja Braun punktuell von einem Team von Ravir-Film . Die Rundfunk- und Medienproduktionsfirma mit Sitz in Dresden hat in der Vergangenheit schon eine Produktion über Jonas Deichmann gemacht, der in 120 Tagen 120 Iron-Man-Distanzen bewältigt hat.
Um das Vorhaben zu finanzieren gab es einen Crowdfunding-Prozess, um beispielsweise die Reisekosten zu decken und die Hilfe vor Ort zu bewältigen. sal
„Noch eine sehr intensive Trainingswoche mit einer Zehn-Stunden-Tagesetappe am Freitag wartet auf mich“, schrieb die 49-Jährige. „Ja, zwischendurch bin ich müde. Aber ich merke, spüre und sehe auch die Veränderung. Die körperliche und vor allem die mentale Stärke, die gewachsen ist. Das Selbstvertrauen und die Kraft und Ausdauer, die in meinem Körper und Geist steckt.“
Gelaufen ist sie in den vergangenen Wochen meist nicht etwa draußen am Neckar oder im Wald, sondern mit Rucksack auf dem Laufband. Es seien nicht ihre Temperaturen gewesen, sagte Braun angesichts von Minusgraden. „Alles schnieft und niest um mich herum“, äußert sie eine gewisse Angst vor einer Infektion. Verschieben möchte sie das Vorhaben nicht mehr, nachdem sie bereits im November in Sachen Route hatte umdisponieren müssen. Zehntausende Euro sind für Organisation und Umsetzung an Kosten entstanden.
Die größte Angst ist jene vor der eigenen Schwäche
Angst ist bei einem solchen Vorhaben auch abseits von eventuellen Grippe-Infektionen ein Thema, denn völlig ungefährlich ist der Lauf nicht. Skorpione oder Schlangen könnten theoretisch zum Thema werden. Die größte Angst bleibt letztlich wohl jene vor der eigenen Schwäche. Tanja Braun sagt selbst, dass das Laufen in der Wüste vor allem zur mentalen Herausforderung wird.
„Ich bin gesund“, sagt sie, weiß aber, dass ein Franzose bei einem Wüstenlauf schon gestorben ist. Sie ist sich im Klaren darüber, dass Schmerzen einsetzen werden, nimmt sich aber vor, diesen Gedanken zunächst nicht zu viel Raum zu geben. Im März wird sie an dieser Stelle berichten, wie es ihr ergangen ist in der Sahara.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-heidelberger-ultra-athletin-quaelt-sich-durch-sahara-wueste-_arid,2283235.html