Deidesheim. Die Deidesheimer Hütte ist als Ausflugsziel bei Wanderern ziemlich beliebt – bei Einheimischen und Touristen. Die Wanderparkplätze im Mühl- und Sensental, von denen Besucher dorthin gelangen, waren kostenfrei.
Doch seit Kurzem gilt dort: Wer hier parkt, zahlt – und zwar ausschließlich per App. Es ist die erste Hütte des Pfälzerwald-Vereins, deren Wanderparkplatz bewirtschaftet wird. Im März beschloss der Stadtrat die Umsetzung eines neuen Parkraumbewirtschaftungskonzepts, das neben drei weiteren Standorten in Deidesheim auch an den beiden Waldparkplätzen die Einführung des Handyparkens vorsieht. Fünf Euro am Wochenende, drei Euro unter der Woche. Eine Barzahlung? Nicht möglich. Die ersten zwei Stunden sind frei. Und das war schon eine Nachbesserung, ursprünglich sollte das Parken generell immer pauschal fünf Euro kosten. Damit wolle man Joggern und Hundebesitzern entgegenkommen, begründet der Stadtrat den Beschluss.
Parkgebühren ausgesetzt: Juristische Prüfung eingeleitet
Harald Mugler, Pächter der Deidesheimer Hütte, wirkt angefasst, wenn er über die Einführung der Parkgebühren spricht. Er sei weder vorab informiert noch in den Entscheidungsprozess eingebunden worden – ebenso wenig wie der Pfälzerwald-Verein. „Ich habe es aus der Zeitung erfahren“, so Mugler.
Dennoch betont der Gastronom, dass er nicht an einem Konflikt interessiert sei, sondern „eine konstruktive Lösung“ suche. Besonders bitter empfindet er die sozialen Folgen für seine Gäste: Vor allem Rentner, die die Hütte unter der Woche besuchen, würden durch die Gebühren belastet. „Drei Euro für einen kurzen Besuch – das können sich viele Rentner schlicht nicht leisten. Die geben insgesamt vielleicht zehn bis zwölf Euro aus, da zählt jeder Euro“, sagt Mugler, der einen spürbaren Rückgang der Gästezahlen und Umsatzeinbußen beklagt.
Bedrohen Parkgebühren die Pfälzer Hüttenkultur?
Zudem sorge die rein digitale Lösung für Probleme. Viele seiner Gäste seien mit der Technik überfordert, hätten kein Smartphone oder Probleme beim Einrichten der App. Mugler fordert, die Wanderparkplätze vollständig aus dem Parkraumkonzept herauszunehmen. Die Pfälzer Hüttenkultur sei ein wertvolles Kulturgut, das durch solche Gebühren bedroht sei: „Der Zugang zur Naherholung sollte für jeden kostenfrei möglich sein“, sagt er.
Da die Nachbargemeinden keine Parkplatzgebühren erheben, könnten Besucher die umliegenden Hütten weiterhin kostenfrei erreichen. „Das ist ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für mich und bedeutet für mich die Bedrohung meiner Existenz“, ist er sicher. Besonders kurios: Der Parkplatz des Sensentals ist teilweise gebührenfrei, da ein Teil zur Nachbargemeinde Niederkirchen gehört.
Jetzt hat die Stadt zurückgerudert. Die Schilder auf den Waldparkplätzen wurden zugehängt, die Parkgebühren sind bis auf Weiteres ausgesetzt. „Wir führen jetzt eine juristische Prüfung durch. Es gibt rechtliche Bedenken, ob es zulässig ist, nur eine digitale Zahlungsmöglichkeit anzubieten“, sagt Marcel Kaltenbach, Fachbereichsleiter Verkehr und Bürgerdienste des Ordnungsamts.
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