Betreuung

Eltern demonstrieren in Ludwigshafen für mehr Kita-Plätze

Aktuell haben rund 2000 Kinder in Ludwigshafen keinen Kita-Platz. Außerdem fehlen rund 80 Erzieherinnen und Erzieher. Am Samstag haben Eltern, die bei der Platzvergabe leer ausgegangen sind, ihrem Ärger Luft gemacht

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Tanja Capuana
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Am Samstag haben Eltern auf Missstände in der Kinderbetreuung in der Stadt hingewiesen – und ihrem Ärger Luft gemacht. © Tanja Capuana

Ludwigshafen. Aktuell haben rund 2000 Kinder in Ludwigshafen keinen Kita-Platz, zudem fehlen rund 80 Erzieherinnen und Erzieher in der Stadt. Mit einer Demonstration haben betroffene Eltern am Samstag auf dem Berliner Platz auf die Missstände hingewiesen - und ihrem Ärger Luft gemacht. Neben den Organisatoren - Eltern, deren Kinder keinen Kita-Platz bekommen haben - beteiligten sich auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Sprecher anderer Initiativen.

Eltern und ihre Kinder, tummeln sich am Samstagvormittag auf dem Berliner Platz. Aus den Boxen tönt Kindermusik, die Jüngsten tanzen ausgelassen dazu. Doch was auf den ersten Blick nach einer Spaßveranstaltung aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. Einige der Erwachsenen haben Plakate dabei. „Kinder brauchen Kinder“ oder „Kinder sind unsere Zukunft“ ist darauf zu lesen.

Rechtsanspruch auf Kita-Platz - trotzdem leer ausgegangen

Anna Asimov, Christiane Huber und Yvonne Albrecht haben die Protestveranstaltung auf die Beine gestellt. Ihre Kinder sind bei der Verteilung der Kita-Plätze leer ausgegangen - obwohl sie einen Rechtsanspruch haben. Doch die drei Frauen wollen das nicht mehr hinnehmen. Asimov hat zwei Kinder: eine zweieinhalbjährige Tochter sowie einen einjährigen Sohn. „Nicht mal eine Absage habe ich bekommen“, sagt sie. Albrecht und Huber lernt sie durch eine Facebook-Gruppe kennen. Zeitungen und das Fernsehen haben bereits über die Gruppe berichtet. Sie beschließen, eine Demo zu veranstalten - unter dem Motto „Kinder gehören unter Kinder!“ Rund 250 Menschen sind laut den Organisatorinnen zusammen gekommen, die Polizei spricht von 140 Teilnehmenden.

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Asimov wünscht sich „eine gute und qualitativ hochwertige Betreuung der Kinder“, sagt sie.„Tagesmütter sind eine Lösung, lösen aber nicht den Personalbedarf in den Kitas. Und gutes Fachpersonal kostet Geld“, sagt die Fachschwester für Anästhesie und Intensivmedizin. Wenn sie kommenden Monat wieder anfängt zu arbeiten, werden ihre Kinder von einer Tagesmutter betreut werden.

Platz einklagen bringt Nachteile

Was den Veranstaltern der Demo auch besonders wichtig ist: Absagen seien nicht nur die gängige Höflichkeitsform, sondern auch wichtig für Eltern, die den Klageweg gehen wollen. Nina und Daniel demonstrieren mit ihrer dreijährigen Tochter Nora. Ein offizielles Ablehnungsschreiben haben die Oggersheimer erst auf dreimalige Nachfrage hin erhalten, berichten sie. Einen Platz einklagen - das wollen sie aktuell aber nicht. „Da kann man sich die Kita nicht aussuchen“, erklärt der Vater. Zudem befürchten sie, dass die Kleine schlechter behandelt werden könnte. Auch Nadja hat bisher vom Klageweg abgesehen - aus ähnlichen Gründen. Für ihre zweieinhalbjährige Tochter sucht sie ebenfalls einen Betreuungsplatz und hofft auf mehr und besser vergütetes Personal. Die Kinder wären dankbar“, sagt die Mutter.

Claudia Theobald, Vorsitzende des Kitafachverbands Rheinland-Pfalz, unterstützt die Demo. „So wie bisher kann es nicht weitergehen“, betont sie. „Rechtsansprüche sind nichts wert, wenn sie nicht quantitativ und qualitativ umgesetzt werden.“

So äußert sich die Stadt Ludwigshafen

Theobald ist selbst Erzieherin in Haßloch. Gleichzeitig bringt sie sich ehrenamtlich, im Kitafachverband ein, der im August 2020 gegrünet worden ist. Sie betont, dass es den Erzieherinnen und Erziehern weniger um Geld, sondern vielmehr um bessere Rahmenbedingungen in ihrem Job gehe.

Pascal Thümling, Leiter des Bereichs Kindertagesstätten der Stadt kann den Unmut der betroffenen Eltern verstehen. „Wir sind in allen Gassen unterwegs, um Grundstücke und Personal zu finden.“ Es brauche noch mehr, man habe in der Vergangenheit aber auch schon vieles bewegt. „Wir haben unseren Personalhaushalt für die Kitas verdoppelt“, so Pascal Thümling.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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