Baumaßnahmen

Freibad Ladenburg: Warum die Technik eine „tickende Zeitbombe“ ist

Die Freibadsanierung in Ladenburg sorgt für kontroverse Diskussionen und bringt neue Pläne für 2026.

Von 
Peter Jaschke
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Erfahrene Bäderplaner erläutern Bürgerinnen und Bürgern die künftigen Beckenzuschnitte. © Peter Jaschke

Ladenburg. Mehr als 200 Personen, darunter einige Kinder, besuchten am Donnerstagabend im Carl-Benz-Gymnasium die Bürgerinformation der Stadt Ladenburg zur geplanten Freibadsanierung ab Ende Juli 2026. Moderiert von Alexios Klingler standen Bürgermeister Stefan Schmutz, Rathausmitarbeiter André Rehmsmeier und Götz Speyerer und zwei externe Fachleute Rede und Antwort. Eingangs erläuterten Matthias Marhöfer (BZM Architekten) und Tino Krebs (Aqua Consult) den aktuellen Stand. Beide sind seit mehr als 25 Jahren überwiegend im kommunalen Bäderbau tätig und sind bislang mit den Planungsleistungen betraut. Wir fassen die wichtigsten Antworten zusammen.

Wie ist der aktuelle Zustand des Freibads?

Die beiden Fachleute schwärmen von der „traumhaften Anlage“, verdeutlichen jedoch, dass „in der Technik eine Zeitbombe tickt, die jederzeit den Stillstand des Bades bewirken kann“. So gebe es beispielsweise keine Ersatzteile mehr für die Steuerungstechnik zur Aufbereitung des Badewassers. Das ist ein Kreislaufprozess, der das Wasser reinigt und desinfiziert, um Krankheitserreger und Schmutz zu entfernen. Der Zustand des Betons hinter den teils hohlligenden Fliesen wird derzeit untersucht.

Was ist geplant?

Die vorgeschlagene Sanierung soll durch die Verringerung der laufenden Betriebskosten und durch gezielte Steuerung der Badewasserparameter einen langfristigen Betrieb sicherstellen.

Wie soll das gehen?

Getrennte Becken für Schwimmen, Springen, Rutschen und Kleinkinder sollen Sicherheit erhöhen. Neben künftig mehr Energieeffizienz durch Verbund mit der Photovoltaikanlage auf der entstehenden Dreifeld-Sporthalle sollen auch Barrierefreiheit, Hygiene und Hochwasserschutz verbessert werden. Eine Edelstahl-Auskleidung verringert Wasserverlust. Anstelle von bisher acht Schwimmerbahnen wird es nach Wiedereröffnung im Mai 2028 sechs 50-Meter-Bahnen und zwei 25-Meterbahnen geben. Das Nichtschwimmerbecken wird ebenso separiert und auf 30 Meter verkürzt. Die neuen Maße sind auf jährlich 120.000 Besucher ausgelegt. In der vergangenen Saison waren es knapp 95.000. Bei schlechtem Wetter Ende Mai wurden 32 Personen gezählt, an einem heißen Tag im Juni 4500.

Verliert das Bad an Attraktivität, wenn das beliebte Nichtschwimmerbecken verkleinert wird?

Das verneinen die Bäderfachleute. Das Nichtschwimmerbecken sei immer noch groß genug und „ideal, um Schwimmen zu lernen und Spaß zu haben“. Hinzu kommt, dass der bislang abgesperrte Bereich der Landezone unterhalb der Rutsche entfällt, da es dafür künftig ein eigenes kleines Becken gibt. Darüber hinaus entsteht ein großer Kombinationsbereich aus Planschbecken und Wasserspielplatz für Kinder.

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Was kostet das alles?

Die Kostenberechnung liegt bei 9,4 Millionen Euro. Dank Bundesförderung von 2,8 Millionen Euro reduzieren sich die Kosten der vorgeschlagenen „Kompromissvariante“ für die Stadt auf 6,6 Millionen Euro. Der Technische Ausschuss des Gemeinderats hat das Fachbüro Thost mit der Projektsteuerung beauftragt. Dieses Büro hat die Kostenberechnung als marktgerecht eingestuft.

Ginge es kostengünstiger, wenn man die bestehenden Becken mit Edelstahl verkleiden und die Technik austauschen würde?

Nein. Es würde erheblich teurer werden. Es gibt zwar keine genauen Zahlen dazu, doch das ergibt sich aus dem Aufwand für die große Wasserfläche. Die erfahrenen Badplaner schlagen die „wirtschaftlichste Lösung vor, um das Bad in die Zukunft zu führen“. Ziel ist es, den Zuschussbedarf von bislang jährlich 200.000 bis 400.000 Euro stabil zu halten oder zu reduzieren. Das funktioniert nur mit moderner Technik und reduzierten Wasserflächen. Obendrein ist die Förderzusage von 2,8 Millionen Euro an Bedingungen wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Hochwasserschutz geknüpft, die sich mit der bisherigen Bauart nicht erfüllen ließen.

Was kann sich die Stadt nicht mehr leisten, wenn die Freibadsanierung kommt?

Das ist noch offen. Der Gemeinderat entscheidet ja, wo im Haushalt Schwerpunkte liegen sollen. In Konkurrenz stehen etliche Projekte wie Sanierung der Lobdengau-Halle sowie Erneuerung von Bahnhofsvorplatz, Römerstadion, Sebastianskapelle und Marktplatz. Allerdings werden durch die energetische Sanierung des Freibads jährlich rund 100.000 Euro eingespart, was Strom und Wassertechnik angeht.

Wie geht das?

Durch den Energieverbund mit der gerade entstehenden Dreifeldsporthalle. Die Photovoltaikanlage auf deren Dach versorgt das Bad mit eigenproduzierten Solarstrom, den die Stadt dann nicht mehr einkaufen muss. Die neue Technik verbraucht außerdem weniger Strom. Der Verbrauch soll von 350.000 auf 200.000 Kilowattsunden jährlich sinken.

Bleiben die Bäume erhalten?

Der alte Baumbestand wird geschützt. Es gibt eine dendrologische Baubegleitung.

Warum dauert es eineinhalb Jahre, bis das Bad wieder öffnet?

Entgegen der ursprünglichen Annahmen ist die Sanierung aufgrund ihres Umfangs, der Materialverarbeitung und der geringen Anzahl an verfügbaren Fachfirmen nur durch einen kontinuierlichen Bauablauf zu garantieren und wirtschaftlich abzubilden. Deshalb ist in der Saison 2027 kein Freibadbetrieb möglich.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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