Rhein-Neckar. Die Pläne der Stadt Heidelberg für die ehemalige Siedlung der US-Militärs im Südwesten der Stadt sind mindestens ambitioniert. Wohnraum für 10.000 Menschen soll dort entstehen, dazu 5.000 Arbeitsplätze. Klimaneutrale Energieversorgung, innovative Mobilitätskonzepte. Die Pläne kann die Stadt jetzt erst einmal in der Schublade verschwinden lassen.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hat eine Liste von früher militärisch genutzten Flächen veröffentlicht, die möglicherweise künftig von der Bundeswehr genutzt werden könnten. 187 Objekte stehen drauf, dazu 13 Kasernen, die aktuell noch von der Bundeswehr betrieben werden. Aus dem Bereich der Metropolregion stehen vier Flächen drauf:
- die früheren US-Kasernen Tompkins (Schwetzingen)
- und Kurpfalz (Speyer)
- ein Tanklager in Philippsburg-Huttenheim
- und eben Patrick-Henry-Village
Die Namen der Objekte waberten in den vergangenen Wochen immer mal wieder durch die Schlagzeilen, ohne dass sich BImA oder Bundeswehr dazu konkret äußerten. Jetzt sind die Flächen konkret benannt. Auch für die Stadt Heidelberg ist die Information noch ganz frisch. Die Gespräche mit der BImA über den Ankauf der Flächen seien weit fortgeschritten gewesen, sagt der städtische Pressesprecher Christian Beister auf Anfrage.
Man habe das mehr als 100 Hektar große Areal stückweise aufkaufen und entwickeln wollen. Jetzt gelte es erst einmal abzuwarten, wie groß der Bedarf der Bundeswehr tatsächlich sei. Schließlich handelt es sich um ein reines Wohngebiet von Militärangehörigen im Großraum Heidelberg. Im engeren Sinn militärisch genutzt wurde PHV nie. Ob dies für die Bundeswehrpläne nutzbar wäre, ist noch nicht geprüft.
PHV ist die letzte große Entwicklungsfläche Heidelbergs
Auch sind noch weitere Fragen ungeklärt, was etwa mit dem Ankunftszentrum für Geflüchtete geschieht, das dort immer noch untergebracht ist und am Rande der Siedlung neu entstehen soll. „PHV ist die letzte große Entwicklungsfläche, die es in Heidelberg gibt“, sagt Stadtsprecher Beister.
Schwetzingen ist von den Plänen des Verteidigungsministeriums ebenfalls betroffen. Oberbürgermeister Matthias Steffan (parteilos) sagte, man respektiere die Entscheidung des Bundes im Hinblick auf die aktuelle Lage in Europa. Man sei ein Stück weit aber auch enttäuscht, weil man in den vergangenen Jahren viel Energie in den Prozess gesteckt habe und kurz vor dem Durchbruch für die Entwicklung von attraktiven Wirtschaftsflächen gewesen sei.
Gewerbefläche auf dem Schwetzinger Tompkins-Areal
Die Kommune hatte 2021 Gespräche mit dem Bund und dem Land für eine Entwicklung der dortigen Kasernenflächen aufgenommen und intensiviert. Neben der mittel- und langfristigen Nutzung der Kasernengebäude für die aktuell betriebene Landeserstaufnahme für Flüchtlinge sollten im oberen und hinteren Bereich auf der etwa 17 Hektar großen Fläche Gewerbe angesiedelt werden. Auch in Speyer bremst der Stopp von BImA und Bundeswehr die Pläne für einen neuen Stadtteil, der im Norden rund um die Kurpfalz-Kaserne entwickelt werden soll.
Die BImA begründet den Stopp freilich mit der neuen internationalen Bedrohung. Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine habe sich die sicherheits- und geopolitische Lage geändert. Es sei absehbar, dass ein neuer und erhöhter Bedarf der Bundeswehr an Liegenschaften bestehe. Deshalb habe das Bundesverteidigungsministerium die BImA gebeten, die Konversion beziehungsweise den Verkauf derjenigen Liegenschaften auszusetzen, die sich unter Umständen für eine zukünftige Nutzung durch die Bundeswehr eignen.
Diese Eignung soll nun im Rahmen weitergehender Prüfungen durch die Bundeswehr untersucht werden. Von diesen Prüfungen seien auch solche Liegenschaften erfasst, die im Rahmen der Konversion bereits den Kommunen zum Kauf angeboten wurden. Wie lange diese Prüfungen dauern können, ist komplett unklar. Bei knapp 200 zu prüfenden Liegenschaften dürfte dies allerdings keine Frage von Wochen oder Monaten sein.
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