Landwirtschaft

Extremes Wetter: Das sind die Auswirkungen auf die regionale Ernte

Überflutete Äcker, Frostschäden und Pilzerkrankungen bei Bäumen. Wie wirken sich die Temperaturunterschiede und der Starkregen der vergangenen Wochen auf die Ernte aus? Landwirte und Winzer berichten

Von 
Alena Kuhn
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Der Starkregen im Mai hat einen Acker mit Alleebäumen in der Nähe von Ladenburg überflutet. Das Feld gehört der Baumschule Huben. © Julian Huben

T-Shirt, Pulli oder doch eine Regenjacke? Ich den letzten Wochen sind sicherlich einige ratlos vor dem Kleiderschrank gestanden. Erst hatte es Anfang April perfektes Sommerwetter, zwei Wochen später fiel die Temperatur dann nachts auf null Grad. Aber auch im Mai hat das Wetter verrückt gespielt. Zuletzt gab es heftige Gewitter und Starkregen, die - besonders im Saarland - große Schäden angerichtet haben. Welche Bereiche sind in der Region von den starken Temperaturschwankungen und der hohen Feuchtigkeit betroffen? Wie hat unser Essen auf den Feldern das extreme Wetter weggesteckt? Landwirte und Winzer aus dem Rhein-Neckar-Kreis und der Pfalz erzählen von ihren Erfahrungen.

Der Wein kommt bald in die kritische Phase

Die Schäden durch das Wetter seien in der Pfalz überschaubar, sagt Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Die kalten Temperaturen Ende April hätten dem Wein und dem Obst nicht stark geschadet. Auch durch die frühe Hitze gebe es in diesem Frühjahr keine nennenswerten Auswirkungen auf die Pflanzen, erzählt Köhr. Anders sieht es beim Starkregen aus, der vor Kurzem über die Region zog: Besonders im Landkreis Germersheim steht laut Köhr das Wasser auf den Äckern. Deswegen können sie aktuell nicht befahren werden.

Kommentar Extremes Wetter: Wir müssen jetzt handeln

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Auf den Feldern werden sowohl Getreide für den menschlichen Gebrauch als auch Mais, Gras und Klee als Futter für Nutztiere angebaut. Die aktuelle Ausnahmesituation sorge insbesondere dafür, dass die Tiere weniger Futter hätten, sagt Köhr. Allerdings hält sich der Schaden in der Metropolregion insgesamt in Grenzen. In den angrenzenden Gebieten Rheinhessen und Südwestpfalz ist die Lage durch den Frost und die Überschwemmungen angespannter.

Einige Aprikosen vom Obsthof Schuhmann haben Hagelschäden abbekommen. © Louis Schuhmann

Das Weingut Bassermann-Jordan aus Deidesheim hat dieses Jahr keine Frostschäden erleiden müssen. Das sagt Achim Eberle, der Außenbetriebsleiter. Über den vielen Regen freue er sich sogar. Die Pflanzen würden gleichmäßig wachsen, und die Blätter seien sattgrün, erzählt Eberle. Bis jetzt habe das Weingut auch noch keinen Ausfall durch den Starkregen gehabt. Jedoch sind die nächsten Wochen kritisch: Ende Mai fangen die Reben an zu blühen. Wenn das Wetter dann zu kalt und nass ist, können die Blüten laut Eberle abfallen. Deswegen hoffe er jetzt auf trockene Zeiten. Generell weist Eberle darauf hin, dass Betriebe im Agrarwesen immer von der Natur abhängig sind und jedes Jahr aufs Neue auf gutes Wetter hoffen müssen.

So hoch ist der Schaden wegen Überflutungen

Bei der Baumschule Huben in Ladenburg hat der starke Regen bereits Opfer gefordert. Manche Felder seien überflutet, erzählt Maximilian Keller, Gartenbauingenieur und Verkaufsleiter. „Wir wissen nicht, ob die Bäume zu retten sind oder ob sie eingehen wegen der Nässe“, sagt Keller. Er geht jedoch davon aus, dass das Wasser noch lange im Boden steht und die Wurzeln beschädigt. Wenn die Vermutung stimme, werde der Schaden im hohen fünfstelligen Bereich liegen, sagt Keller.

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Auch ein weiteres Problem kam aufgrund des Wetters: Durch die hohen Niederschläge und den Wetterumschwung gebe es einen erhöhten Schädlingsbefall und mehr Pilzerkrankungen, erzählt Keller. Mit diesem Problem kommen einige Kunden für eine Beratung zur Baumschule. Und auch Frostschäden seien dabei. Durch die warmen Temperaturen im Frühjahr hätten viele Pflanzen schon früh ausgetrieben, sagt Keller. Wegen der Kälte seien diese Triebe dann beschädigt worden.

Landwirt Wolfgang Guckert vom Guckertshof in Mannheim-Sandtorf hat in diesem Jahr keine großen wetterbedingten Schäden erleiden müssen. Nur der erste Spargel sei erfroren, der Rest sei aber gut geworden. Louis Schuhmann vom Obsthof Schuhmann in Ladenburg hatte hingegen mit einem anderen Problem zu kämpfen: Vor wenigen Wochen überraschte ihn der Hagel, und einige Aprikosen wurden faul. Ansonsten ist Schuhmann glücklich über die frühe Hitze und das viele Wasser. Er sei aber - bis auf den Hagel - auch gut davongekommen. Ein paar Male hat Schuhmann die Frostschutzberegnung eingeschaltet. Das wäre nicht nötig gewesen, weil es nicht so kalt wurde wie erwartet.

Wie die Landwirte ihre Pflanzen vor dem Wetter schützen

Bei der Frostschutzberegnung würden die Pflanzen mit Wasser besprüht, erklärt Köhr. Der entstandene „Eispanzer“ schütze die Bäume dann vor den Minusgraden. Im Weinbau wird stattdessen manchmal auf Frostschutzkerzen gesetzt: Die Kerzen stünden in Eimern auf der Anlage verteilt und sorgten für etwas höhere Temperaturen, so Köhr. Und auch vergleichsweise kleine Windräder gibt es in der Wein-Branche. Sie sorgen laut Köhr dafür, dass kalte Luft am Boden mit der warmen Luft in der Höhe vermischt wird. Diese Methoden könne man jedoch nicht flächendeckend anwenden. Die meisten Landwirte sind dem Wetter so ausgesetzt.

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