Einsturzgefahr

Feuer bei Bäckerei Rutz in Walldorf - Brandruine macht Einsatzkräften Probleme

Die Ruine der Bäckerei Rutz in Walldorf birgt noch Risiken und kann nicht betreten werden. Auch die Feuerwehr hatte Probleme beim Löschen. Für die Familie gibt es unterdessen einen neuen Hoffnungsschimmer

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Julian Eistetter
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Kräfte der Feuerwehr schauen sich Fotos an, die eine Drohne aus der Luft von der zerstörten Großbäckerei aufgenommen hat. © René Priebe

Das Ausmaß der Zerstörung ist enorm. Auch Tage nach dem verheerenden Brand bei der Großbäckerei Rutz in Walldorf kann die Ruine noch immer nicht betreten werden. „Das Risiko eines Einsturzes ist zu groß“, sagt ein Polizeisprecher auf Anfrage. Zunächst müssten Statiker sich ein genaues Bild von der Lage machen. Kommende Woche könnten dann möglicherweise die Brandexperten ihre Untersuchungen aufnehmen, um herauszufinden, wie es zu dem zerstörerischen Feuer am ersten Weihnachtsfeiertag kommen konnte.

Die massiven Beschädigungen und damit verbundenen Unsicherheiten haben auch der Feuerwehr mächtig zu schaffen gemacht, wie Frank Eck, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Walldorf, im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. „Wir konnten auch nicht rein ins Gebäude. Und weil herabgestürzte Decken und Bodenplatten Glutnester verdeckten, kamen wir an das Feuer kaum ran“, erklärt er. In einem Lagerraum sei das Material durch die Hitze so sehr verklumpt, dass es mit dem Wasserstrahl nicht zu durchdringen gewesen sei. Die Werkfeuerwehr des Unternehmens Freudenberg sei angerückt, um den Raum von oben mit Mittelschaum zu fluten. „Das scheint funktioniert zu haben“, so Eck.

Suche nach Zwischenlösung

Zumindest sind nun seit Donnerstagmorgen keine neuen Glutnester mehr entdeckt worden, berichtet der Kommandant. Mit seiner Mannschaft war er vom zweiten Feiertag bis Dienstagabend fast durchgehend am Brandort. Zu Spitzenzeiten waren 280 Wehrleute im Einsatz, um das Flammeninferno zu bekämpfen. Auch eine Drohne kam zum Einsatz, um Fotos aufzunehmen und Glutnester auszumachen. Das Bildmaterial wird der Polizei zur Verfügung gestellt, um den Verlauf des Brandes bestmöglich nachvollziehen zu können.

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Eugen Rutz ist seit Tagen nur auf Achse. Täglich fährt er durch die Region und schaut sich Hallen an. Der Seniorchef der Familienbäckerei ist auf der Suche nach einem Standort, der als Zwischenlösung für die Produktion geeignet ist. „Es war eine dabei, die unter Umständen etwas sein könnte. Nächste Woche schauen wir uns das noch einmal mit einem Experten an, um herauszufinden, mit welchem Aufwand eine Inbetriebnahme verbunden wäre“, berichtet Rutz. Es müsse zwar möglichst schnell gehen, aber die Lösung müsse dann auch für eine Produktion über mehrere Monate geeignet sein, so dass ein übereilter Schnellschuss keine gute Idee sei.

Wieder eigene Produkte

Alles in allem hat sich die Familie Rutz nach dem Schock von Weihnachten schnell aufgerappelt und den Blick nach vorne gerichtet. Schon ab kommender Woche soll es in den 24 geöffneten Filialen wieder eigene Produkte geben. „Wir haben bei einem befreundeten Bäcker ein Zeitkontingent in einer großen Backstube erhalten, so dass wir mit unserer eigenen Konditorei Waren herstellen können“, berichtet Rutz. Am Montag soll es losgehen, zunächst seien zwei bis vier eigene Artikel angedacht, etwa Kraftkornbrötchen, Croissants oder Dinkelschleifen, sagt der Seniorchef.

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Für ihn und alle 275 Mitarbeiter sei das ein absoluter Hoffnungsschimmer. „Wir kämpfen um jeden Zentimeter“, betont Rutz. Das Tagesgeschäft unter diesen Umständen aufrecht zu erhalten und sich gleichzeitig um eine Perspektive zu kümmern, sei aber eine enorme Herausforderung.

Aktuell versorgen vier Bäcker-Kollegen die Bäckerei Rutz mit Waren. „In unseren Filialen haben wir aber natürlich derzeit dennoch eine deutlich reduzierte Menge an Backwaren. Das wirke sich entsprechend auf die Umsätze aus. „Für die Situation, in der wir uns befinden, ist das zwar okay. Leben können wir davon aber nicht“, sagt er. „Aber der Brand ist auch erst ein paar Tage her. Wir müssen jetzt beobachten, wie es sich in den kommenden Wochen entwickelt.“

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Wie berichtet, entstand bei dem Feuer am 25. Dezember ein Schaden in Millionenhöhe. Durch Versicherungen seien die Gehälter der Mitarbeiter aber gesichert, so Rutz. Die Ruine wird voraussichtlich abgerissen. Perspektivisch will Rutz am selben Standort eine neue Produktionshalle errichten.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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