Wolfssichtung

Erneute Wolfssichtung: Streifzug in Offenbach an der Queich auf Video festgehalten

Die Sichtung in der VG Offenbach ist bereits die vierte in nur drei Wochen in der pfälzischen Rheinebene. Dieses Mal wurde Gevatter Isegrim gar im Bewegtbild festgehalten. Was dies nun für die Menschen in der Region bedeutet.

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Dennis Bachmann
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In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit acht sesshafte erwachsene Wölfe. © Philipp Schulze/dpa

Rhein-Neckar. Ein Wolf trabt gemütlich über eine Wiese – am helllichten Tag, nur wenige hundert Meter vom nächsten Dorf entfernt. Diese Szene ist in einem von zwei Videos zu sehen, die derzeit in den sozialen Medien und in diversen WhatsApp-Gruppen die Runde machen. Aufgenommen wurden sie in der Verbandsgemeinde (VG) Offenbach. Im zweiten Video jagt Gevatter Isegrim ein Reh über eine Wiese. Das rheinland-pfälzische Koordinationszentrum Luchs und Wolf (KLUWO) bestätigt, dass es sich bei dem gefilmten Tier um einen Wolf handelt. Damit ist die vierte Wolfssichtung binnen drei Wochen in der Rheinebene bestätigt.

Die beiden Videos wurden am 14. Juli aufgenommen. Davor war ein Wolf zweimal - am 25. und 26. Juni - in der VG Lingenfeld (Kreis Germersheim) von einer Fotofalle abgelichtet worden. Es folgte eine weitere Sichtung in der VG Bellheim (Kreis Germersheim) am 5. Juli. Ob es sich dabei immer um das gleiche Tier gehandelt hat, könne man nicht mit Sicherheit sagen, heißt es vonseiten des KLUWO. Die räumliche und zeitliche Nähe der Sichtungen lässt dies aber zumindest vermuten.

Der Wolf

Laut aktuellen Daten leben in Deutschland (Stand 2023/2024) etwa 1.600 bis 2.000 Wölfe , verteilt auf mindestens 209 bestätigte Rudel, 46 Paare und 19 territoriale Einzeltiere.

In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit acht sesshafte erwachsene Tiere (Stand März 2025).

Die übliche Beute von Wölfen sind Rehe, Hirsche, Wildschweine und andere Wildarten.

Grundsätzlich zeigen Wölfe kein Interesse an Interaktionen mit Menschen - Forschungsstudien schätzen die Wahrscheinlichkeit , von einem Wolf angegriffen zu werden, als sehr gering ein.

Für Weidetierhalter bieten sich zum Schutz vor Wölfen mobile oder fest installierte Elektrozäune an. In den Präventionsgebieten fördert das Land bis zu 100 Prozent der Kosten .

Nur auf der Durchreise oder doch gekommen, um zu bleiben?

Auch ob es sich - wie zunächst vermutet - um ein Tier auf der Durchreise handelt oder sich der Wolf doch in der Rheinebene ansiedelt, sei noch ungewiss. „Dafür ist der Zeitraum noch zu kurz. Damit man von einem etablierten Tier sprechen kann, muss die Anwesenheit über sechs Monate nachgewiesen werden“, erklärt KLUWO-Leiter Julian Sandrini. Im Moment könne man nur beobachten, Daten sammeln und die Bevölkerung informieren. Wird ein Tier über drei Monate in einem Areal nachgewiesen, kann dieses als Präventionsgebiet ausgewiesen werden - wodurch zum Beispiel Fördermittel für Weidetierhalter verfügbar werden.

Ein Wolf jagt auf einer Wiese in der VG Offenbach einem Reh hinterher. Ein Bild aus einem Video, dass dem KLUWO aus der örtlichen Jägerschaft übermittelt wurde. © Privat

Dass sich das Tier in der Rheinebene aufhält, ist für Sandrini eher ungewöhnlich. „Wenn man sich das Areal anschaut, dann ist das ein recht kleines, wenn auch recht wildreiches Waldgebiet. Mit dem Pfälzerwald in unmittelbarer Nähe hätte ich trotzdem nicht damit gerechnet, dass sich ein Wolf hier niederlässt.“ Über die Herkunft des Tieres lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls noch nichts sagen. „Wenn er in der Region bleiben sollte, bekommen wir irgendwann auch eine Genetik“, sagt Sandrini und meint damit einen DNA-Nachweis über eine Beprobung von Kot oder eines frisch gerissenen Wildtiers. „Anhand dieser Daten können wir dann feststellen, ob das Tier vielleicht aus einem bereits erfassten Rudel stammt oder sogar selbst vielleicht schon erfasst wurde.“

Wolf erachtet das Gebiet wohl noch nicht als sein Revier

Eine Gefahr für den Menschen bestehe nicht. „Das Tier ist wohl noch nicht territorial - das heißt, es erachtet das Gebiet noch nicht als sein Revier und verteidigt es deshalb auch nicht“, sagt Sandrini. Ein Wolfsrevier umfasse in Deutschland im Durchschnitt rund 250 Quadratkilometer. Was die Situation ebenfalls entspanne, sei die Tatsache, dass die Paarungszeit (Ranzzeit) bereits vorbei ist. Üblicherweise erstreckt diese sich über den Zeitraum von Januar bis März.

Was tun bei einer Begegnung mit dem Wolf?

Wölfe können Hunde als Eindringlinge in ihr Revier ansehen, deshalb sollten Hunde in Wolfsgebieten an der Leine geführt werden.

Grundsätzlich gilt: Abstand halten , nie direkt auf die Tiere zugehen und sie auf keinen Fall bedrängen .

Das KLUWO rät: Machen Sie sich durch lautes Reden, Rufen und in die Hände klatschen bemerkbar. Bleibt der Wolf stehen, entfernen Sie sich langsam unter lautem Reden .

Unter keinen Umständen sollten Wölfe gefüttert werden . An Futter gewöhnte Individuen können dieses aufdringlich und/oder aggressiv einfordern. Auch eine indirekte Fütterung - zum Beispiel durch Liegenlassen von Speiseresten und Schlachtabfällen - ist zu vermeiden.

Aus der Bevölkerung habe er dennoch bereits die ein oder andere Anfrage bekommen, berichtet der Wolfsexperte. „Da werde ich häufig nach meiner Einschätzung gefragt, ob das Tier sich in der Region ansiedeln wird. Aber auch Anfragen nach entsprechenden Schutzmaßnahmen von Tierhaltern waren schon dabei“, zählt Sandrini auf.

Bauernverband: „Koexistenz ja - Weidetiere müssen aber Vorrang haben“

Auch wenn es in der Gegend nicht gerade eine große Weidetierdichte gebe, beobachte man die Situation genau, sagt Andreas Köhr, Pressesprecher beim Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. „Auch wenn es bislang nur ein Tier ist, machen sich die Tierhalter natürlich Sorgen. Bleibt der Wolf? Wird es vielleicht sogar ein Rudel hier geben? Das sind so die Fragen, die sie umtreiben“, berichtet Köhr.

Der Bauern- und Winzerverband sei grundsätzlich nicht gegen eine Koexistenz mit dem Wolf. Man könne einer Ausbreitung aber auch nicht immer einfach tatenlos zusehen. „Die Weidetierhaltung muss - auch in Hinsicht auf die regionale Fleischerzeugung - Vorrang haben“, fordert Köhr. Das bedeutet: Wenn die Anwesenheit des Wolfes in einer Region gewünscht sei, müsse die Tierhaltung entsprechend ermöglicht werden. Die Maßnahmen reichen hier von einer entsprechenden Förderung von Schutzmaßnahmen, bis hin zum Abschuss des Tieres, wenn es zum Problem für die Tierhalter wird.

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In der VG Offenbach, wo der Wolf zuletzt gefilmt wurde, sieht man die Situation entspannt. Bislang habe sich noch niemand beschwert oder Befürchtungen geäußert. Man habe schon über die Sichtungen im Nachbarkreis auf der Homepage und den Social Media-Seiten der VG informiert. „Und da waren die Reaktionen zum ganz überwiegenden Teil sogar positiv“, berichtet Mike Bourquin von der Pressestelle der VG. „Das KLUWO hat ja auch bestätigt, dass von dem Tier keine Gefahr für die Bevölkerung ausgeht, von daher sehen wir die Situation noch gelassen.“

Redaktion

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