Sicherheit

Polizei rüstet auf: Warum im Ludwigshafener Süden ein riesiges Loch klafft

Bis Ende 2027 sollen zwei neue Türme die Silhouette der Ludwigshafener Innenstadt prägen. Das modernste Polizeipräsidium von Rheinland-Pfalz entsteht seit dieser Woche. Das sind die genauen Pläne

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Stephan Alfter
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Löcher sind in der Ludwigshafener Innenstadt gerade nichts Ungewöhnliches: Hier die Baugrube für das Polizeipräsidium am Südwestknoten. © Stephan Alfter

Ludwigshafen. Die Arbeiterstadt wird sich in den kommenden Jahren rasant verändern. Das aktuellste Beispiel ist neben der geplanten Helmut-Kohl-Allee das nun in die akute Bauphase eingetretene Polizeipräsidium, das Ende des Jahres 2027 am südlichen Ende der Heinigstraße direkt neben der Hochstraße fertiggestellt sein soll. Entstehen soll nach den Worten des rheinland-pfälzischen Innenministers Michael Ebling (SPD) nichts anderes als die modernste Polizeibehörde in Rheinland-Pfalz.

Kommentar Modernstes Polizeipräsidium ist Aufbruch in eine neue Zeit

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Stephan Alfter
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Der Neubau, der nach den Worten von Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) die „letzte innerstädtischen Baulücke nach dem Zweiten Weltkrieg“ schließt, wird aus zwei unterschiedlich hohen Türmen bestehen und soll für 650 Polizisten und Verwaltungsangestellte einen neuen Arbeitsort bieten. Damit wird zusammengeführt, was zusammengehört. Derzeit arbeitet das Polizeipräsidium Rheinpfalz an acht unterschiedlichen Standorten in Ludwigshafen. Das Hauptgebäude in der Wittelsbacher Straße 3 weist eine Geschichte auf, die mehr als 100 Jahre zurückreicht. Darauf bezog sich Polizeivizepräsident Andreas Sarter in einer kurzen Rede anlässlich der Grundsteinlegung am Mittwoch direkt neben der beeindruckend großen Baugrube.

Er wagte in einer Rede an die geladenen Gäste sogar einen fantasievollen Ausblick auf das nun entstehende Gebäude im Jahr 2125. Von hier aus würden dann womöglich unbemannte Polizeidrohnen und autonom fahrende Polizeiautos starten. Vielleicht brauche man die Hochstraßen dann gar nicht mehr, nahm Jutta Steinruck diesen Faden humorvoll auf.

Luftschneise zwischen Innenstadt und Südstadt unterbrochen

Für sein Unbehagen angesichts dieses monströsen und rund 140 Millionen Euro teuren Bauvorhabens war anfangs der Ortsvorsteher der südlichen Innenstadt Christoph Heller (CDU) bekannt geworden. Ergibt ein Neubau an diesem Ort Sinn, hatte er lange vor der Entscheidungsfindung im Jahr 2018 gefragt und die Bedenken der Anwohner damit in die Lokalpolitik getragen. Vor allem die Mitarbeiterparkplätze machten ihm Sorgen, denn in der zugehörigen Tiefgarage finden vor allem die 141 Dienstfahrzeuge der Beamten Platz. Bei der Grundsteinlegung zeigte sich Heller nun als Pragmatiker. Dass eine Luftschneise durch den Bau unterbrochen werde, merkte er dennoch kritisch an. Nun: Der große Sturm der Anwohner ist ausgeblieben. Mag sein, dass dabei der geplante Kantinenbetrieb eine Rolle spielt, der sich zur Stadt hin öffnet. Zumindest erzählte man sich das hinter vorgehaltener Hand am Mittwoch.

Soll soll das Polizeipräsidium in Ludwigshafen Ende 2027 aussehen. Hinter den beiden Türmen verläuft die Hochstraße. © Wulf Architekten

Im Blick haben muss die Polizei vom Ludwigshafener Südwestknoten aus aber nicht nur die Anwohner, sondern ein riesiges Dienstgebiet mit 900 000 Menschen. Es erstreckt sich über die komplette Vorder- und Südpfalz mit dem Rhein-Pfalz-Kreis, den Landkreisen Bad Dürkheim, Germersheim und Südliche Weinstraße sowie den kreisfreien Städten Frankenthal, Landau, Neustadt und Speyer. Dass die Stadt Ludwigshafen statistisch hinter Mainz die zweitsicherste Stadt ist, vergaß Jutta Steinruck nicht zu erwähnen. Nun rückt die Polizei noch näher ins Zentrum. In den kommenden rund anderthalb Jahren soll der Rohbau zügig wachsen. Der zwölfgeschossige, 44 Meter hohe, Gebäudeteil ist zur Heinig- und Wredestraße ausgerichtet. Der achtgeschossige Gebäudeteil mit 29 Metern orientiert sich zur Bürgermeister-Hoffmann-Straße.

Zeitkapsel mit Botschaften an die Gesellschaft der Zukunft versenkt

Nachhaltigkeit spiele bei dem Neubau eine wichtige Rolle, so die Aussage von Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung.. Der frisch angelieferte Beton werde mit 30 Prozent CO2-Einsparung im Vergleich zu herkömmlichem Beton hergestellt. Für elektrisch betriebene Polizeifahrzeuge seien 20 Ladepunkte und eine Schnellladestation vorgesehen, außerdem 10 Ladepunkte für E-Bikes. Weitere 40 Ladepunkte könnten später nachgerüstet werden. Auf dem Dach des höheren Gebäudeteils soll eine Photovoltaikanlage mit 25 Kilowatt-Peak installiert werden. Sämtliche Flachdächer, auch die Überdachungen von Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage, würden mit niedrigwachsenden Pflanzen begrünt, so Basten.

Um kommenden Archäologen einen Einblick zu geben, wurde der Grundstein mit einer Zeitkapsel mit Botschaften aus der Bauzeit versehen. Zum Beispiel wurde ein Organigramm des heutigen Polizeipräsidiums hineingesteckt. Innenminister Ebling steuerte ein Polizeiabzeichen mit Rheinland-Pfalz-Wappen bei, wie es die Polizistinnen und Polizisten an ihren Uniformen tragen.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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