Mobilität

Erste beiden Wasserstoff-Stadtbusse in Heidelberg ausgeliefert

Sie sehen aus wie Elektro-Stadtbusse, haben aber eine Brennstoffzelle und sechs Tanks mit Wasserstoff an Bord: In Heidelberg hat die RNV die ersten beiden Wasserstoff-Stadtbusse des Modells „eCitaro“ bekommen

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Michaela Roßner
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Weltpremiere: Der erste Wasserstoffbus „H2-eCitaro“ von Daimler ist übergeben worden. Nun hat er auf der künftigen Tankanlage Wieblingen eine Runde gedreht. © Philipp Rothe

Heidelberg. Ihr „Auspuff“ befindet sich auf dem Dach - und statt Dieselruß wabert ausschließlich Wasserdampf heraus: Die weltweit ersten beiden Wasserstoff-Stadtbusse des Modells „eCitaro“ rollen durch Heidelberg. Vorerst wird die neue Technologie, die den Bussender Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) mehr Reichweite verschafft als mit reinem Elektroantrieb, im Testversuch erprobt. Doch schon ab Frühjahr 2024 sollen die Busse den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Metropolregion noch klimafreundlicher machen. Insgesamt 48 solcher Gelenkbusse sind bestellt.

Noch sind die neuen Busse, die neben Batterien auch Brennstoffzellen und Wasserstofftanks im Dach transportieren und etwa doppelt so teuer wie ein herkömmlicher Diesel-Doppelbus sind, noch im Lern- und Forschungsauftrag unterwegs. Während die Fahrer der RNV geschult werden, ermitteln und analysieren Forscher aus Mannheim und Karlsruhe die Daten.

Reichweite und Kosten der Busse

Die Hybridbusse können im Betrieb von reinem Elektro- auf Wasserstoffbetrieb umschalten. Während der reine Elektrobetrieb aktuell noch der preiswertere Antrieb ist, sichert der Wasserstoffbetrieb größere Reichweiten, erklärt Yunus Keskin, als Projektleiter bei der RNV für die Elektro- und Wasserstoff-Flotte zuständig.

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30 Kilo Wasserstoff tragen die Busse in sechs Tanks über der Fahrerkabine - die großen Flaschen sind besonders druckgeschützt und damit mindestens so sicher wie ein herkömmlicher Treibstofftank, unterstreicht Falk Schulte-Wintrop, Leiter der Produktentwicklung bei H2Mobility mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen baut unter anderem die neuen Wasserstoff-Tankstellen der RNV in Mannheim und Heidelberg sowie eventuell auch in Ludwigshafen.

Tankstelle im Frühjahr fertig

27 Gelenkbusse sollen in der Tankstelle in Heidelberg-Wieblingen parallel betankt werden können. Noch ist die Anlage im Bau, Ende des Jahres sollen zum ersten Mal die Bus-Tanks gefüllt werden können. Doch ein „H2 e-Citaro“ drehte gestern zur Feier des Tages schon einmal eine Runde auf der Anlage, die unmittelbar in der Nähe der Autobahnausfahrt „Rittel“ und neben einem Baumarkt entsteht.

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In Heidelberg rollen die ersten Wasserstoff-Gelenkbusse an

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Souverän steuerte Alex Schork, seit sieben Jahren für die RNV im Fahrersessel, den nagelneuen Bus um Baustelleneinrichtungen und herausragende Gullideckel über den festgeklopften Sandboden. „Auch nicht komplizierter als durch die Heidelberger Altstadt zu navigieren“, gab sich der erfahrene Bus-Lenker abgeklärt, während Till Oberwörder, Chef des Herstellers Daimler Buses, Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner und Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV, den Atem anhielten. Etwa das Doppelte kostet ein solcher Wasserstoffbus im Vergleich zu einem Diesel-Doppelbus, der mit 350 000 bis 500 000 Euro Anschaffungskosten veranschlagt wird.

André Baumann, Staatssekretär des Fördermittelgebers, dem baden-württembergischen Umweltministeriums, war bei der Pionierfahrt ebenfalls dabei. „Mit diesem Projekt erproben wir neue Technologien im Alltag, fördern den Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft und die Mobilität der Zukunft“, unterstreicht er. Die Brennstoffzelle gehöre zu Baden-Württemberg „wie das Heidelberger Schloss und der Bollenhut“, ging Baumann darauf ein, dass in den nächsten Jahren Zehntausende Arbeitsplätze dank der Wasserstoff- und Brennzellentechnologie entstehen sollen.

Pilotprojekt

  • Die Rhein-Neckar-Region ist Wasserstoff-Modellprojekt des baden-württembergischen Umweltministeriums.
  • Allein zwölf Millionen Euro fließen über das Projekt H2Rhein-Neckar in die Anschaffung von 40 Gelenkbussen mit Brennstoffzellen-Range-Extender.
  • 13 Fahrzeuge sollen in Mannheim unterwegs sein, 27 in Heidelberg.
  • Acht Wasserstoffbusse werden für den Betrieb in Ludwigshafen angeschafft. Sie werden durch Bundesmittel gefördert.

Produktionsstandort Mannheim

Arbeitsplätze sichert die neue Technologie zudem in der Fahrzeugproduktion: „Wir sind stolz auf die langjährige Partnerschaft mit der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH“, betont Till Oberwörder (Daimler Buses, früher Evo-Bus GmbH). Der Mannheimer Produktionsstandort mit rund 3000 Mitarbeitern werde ab 2024 komplett auf Elektromobilität ausgerichtet. „Unsere Mitarbeiter sind stolz, wenn sie unsere Busse auch in der Region fahren sehen“, sagt Oberwörder.

Mit der Anschaffung des neuen Bustyps setze man „wichtige Impulse für eine nachhaltige städtische Mobilitätswende“, freut sich Heidelbergs Stadtchef. Spätestens ab 2026 soll der Wasserstoff, der unter anderem in Wieblingen in die Busse getankt wird, grün sein, heißt es von der RNV. „Wie unsere Elektrobusse sind die Fahrzeuge lokal emissionsfrei“, sagt RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek, „Der Einsatz der Brennstoffzelle ermöglicht es uns aber zusätzlich, größere Busse in Form von Gelenkbussen auf längere und topografisch anspruchsvollen Linien wie beispielsweise den ,Berglinien’ in Heidelberg einzusetzen.“

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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