Brauchtum (mit Video und Fotostrecke)

Fröhliches Treiben beim Fasnachtszug in Ludwigshafen: Narrenschiff auf hoher See

Die Maudacher Mondglotzer lassen es beim gemeinsamen Fasnachtsumzug mit Mannheim in Ludwigshafen krachen. Was unser Reporter vor Ort erlebt hat

Von 
Uwe Rauschelbach
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Die Mondglotzer beim 69. Fasnachtsumzug in Ludwigshafen. © Michael Ruffler

Ludwigshafen. Auf der Ludwigshafener Rheinallee herrscht ein kunterbuntes Treiben. 69 Vereine haben die Straße in eine Narrenmeile verwandelt, auf der die Akteure des 69. gemeinsamen Fasnachtsumzugs der Städte Mannheim und Ludwigshafen auf das Startsignal warten. Als Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und der Präsident des großen Rats der Ludwigshafener Karnevalsvereine, Christoph Heller, in Richtung Zugspitze defilieren, kann es nicht mehr lange dauern.

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Und tatsächlich geht es wenige Minuten später los. Unter den beteiligten Karnevalsvereinen sind auch die Maudacher Mondglotzer, die, an Nummer elf gesetzt, gleich auch die elfjährige Amtszeit ihres Präsidenten Thomas Sachs feiern. Für die seit Mai amtierende Vereinsvorsitzende Claudia Liedtke ist es der sechste Umzug, an dem sie aktiv beteiligt ist. „Ein solcher Umzug ist einfach Stimmung pur“, sagt sie und freut sich auf die nächsten Stunden.

Dreifaches „Ahoi!“

Etwa 90 Mondglotzer sind beim Start versammelt; die Garde, die vorneweg marschiert, imponiert mit einer Vielzahl junger Mädchen schon allein durch Personalstärke. Dem nahen Ende dieser Fünften Jahreszeit sehen die Maudacher Karnevalisten auch mit einem weinenden Auge entgegen. Doch das 55. Clubjubiläum soll in der nächsten Kampagne gebührend gefeiert werden. Die Vorbereitungen beginnen unmittelbar nach Aschermittwoch.

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Die Maudacher Närrinnen und Narren waren bereits einen Tag zuvor beim Fasnachtsumzug in Frankenthal mit von der Partie. Doch in Ludwigshafen geben sie noch einmal alles. Präsident Thomas Sachs im weißen Kapitänsanzug hat sich das Mikrofon geschnappt und begrüßt das närrische Volk am Straßenrand immer wieder enthusiastisch. Dazu ein dreifaches „Ahoi!“. DJ Danny Reitz spielt einen Partyhit nach dem anderen ab. Mit dieser Lautstärke könnten die Mondglotzer einen ganzen Stadtteil beschallen. Bei dem frechen Lied „20 Zentimeter“ würde man zwar lieber den Lautstärkepegel auf Null drehen. Doch die Maudacher Karnevalisten sind diesbezüglich nicht schüchtern. Und als sich der Wagen endlich in Bewegung setzt, haben sie ein Stimmungsniveau erreicht, das alle Zuschauer am Straßenrand unwillkürlich mitreißt.

Und natürlich haben die Mondglotzer auf ihrem überdachten Wagen kistenweise Bonbons, Plastikbälle, Taschentuchpäckchen und Popcorntüten gebunkert. Laut Clubchefin Liedtke alles aus der Privatschatulle der Elferräte bezahlt. Für das gleiche Geld habe man noch im vorigen Jahr das Doppelte bekommen. Auch Sponsoren hielten sich beim Bestücken von Fasnachtsumzügen mehr und mehr zurück. Dennoch werfen die Maudacher Karnevalisten auf der knapp zwei Kilometer langen Strecke ihre Schätze mit vollen Händen unters Volk.

Keine Angst vor den Hexen der Karlsterner-Hexenzunft 1996 e.V. zeigt dieses Mädchen. © Michael Ruffler

Das Deck des Narrenschiffs schwankt bedenklich, als die Mondglotzer zu den Hits von DJ Reitz tanzen. „Wenn ich auf eine Party geh’ und all die jungen Damen seh’“: Erstaunlich viele Menschen, die die Ankunft der Mondglotzer begeistert bejubeln, können die Texte auswendig und singen mit. Auch solche, die nicht verkleidet sind. Und das ist die Mehrheit. Doch ob verkleidet oder zivil: Wer hier oben steht, schaut in erwartungsvolle Gesichter, die sich über diesen Beitrag aus dem Ludwigshafener Stadtteil freuen.

Den Mondglotzern hat sich eine Fußtruppe angeschlossen, die sie vom Anfang bis zum Ende begleitet. „SOS, ich liebe dich“, dröhnt es aus den Boxen. Da braucht es schon ein robustes Gemüt oder eine Einstellung, die jede missliche Lebenslage in einen Glückserfolg verwandelt. Oder man schunkelt einfach mit und vergisst den Rest auf diesem närrischen Dampfer mit seiner übermütigen Besatzung.

OB Specht ist begeistert

Nun geht es unter die Konrad-Adenauer-Brücke hindurch. Dort steht das Narrenvolk dicht gedrängt, und die Musik hallt ohrenbetäubend: „Schatzi, schenk mir ein Foto“. Die Maudacher Mondglotzer werden und werden nicht müde. Unermüdlich gibt Kapitän Sachs seine närrischen Anweisungen durchs Mikrofon. Und die Menschen jubeln ihm zu, recken begierig die Arme entgegen und lassen sich vom Kamellenregen beglücken.

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Hin und wieder muss die Polizei Streitereien schlichten, die offenbar nach einem Schlückchen zuviel aufgeflammt sind. Doch die Sprecherin des Polizeipräsidiums, Ghislaine Wymar, kann größtenteils Entwarnung geben: „Bis jetzt ist alles friedlich“, sagt sie, während der Umzug noch in Gang ist.

Begeistert ist auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, der auf dem Wagen der Feuerio Mannheim mitgefahren ist: „Es ist noch mal ein ganz anderes Erlebnis, als ihn nur an sich vorbeiziehen zu sehen, man schaut in viele begeisterte Gesichter.“ Es seien „viel mehr Menschen gewesen, als ich erwartet habe“, so Specht. „Das hat mir gezeigt, wie wichtig der Zug für die Menschen ist und wie sehr sie darauf gewartet haben“. Er sei Ludwigshafen dankbar für die Organisation des Zugs, „der eine schöne gemeinsame Aktion der Schwesterstädte ist!“ Der Zug habe auch eine soziale Funktion, weil hier Menschen ohne Eintritt Fasnacht feiern und viel erleben könnten.

Auf dem Narrenschiff, das nun Kurs nimmt auf den Deutschen Platz der Einheit an der Rhein-Galerie, geht es munter zu. Hier und da wird an einem Piccolöchen genippt. Den Rest besorgt DJ Reitz: „Geh’ mal Bier holen“, dröhnt die Musik. Und ganz Ludwigshafen singt mit. (mit pwr)

Freier Autor

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