Kriminalität

Gewalttat im PZN Wiesloch: 23-jähriger Patient soll Mitbewohner getötet haben

Ein Patient des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden in Wiesloch soll seinen Zimmergenossen getötet haben. Der 65-Jährige starb noch vor Ort an den Folgen massiver Gewaltanwendung. Was bisher bekannt ist

Von 
Bernhard Zinke
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Das PZN in Wiesloch. © B. Zinke

Wiesloch. Erneut ist es im Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch zu einer Gewalttat gekommen. Ein 23-jähriger Patient steht im Verdacht, einen 65-jährigen Mitbewohner getötet zu haben. Die Tat ereignete sich am Donnerstag um die Mittagszeit, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Heidelberg am Freitag informierten. Beide Patienten waren auf einer Station außerhalb des Maßregelvollzugs untergebracht und hatten sich ein Zimmer geteilt. In welcher Klinik und auf welcher Station sich die Gewalttat ereignete, sagte die Staatsanwaltschaft nicht.

Der Mann sei dringend verdächtig, seinen Mitbewohner mit massiver Gewalt angegriffen zu haben, so die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung. Aufgrund einer psychischen Erkrankung habe er sich mutmaßlich im Zustand der Schuldunfähigkeit befunden. Nach ersten Erkenntnissen habe der Tatverdächtige keine Waffe oder ein Werkzeug für die Tat benutzt, sagte Erster Staatsanwalt Johannes Dasch auf Nachfrage dieser Redaktion.

Beschuldigter macht keine Angaben zur Tat

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat versuchten Ersthelfer, den 65-Jährigen wiederzubeleben. Dies allerdings ohne Erfolg – das Opfer starb noch am Tatort. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heidelberg erließ die zuständige Haftrichterin des Amtsgerichts Heidelberg am Freitag einen Unterbringungsbefehl wegen Totschlags gegen den Beschuldigten und setzte den Unterbringungsbefehl in Vollzug.

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Der Beschuldigte wurde in der forensischen Abteilung einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Ob er weiterhin im PZN Wiesloch oder einer anderen psychiatrischen Klinik untergebracht wurde, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen.

Der Beschuldigte habe im Rahmen der Eröffnung des Unterbringungsbefehls vor dem Amtsgericht keine Angaben zur Sache gemacht. Bei seiner polizeilichen Vernehmung hatte er die Tat allerdings bestritten, so die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen, insbesondere zu den Hintergründen der Tat sowie der Persönlichkeitsstruktur und dem Krankheitsbild des Beschuldigten, dauern an. „Wir wissen in der Tat nicht, was sich ereignet hat“, sagte Erster Staatsanwalt Dasch. Es sei unklar, ob der Tatverdächtige und das Opfer zuvor in Streit geraten waren oder was sonst Auslöser des tödlichen Angriffs war.

September 2023: Entflohener PZN-Patient ersticht Frau

Es ist das zweite Tötungsdelikt eines Patienten des PZN innerhalb eines Jahres. Im vergangenen September floh ein zur Tatzeit 33-jähriger Somalier auf dem Weg vom Gelände der Klinik in die Wieslocher Innenstadt. In einem Kaufhaus ergriff er ein Schälmesser und stach auf eine ihm unbekannte 30-jährige Kundin des Geschäfts ein. Der Mann war im Maßregelvollzug des PZN untergebracht und war auf dem Weg mit fünf Mitpatienten zur Arbeitstherapie, als er unvermittelt vom Gelände türmte. Ein Pfleger hatte ihn in die Innenstadt verfolgt, die Bluttat aber nicht verhindern können. Das Landgericht Heidelberg ordnete im März die dauerhafte Unterbringung des Somaliers in einem psychiatrischen Krankenhaus an.

Die Tat hatte nicht nur große Betroffenheit bei Beschäftigten und Patienten in der psychiatrischen Klinik ausgelöst. Auch in Wiesloch löste die Tat Angst und Entsetzen aus. Der Somalier war unmittelbar nach der Tat in eine andere Klinik verlegt worden.

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