Kommunalpolitik

Harry statt Hindenburg - belastete Straßennamen in Landau sollen weg

Die Umbenennung von Straßen bewegt die Gemüter in vielen Städten der Metropolregion. Historisch belastete Straßennamen sollen jetzt auch in Landau geändert werden - in anderen Kommunen passiert das schon

Von 
Konstantin Groß und Stefan Skolik
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In Mannheim ist die Umbenennung von vier Straßen bereits beschlossen. Bis die neuen Namen kommen, sind die Straßenschilder mit Zusätzen versehen. © Konstantin Groß

Landau. Geht es nach Fans von Zauberlehrling Harry Potter, sollte die Stadt Landau eine Winkelgasse oder einen Ligusterweg erhalten - beide bekannt aus den Potter-Werken der Autorin Joanne K. Rowling. Aber auch der frühere Bundeskanzler Willy Brandt und eine Schorlestraße stehen überraschend auf einer langen Vorschlagsliste für neue Straßennamen der Kommune, ebenso Weinsorten oder Manga-Comics. Hintergrund: Landau ruft bis zum Sonntag, 15. Oktober, auf, Alternativen zu drei historisch belasteten Straßennamen zu nennen. „Über unsere Onlineplattform sind etwas mehr als 150 Vorschläge eingegangen“, sagte eine Sprecherin kurz vor Fristende. Bei einer Auftaktveranstaltung habe man zudem Ideen gesammelt - und es kommen weitere Vorschläge per Post und Mail.

Bei der Hindenburg-, der Kohl-Larsen- und der Hans-Stempel-Straße empfiehlt die Verwaltung eine Umbenennung. „Auch, wenn dies nicht final beschlossen ist, sollen Ideen eingereicht werden können“, betont die Stadt. Und die Impulse kommen. Das Stadtarchiv werde die Vorschläge sichten und auf Grundlage des Kriterienkatalogs für Straßennamen auswerten, sagte eine Sprecherin. Eine endgültige Entscheidung fällt der Stadtrat.

Scherz im Internet

Augenzwinkernde Vorschläge sorgen in Rheinland-Pfalz immer wieder für Schlagzeilen. So war in Worms nach einem Scherz im Internet die Idee aufgekommen, eine Fußgängerbrücke nach Schauspieler Terence Hill („Vier Fäuste für ein Halleluja“) zu benennen. Der Vorschlag scheiterte, aber Hill wurde bei einem Besuch der Brücke gefeiert.

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Zuletzt ergab ein Bürgerentscheid in Bad Dürkheim, dass dort drei „historisch belastete“ Straßennamen nicht geändert werden - entgegen der Meinung des Stadtrats. In den Gremien soll diskutiert werden, ob die Schilder der Maler-Ernst-Straße, Karl-Räder-Straße und Philipp-Fauth-Straße mit einem Zusatz versehen werden. Bürgermeister Christoph Glogger (SPD) bezeichnete das Ergebnis des Entscheids als „Chance für Erinnerungsarbeit“.

Bürger werden beteiligt

Anders in Mannheim. Anfang 2022 beschloss der Gemeinderat mit breiter Mehrheit (nur zwei der 49 Mitglieder votierten dagegen), innerhalb von zwei Jahren vier Straßen im südlichsten Ortsteil Rheinau-Süd umzubenennen. Sie sind benannt nach Theodor Leutwein, Adolf Lüderitz, Gustav Nachtigal und Sven Hedin, allesamt Repräsentanten des Kolonialismus und Rassismus. Für die Übergangszeit bis zu den neuen Namen wurden die Straßenschilder mit Erläuterungen versehen.

Die Neubenennung erfolgt unter Beteiligung der Bürger. Im Frühjahr konnten sie Vorschläge einreichen, aus denen 19 ausgewählt wurden. Aus ihnen sollen die Mannheimer Ende 2023/Anfang 2024 in einer stadtweiten Abstimmung die vier neuen Straßennamen auswählen.

In Heidelberg hat eine Kommission dem Gemeinderat in neun Fällen eine Umbenennung empfohlen: Es handelt sich um die Marga-Faulstich-Straße (Bahnstadt), den Karl-Kollnig-Platz (Handschuhsheim), die Ernst-Rehm-Straße (Kirchheim), die Felix-Wankel-Straße und die Haberstraße (beide Rohrbach), die Endemannstraße (Weststadt), die Richard-Kuhn-Straße (Wieblingen), die Reinhard-Hoppe-Straße und der Rudolph-Stratz-Weg (beide Ziegelhausen).

Damit ist noch nicht entschieden, ob diese neun Straßen oder Plätze auch tatsächlich alle umbenannt werden. Auch hier können Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für neue Namen einreichen - bis zum 31. Oktober.

Autor

Redaktion Planer Neckar-Bergstraße / Redakteur Ladenburg

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