Justiz

Dritter Prozesstag um misshandeltes Baby aus Ludwigshafen

Am dritten Prozesstag um einen misshandelten Säugling aus Ludwigshafen äußern sich Angehörige und Bekannte der angeklagten Eltern vor dem Landgericht in Landau

Von 
Agnes Polewka
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Die beiden Angeklagten sollen ihren sechs Wochen alten Säugling lebensgefährlich verletzt haben. © Agnes Polewka

Landau/Ludwigshafen. Wie schwer es ist, einen Prozess neu aufzurollen, hat sich am Freitag vor dem Landauer Landgericht gezeigt. Seit Ende Oktober stehen Nina R. und Ismail I. aus Ludwigshafen dort erneut vor Gericht - weil sie ihren neugeborenen Sohn 2018 schwer misshandelt haben sollen. Am dritten Prozesstag werden - noch einmal - Freunde und Familienmitglieder der beiden Angeklagten befragt. Es geht um die ersten Wochen nach der Geburt des Jungen, und um die Zeit davor. Es geht um die Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 2018. Um die Stunden, in denen R. und I. ihren kleinen Sohn aus sexueller Lust heraus gequält haben und lebensgefährlich verletzt haben sollen.

"Ich habe versucht, alles zu verdängen"

Seitdem sind über vier Jahre vergangen. „Ich habe versucht, das alles zu verdrängen und das hat für mich auch gut geklappt“, sagt die Schwester der Angeklagten am Freitag. Es fällt ihr schwer, die alten Erinnerungen hervor zu holen. Immer wieder hält sie inne, um sich zu sammeln. Und beginnt dann zu erzählen. Die Frau berichtet davon, wie sie schon vor der vor der Geburt ihres Neffen beim Jugendamt angerufen und darum gebeten habe, ein Auge auf den Kleinen zu haben. „Ich habe ihnen gesagt, beide sind psychisch krank.“

Sie spricht darüber, dass der Junge bereits kurz nach seiner Geburt zwei Mal im Krankenhaus gewesen sei. „Einmal wegen einer angeblichen Trinkschwäche“, sagt sie. „Ich habe mit der Ärztin gesprochen, sie gebeten, den Kleinen gründlich zu untersuchen. Er hatte Schmerzen.“

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Dies sei aber nicht geschehen, sagt die Schwester der Angeklagten. Die Frau verzieht das Gesicht. „Vielleicht bin ich die einzig Normale in dieser Familie“, sagt sie und gibt dem Gericht einen Einblick in ihre Kindheit - und die ihrer Schwester. Die Mutter habe häufig Besuch von Männern gehabt, ihren „Freiern“. Während sie selbst bereits im Heim gelebt habe, wohnte Nina R. weiterhin bei ihrer Mutter. Als R. neun Jahre alt war, habe sie dem Jugendamt die Verhältnisse zu Hause beschrieben. R. sei ebenfalls ins Kinderheim gekommen.

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Berichte von wildem Streit

Das, was in ihrer Kindheit geschehen ist, hat Nina R. auch einer Freundin anvertraut, die am Freitag ebenfalls vom Vorsitzenden Richter Markus Sturm befragt wird. Die Bekannte berichtet davon, dass R. früher im Heim und in einer Wohngruppe gelebt habe. Von der Vernachlässigung ihrer damaligen Freundin, zu der sie heute keinen Kontakt mehr habe. Und sie berichtet vom wilden Streit der Angeklagten, die heute kein Paar mehr sind. Von Lügen und Gemeinheiten. Soweit sie sich erinnern kann. Denn immer wieder sagt sie einen Satz: „Das ist alles so lange her, das weiß ich nicht.“

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