Mannheim. Es gibt keinen Abschied, dafür einen doppelten Grund zu trauern: Das lange geplante Ende der Live-Karriere von Elton John macht seine Konzerte weltweit ohnehin tränenreich, spätestens wenn zum Schluss der Titelsong des 50 Jahre alten Album-Klassikers „Farewell Yellow Brick Road“ nach mehr als zweieinhalb Stunden ertönt.
Die krankheitsbedingte Absage des ausverkauften Konzert in der Mannheimer SAP Arena am 13. Mai 2023 nimmt mehr als 9000 Fans die Möglichkeit, sich von der britischen Songwriter-Legende zu verabschieden. Denn anders als bei den „berühmten letzten Tourneen“ mancher Kollegen ist bei dem 76-jährigen Superstar klar: Die „Farewell Yellow Brick Road“-Tournee ist unumstößlich die letzte Konzertreise.
Das Finale seiner 1962 gestarteten Bühnenkarriere wird Sir Elton John am 8. Juli in Stockholm spielen. Die Reaktionen der Fans ähneln dem Post von Lioba Müller-Ott auf der Facebook-Seite des „Mannheimer Morgen“: „Wir haben die Karten seit 2020. Die Freude war groß, dass es endlich stattfindet.“
Mit 76 Jahren in großer Form
Ein Comeback ist quasi ausgeschlossen - außer vielleicht für kürzere Auftritte bei Benefiz-Shows, Galas oder im Fernsehen. Denn der am 25 März 1947 als Reginald Kenneth Dwight geborene Elton Hercules John ist seit einem Sturz im Oktober 2021 nicht mehr gut zu Fuß und wird sich die Strapazen des Tourlebens nicht mehr zumuten. Auch deshalb wird die Mannheimer Show nicht nachgeholt und das Eintrittsgeld zurückerstattet. Aber wie es sich für einen Star von Weltrang als Pianist, Sänger und Komponist gehört, ist er auf den letzten Metern in sehr guter Form und untermauert das eigene Denkmal eher, als dass er es durch mäßige Auftritte ankratzt.
Insgesamt zehn Auftritte in der Region
Schon bei seinem jetzt endgültig letzten Auftritt in Mannheim am 5. Juli 2017 war er in blendender Verfassung. Auch Elton Johns beiden anderen Auftritte in der SAP Arena 2011 und 2006 waren hochklassig. Besonders denkwürdig geriet aber seine Solo-Show bei einem Open Air am 4. Juli 2000 im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses vor 14 000 restlos begeisterten Fans bei überraschend kühler Witterung.
Das Fazit der Konzertbesprechung dieser Redaktion: „Trotz dieses erstaunlich frostigen Konzertendes konnte die ehemalige Primadonna des Pop eindrucksvoll demonstrieren, warum man sich (...) 30 Jahre an der Spitze halten kann: Mit handwerklicher Perfektion, musikalischer Leidenschaft und der Gabe, seinen Fans das Gefühl zu vermitteln, ihnen direkt aus der Seele zu singen.“
Viermal in Ludwigshafen
In Mannheim gab es ansonsten noch zwei Auftritte: 1997 bei „Wetten, dass ...?“ in der Maimarkthalle und 1979 im Rosengarten. Diese Termine hätte der Sänger normalerweise am Ende seiner Show am Samstag angerührt Revue passieren lassen.
In den 1980ern war der Weltstar außerdem Dauergast in Ludwigshafen, mit dem SWF3 Open-Air am 2. Juni 1984 im Südweststadion als Höhepunkt. Wobei altgediente Fans auch von den Konzerten in der Friedrich-Ebert-Halle schwärmen (21. Mai, 1982, 8. und 9. April 1986).
Umsatzstärkste Tournee aller Zeiten
Vor seiner folgenreichen Virusinfektion hatte sich Elton John auf Facebook gerade noch für den „sehr besonderen Moment“ in Berlin bedankt, wo er in der Mercedes-Benz Arena das 300. Konzert der Abschiedstour feiern konnte. Mannheim hätte die 301 von fast 330 Shows der aktuellen Tour sein sollen. Die startete am 8. September 2018 (!) in den USA - und stand unter keinem guten Stern: Erst musste ab 2020 eine enorme Anzahl von Konzerten aufgrund der Covid-Pandemie verschoben werden. Dann erlitt Sir Elton 2021 eine Hüftverletzung. Trotzdem fielen bisher nur elf von fast 330 geplanten Konzerten aus.
Und laut dem Branchenmagazin „Billboard“ setzte die „Farewell Yellow Brick Road“-Tour bis April 2023 gewaltige 853 Millionen Dollar um. Damit ist sie schon jetzt die kommerziell erfolgreichste Pop-Liveshow aller Zeiten. Es soll weitergehen es mit drei Konzerten in der Kölner Lanxess Arena am 16., 18. und 19. Mai (eventuelle Rückläufer-Tickets unter eventim.de).
Dritter Grund zum Trauern: die einmalige Hitparade
Danach kann man wohl nur noch auf „Elton John: Rocket Man - das Musical“ (oder so ähnlich) hoffen. Denn seine Hits gehören auf die Straße. Elton John hat mit seinem Star-Texter Bernie Taupin genug geschrieben, um gefühlt eine Woche lange Konzerte zu spielen. In der SAP Arena hätte es mit „Bennie And The Jets“, „Philadelphia Freedom“ und „I Guess That’s Why They Call It The Blues“ begonnen.
Und über großartige Songs wie „Tiny Dancer“, „Rocket Man“, „Candle In The Wind“, „I’m Still Standing“ oder „Crocodile Rock“ hätte es zu einer fulminaten Zugabe geführt - aus dem Pnau-Hit-Remix von „Cold Heart“, der Jahrhundertballade „Your Song“ und natürlich „Goodbye Yellow Brick Road“.
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