Karneval

Weitere Fasnachtsumzüge in der Pfalz abgesagt

Immer mehr Fasnachtsvereine haben Angst vor zu hohen Kosten. Zudem gibt es Respekt vor womöglich anreisenden Narren aus anderen Orten. Frankenthal hat sich eine Ersatzveranstaltung überlegt

Von 
Stephan Alfter
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© Ronald Wittek/dpa

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Kein Fastnachtsumzug für Ludwigshafen/Mannheim, Absagen auch in Bad Dürkheim, Weisenheim am Sand, Frankenthal, Römerberg, Herxheim, Offenbach, Germersheim oder Bellheim - nach zwei Jahren Corona-Pause ist es um die Karnevalsstimmung in Rheinland-Pfalz schlecht bestellt.

Als Grund für die strengeren Sicherheitsauflagen nennen fast alle Vereine die 2021 in Kraft getretene Änderung des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (POG). Die Kommunen erklären sich: „Das aktuelle Sicherheitskonzept orientiert sich an den gültigen Auflagen des POG sowie aktuellen Rahmenbedingungen, die einzukalkulieren sind“, erklärt der Frankenthaler Bürgermeister Bernd Knöppel (CDU). „Wir müssten beispielsweise das Sicherheitspersonal von einer geringen Anzahl auf nennenswerte 20 Personen aufstocken und hätten eine Anmietung von 39 Fahrzeugen organisieren müssen, die wir bisher nicht hatten.“ Die zu erwartenden Mehrkosten in fünfstelliger Höhe seien für zwei Stunden Umzug nicht mehr verhältnismäßig gewesen.

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„Dieses erhöhte Sicherheitskonzept ist der Tod der Straßenfastnacht mit dem traditionellen Umzug“, sagt der Vorsitzende der Karnevalgesellschaft Bellheim, Gerald Bleimaier. Dort gab es den Umzug am Sonntag vor Fastnacht seit 1959, mit Strahlkraft über den südpfälzischen Ort hinaus. Seitdem sei der Umzug nur einmal wegen des Golfkriegs und zwei Mal wegen Corona ausgefallen, sagt Bleimaier. Zuletzt nahmen 2500 Menschen in 47 Gruppen am Umzug in Bellheim teil, mehr als 20 000 Menschen verfolgten das Spektakel am Straßenrand.

Ab 15 000 Menschen wird’s teuer

Sich mit „Büdchen wie beim Weihnachtsmarkt“ zu begnügen, sei keine richtige Straßenfastnacht, sagt der Bellheimer Fastnachter mit Blick auf Frankenthal - statt des Umzugs soll nun dort auf dem Rathausplatz ein „Fastnachtsdorf“ mit Ständen und einer Bühne aufgebaut werden.

Das zuletzt 2020 geänderte Polizei- und Ordnungsbehördengesetz von Rheinland-Pfalz sieht drei Arten von Veranstaltungen unter freiem Himmel vor - mit weniger und mit mehr als 5000 Besuchern sowie Großveranstaltungen ab mindestens 15 000 gleichzeitig anwesenden Besuchern. „Wenn an einigen Orten Veranstaltungen abgesagt werden, ist das nicht schön“, sagt Innenminister Michael Ebling (SPD). „Das Polizei- und Ordnungsbehördengesetz kann dafür aber nicht verantwortlich gemacht werden.“

Das Gesetz schreibe den Veranstaltern nämlich nicht vor, welche Sicherheitsmaßnahmen im Einzelfall konkret erforderlich seien. „Es ist völlig klar, dass das nur vor Ort entschieden werden kann.“ Inzwischen fürchten Orte, die einen Umzug haben, dass Narren aus anderen Gemeinden anreisen und es zu Chaos kommt. Fastnacht und Sicherheit - das ist zum Politikum geworden. „Es darf nicht sein, dass prägende Bestandteile unserer heimischen Kultur wegbrechen“, sagt der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dirk Herber. Sein Fraktionschef Christian Baldauf hat für Donnerstag, 16 Uhr, zu einer Videoschalte geladen. Mit von der Partie wird auch Jürgen Lesmeister (siehe Interview oben) sein.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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