Speyer. Der Johanneshof, der idyllisch zwischen den Gemüse- und Obstfeldern bei Hockenheim liegt, ist zweifellos eines der beliebtesten Radausflugsziele der Region. Harald Schlumpp und Johannes Härdle hatten vor inzwischen 34 Jahren den richtigen Riecher, als sie sich entschlossen, Gast- und Landwirtschaft an einem Ort zu verbinden, der zunächst nicht zwangsläufig prädestiniert erschien. Inzwischen hat sich der Johanneshof aber das Prädikat unverzichtbar erarbeitet - sichtbar unter anderem an der Anzahl der Fahrräder, die zum Beispiel aus Richtung Speyer den Rhein queren. An schönen Tagen kommen bis zu 2000 Menschen in den Hof.
Viel ist passiert seit 1990. In Hockenheim etablierten Schlumpp und Härdle vor Jahren einen Stadtladen mit den Produkten, die sie auf dem Johanneshof selbst erzeugen. Marmeladen, Salatsoßen, Brotaufstriche, Feinkostsalate, dazu feinstes Gebäck, Torten und Schokoladen aus den Händen von vier fest angestellten Konditormeisterinnen.
Warum diese ganze Litanei? Weil die beiden sich entschlossen haben, nochmal ein „Kind“ großzuziehen. Das Kind heißt Berzelhof und liegt einige Kilometer von der Keimzelle ihres Erfolgs entfernt auf der anderen Rheinseite. In der Speyerer Altstadt, nur wenige Meter vom Dom entfernt, befindet sich ein malerischer Innenhof, der seit 2022 von einer Speyerer GmbH mit einer Weinlounge bespielt wird. Besitzer des Schmuckstücks ist der Unternehmer Philipp Steegmüller, der in Neustadt-Haardt auch das Weingut Weegmüller betreibt.
Einmal pro Woche ein kleiner Markttag in der Speyerer Altstadt?
Mit ihm haben haben Schlumpp und Härdle einen Pachtvertrag ab 1. Dezember besprochen, um an genau dieser Stelle einen weiteren Hofladen zu eröffnen und in zweiter Linie ein reduziertes gastronomisches Angebot zu machen. Steegmüller bestätigte die Planungen gegenüber dieser Redaktion. „Wir mussten da zugreifen“, sagt Johannes Härdle gegenüber dieser Redaktion, während Feinschmecker Schlumpp schon skizzenhaft zu Papier gebracht hat, was ihm vorschwebt. Wer den Hofladen am Johanneshof kennt, der hat jetzt Bilder von bunten Kürbissen, frischen Erdbeeren, Himbeeren, Tomaten und regionalem Gemüse im Kopf. Kuchen aller Farben und Dimensionen machen Lust auf Sonntagnachmittag.
Flohmarkt Berzelhof
- Im Berzelhof betrieb der Antiquitätenhändler Rolf Berzel viele Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 2007 einen Flohmarkt (seine Söhne führten ihn noch bis 2010 weiter)
- Ab dem Jahr 2015 eröffnete die neue Besitzerin Alexandra Remus im Berzelhof einen Blumenladen, an das ein kleines Café angegliedert war. Die Stadt hatte die Vergabe vorher ausgeschrieben
- In der Corona-Zeit geriet Remus finanziell stark unter Druck. Sie verkaufte an Philipp Steegmüller, der nun als Verpächter auftritt.
Wer den Hofladen indes nicht kennt, der muss sich ein kleines Geschäft vorstellen, in dem Blumensträuße und andere Geschenkideen die Auslage zieren - ein Zimmer, das die kulinarische Geschichte der Region an Decken und Wänden erzählt. Schlumpp verspricht viele Erzeugnisse von Kurpfälzer Landwirten, darunter Wurstwaren, Pestos, Olivenöl, Essige und Bergkäse aus Hüttenberg im Allgäu.
„An einem Tag in der Woche ist auch frisches Weißbrot sowie unsere frischen Maultaschen und Nudeln in Planung“, so Schlumpp. Er denkt an eine Art Markttag in dem kleinen Altstadtgeviert. Es gebe auch noch Kapazitäten für eine Zusammenarbeit mit Speyerer Genusshandwerkern oder auch Künstlern, so der 58-Jährige. Wer ihn kennt, weiß um seine enorme Schaffenskraft und die Präzision im Angebot. Ein Problem, das seit zwei Jahren im Berzelhof virulent war, scheint unterdessen auf einem guten Lösungsweg zu sein.
Immer wieder knallte es in dieser Zeit rund um den Altstadt-Innenhof, der auf den bekannten Flohmarkt von Rolf Berzel zurückgeht.
Die Lautstärke war ein Problem: Wie wird das gelöst?
Der Knackpunkt: Eine Nachbarsfamilie hatte von Beginn an ein Problem mit der angeblichen Lautstärke, die aus der Weinlounge in die Tränkgasse und die Kinderzimmer drang - vor allem an Donnerstagabenden, wenn ein DJ auflegte. Seit diesem Montag ruht der Betrieb dort.
Weinlounge-Geschäftsführer Jan Kubat kündigt auf der Hompage den Umzug des Geschäftssitzes nach Neustadt-Haardt zum Weingut Weegmüller an, wo man am 6. November wieder öffnet. Weil sich aber in der Vergangenheit herausgestellt hat, dass ein gastronomisches Angebot im Berzelhof durchaus zu dessen Erhalt beiträgt, hat die Stadt die Auflagen dahingehend in der jüngsten Stadtratsitzung sogar gelockert. Toiletten muss es zukünftig aber mehr geben. Das werde umgesetzt, kündigt Schlumpp an, der die Nachbarsfamilie von Beginn an mit ins Boot nimmt. „Wir möchten von ausgedehnten Abendöffnungszeiten Abstand nehmen“, versprechen die zukünftigen Betreiber. Den Gastronomie- und Cafébetrieb stellt sich Schlumpp so vor, dass Speisen wie Flammkuchen und Salate nach dem Einkaufen oder zum Einläuten des Feierabends zur Verfügung stehen.
Hauptaugenmerk auf Hofladen, Kaffee und Kuchen unweit des Doms
Das Hauptaugenmerk solle aber auf Kuchen, Torten, Kaffee und der selbst gemachten Eiscreme liegen. Obendrein soll es weniger Aperol und Hugo, sondern eher eigene Erdbeer- und Himbeerbowle geben. Geplant sei eine „betreute Selbstbedienung“. Schlumpp ergänzt, dass wie im Hockenheimer Stadtladen die Gastronomie eher den zweiten Rang einnehme. Priorität habe der Betrieb des Hofladens. Angestrebt werde eine 7-Tage-Woche, die bereits um 7 oder 8 Uhr morgens beginnen soll. Hier müsse aber noch ein Konsens mit der Stadtverwaltung gefunden werden.
Philipp Rumpf, Speyerer Gastronom in der SuX-Restobar und ein Freund Harald Schlumpps kommentierte die geplante Ankunft des Johanneshofs in Speyer spontan: „Es wird Zeit für diesen Brückenschlag über den Rhein.“
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