Rechtsstreit

FC Bayern verschont Klima-Aktivist Semmler vor Mannheimer Amtsgericht

Es ging um 3000 Euro und  ums Prinzip: Raúl Semmler sollte dem FC Bayern Schadenersatz bezahlen, weil er im August 2022 den Innenraum der Allianz-Arena stürmen wollte. Am Freitagmittag schlossen sie einen Vergleich

Von 
Stephan Alfter
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Der Klima-Aktivist Raúl Semmler sitzt mit Richter Christoph Streiß im Mannheimer Amtsgericht. Der Anwalt des FC Bayern ist online zugeschaltet. © Stephan Alfter

Mannheim. Als Raúl Semmler, Mannheimer Klima-Aktivist bei der Letzten Generation, im August 2022 beim Bundesligaspiel des FC Bayern gegen Mönchengladbach versucht hat, den Rasen zu stürmen, um sich am Torpfosten zu fixieren, fiel er vom Zaun. Dabei verletzte er sich schmerzhaft an der Wirbelsäule, nachdem ein Ordner ihn noch am Bein gezogen hatte.

Seinem Kollege Leo Elgas gelang die Aktion. Ein Bild, in dem der Heidelberger Mathematik-Student festgeklebt neben dem Ex-Bayern-Star Sadio Mané steht, ging um die Welt.

FC Bayern musste 3000 Euro an DFL zahlen

Für den FC Bayern hatte der Zwischenfall in der 17. Spielminute Konsequenzen, denn die Deutsche Fußball Liga (DFL) kassiert von den Vereinen in solchen Fällen eine Strafe, weil sie vermeintlich nicht gut genug aufgepasst haben, dass der Spielbetrieb nicht gestört wird. Für Semmler bedeutete das, dass der FC Bayern ihn verklagte - und zwar auf Schadenersatz. Die 3000 Euro, die die Bayern an die DFL zahlten, wollten sie von ihm zurück.

Stürmer Sadio Mané geht auf den Heidelberger Klima-Aktivisten Leonardo Elgas zu, der das Match störte, um auf die globale Krise hinzuweisen. © Twitter

Das jedenfalls war die Ausgangslage eines Rechtsstreites, der am Freitagmittag ab 13 Uhr innerhalb von 44 Minuten vor dem Mannheimer Amtsgericht zu einer gütlichen Einigung führte.

Semmler darf nicht mehr in Allianz-Arena stören

So konnte Richter Christoph Streiß am Ende in sein Aufnahmegerät diktieren, dass sich die FC Bayern München AG und Semmler zu einem Vergleich bereitgefunden haben. Der sieht so aus: Der FC Bayern lässt Semmler seine 3000 Euro, dieser verpflichtet sich aber dazu, sämtliche Versuche, den Spielbetrieb in der Allianz-Arena zu stören, zu unterlassen.

Im Hauptberuf Schauspieler: Raúl Semmler (l., grünes Shirt) verletzt sich beim Versuch, auf das Spielfeld in der Allianz Arena zu gelangen. © Letzte Generation

Der Klub hat sich ebenfalls bereiterklärt, die Gerichtskosten in Höhe von 119 Euro zu übernehmen. Semmler muss demnach nur seinen Rechtsanwalt Nils Spörkel bezahlen. Aus Sicht von Richter Streiß ein sachgerechtes Angebot des Weltvereins, dem nach den Worten des Münchner Rechtsanwaltes Clemens Hüber, der per Video in den Gerichtssaal zugeschaltet war, nicht daran gelegen sei, Semmler finanziell zu belasten. Für den FC Bayern seien 3000 Euro nicht viel Geld, für einen einzelnen Mann wie Semmler aber schon, so der Bayern-Anwalt.

Richter: Klimaengagement der Bayern nicht Teil der Verhandlung

Richter Streiß war es im Vorhinein wichtig zu betonen, dass es bei der Klärung der Rechtsangelegenheit nicht um Politik gehe - also etwa die Frage, ob der FC Bayern München alle Möglichkeiten ausschöpfe, um sich nachhaltiger gegen den Klimawandel zu engagieren. Semmler hatte zunächst den Versuch unternommen, sein Handeln damit zu erklären, dass seine Aktion eigentlich im Sinne des Vereins gewesen sein müsste.

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Denn durch sein Aufmerksammachen auf ehrgeizige Klimaziele ermögliche er dem Verein quasi noch eine Zukunft, die dieser nicht mehr hätte, wenn das Klima komplett kippen und Fußballspiele nur noch unter außerordentlich schlechten Bedingungen stattfinden würden. Nach dem Motto: Wer das Klima rettet, rettet damit indirekt auch den Fußballspielbetrieb, den es nicht mehr gäbe, wenn die Existenz von Leben auf der Erde gefährdet ist.

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Protestformen gegen den FC Bayern gebe es genug. Dazu müsse er nicht mehr in die Allianz-Arena, erklärte Semmler seine Zustimmung zum Vergleich. Solche Klubs, die ständig zu Spielen und in Trainingslager flögen, Rasenheizungen betrieben und Flutlichtmasten tagsüber brennen ließen, müssten Verantwortung übernehmen, findet er.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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