Flucht eines Mörders in Germersheim: Bewacher müssen zahlen

Weil sie den verurteilten Mörder Aleksandr Perepelenko bei einem Ausflug an einen Germersheimer See entkommen ließen, mussten sich zwei JVA-Bedienstete in einem Disziplinarverfahren verantworten. Das ist nun beendet

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Julian Eistetter
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Am Sollachsee im pfälzischen Germersheim gelang dem verurteilten Mörder im Oktober 2023 die Flucht. © Julian Eistetter

Bruchsal. Knapp ein Dreivierteljahr nach der Flucht des verurteilten Mörders Aleksandr Perepelenko aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal sind jetzt die Disziplinarverfahren gegen zwei JVA-Bedienstete abgeschlossen, die den Deutsch-Kasachen bei einem begleiteten Ausflug in Germersheim entkommen ließen. Wie ein Sprecher des baden-württembergischen Justizministeriums auf Anfrage mitteilt, wurden gegen beide Beamten Geldbußen verhängt.

Verurteilter Mörder entkommt beim Spielen mit einem Spielzeugflugzeug

Aus Sicht der Dienstaufsicht haben sich die beiden Bewacher am Tag der Flucht also ein Fehlverhalten vorzuwerfen. Nach Schilderungen der Justizministerin war der Gefangene bei einem begleiteten Ausflug am Sollachsee in Germersheim in der Pfalz entwichen, als er mit einem Spielzeugflugzeug spielte. Bei dem Ausflug sollte Perepelenko seine Familie treffen. Seine elektronische Fußfessel konnte der wegen Mordes verurteilte Mann wenig später mit einem unbekannten Werkzeug entfernen.

Ein Lichtbild des verurteilten Mörders Aleksandr Perepelenko. © Polizei

Über die Höhe der Geldbußen macht der Ministeriumssprecher auf Nachfrage keine Angaben. Diese würden sich in solchen Fällen nach dem Einkommen der Betroffenen richten, erklärt er. Eine härtere Disziplinarmaßnahme als die Geldbuße - eine Suspendierung etwa wäre der schwerwiegendste Schritt gewesen - sei in dem Fall nicht angemessen gewesen, so der Sprecher. Die beiden Beamten verrichten ihren Dienst also weiter.

Staatsanwaltschaft macht keine näheren Angaben zum Stand der Fahndung

Unterdessen ist Perepelenko nach wie vor auf der Flucht. "Es wird weiterhin nach ihm gefahndet und es wird allen Hinweisen nachgegangen", sagt ein Sprecher der Pforzheimer Staatsanwaltschaft auf Anfrage. Zu den konkreten Fahndungsmaßnahmen oder Erkenntnissen zum Aufenthaltsort des Entwichenen macht er keine Angaben, "da dies eine Wiederergreifung in hohem Maße gefährden würde".

Wie berichtet, hatte sich Perepelenko nach seiner Flucht mehrfach mit Briefen oder Videobotschaften an Medienunternehmen gewandt. Darin stellte er sich etwa als ein Justizopfer dar und forderte eine Wiederaufnahme seines Verfahrens. Er behauptet, unschuldig zu sein. Weitere Kontaktaufnahmen habe es in den vergangenen Wochen jedoch nicht mehr gegeben, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. "Mir ist bekannt, dass sich der Entwichene wiederholt mit Botschaften an die Presse gewandt hat. Aus der jüngeren Vergangenheit wäre mir aber keine entsprechende Botschaft bekannt."

Flucht eines verurteilten Mörders: Kritik wegen Baumarktbesuch

Kritik hatte es nach der Flucht auch deshalb gegeben, weil die JVA-Beamten während des Ausflugs und vor dem Aufenthalt am See mit dem Gefangenen einen Baumarkt besucht haben sollen. Ob er sich bei dieser Gelegenheit ein Werkzeug zum öffnen der Fußfessel beschafft hat, ließ sich jedoch nicht abschließend klären. Die Bewacher hatten dies ausgeschlossen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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