Ilvesheim. Ein tierisches Drama hat sich am Wochenende in Ilvesheim abgespielt. Im Versickerungsbecken für das Wohngebiet Mahrgrund II sind Schwäne verendet. Auch tote Enten wurden aus dem Wasser geholt. Von der achtköpfigen Schwanfamilie haben nur vier Schwäne überlebt, ein Elternteil und drei Jungtiere. Die werden gerade in einer Wildtierstation im pfälzischen Rohrbach bei Landau versorgt. Die Tierrettung Rhein-Neckar hat sie dorthin vermittelt.
Das erwachsene Tier und ein Schwanküken seien wohlauf, berichtet Sandra Manier von der ehrenamtlichen Wildvogelhilfe Rhein-Neckar. Zwei Jungtiere zeigten allerdings Lähmungserscheinungen. Manier schätzt die Chancen, dass sie überleben, auf 50 Prozent. Alle vier Schwäne hätten Bläherscheinungen im Darmbereich. Das könne von einem Übermaß von Salmonellen und Ecoli-Bakterien herrühren. Möglicherweise könne es sich auch um eine Botulismus-Vergiftung handeln. Das könnte auch die Erklärung für die Lähmungserscheinungen sein. Nun versucht Manier, die Tiere mit Elektrolyten aufzupäppeln und die Gifte aus den Körpern zu spülen.
Ilvesheimer Bürger schlagen schon im Mai Alarm
Die Rettungs- und Bergeaktionen hatte zahlreiche besorgte Bürgerinnen und Bürger aus Ilvesheim am Sonntag an das Versickerungsbecken eilen lassen. Schon in der Vergangenheit hätten immer wieder Schwäne versucht, in dem Becken zu brüten. Das habe in diesem Jahr auch geklappt, berichtet Ute Bieberstein. Schon im Frühjahr sei das Wasser für die Tiere bedrohlich gesunken. Man habe schon damals die Gemeindeverwaltung Ilvesheim und auch die Untere Naturschutzbehörde beim Rhein-Neckar-Kreis alarmiert, berichtet die promovierte Biologin im Gespräch mit dieser Redaktion.
Es bestand die Sorge, dass ein sinkender Pegelstand und damit einhergehend die sich verschlechternde Wasserqualität eine Gefahr für die Tiere darstellen könnte. Damals habe die Gemeinde versprochen, den Wasserstand zu kontrollieren. Die Feuerwehr solle den Pegel gegebenenfalls anheben. Immerhin könnten die Jungtiere das eingezäunte Gelände nicht aus eigener Kraft verlassen, informierte die Gemeinde in einem Facebook-Eintrag vom 22. Mai.
Nach Regenfällen Anfang Juni und einem sich wieder füllenden Becken geriet das Problem aus dem Blick. Bis eben zur vergangenen Woche. Am vergangenen Donnerstag entdeckten Spaziergänger einen der erwachsenen Schwäne tot im Wasser treiben. Noch am Vortag hätten „alle Tiere wohlbehalten schwimmend beobachtet werden“ können, berichtete die Gemeinde am Samstag via Facebook. Das tote Tier sei aus dem Wasser geholt worden.
Fehleinschätzung der Gemeinde Ilvesheim am Samstag
In Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde habe die Gemeinde Ilvesheim am Freitag vorsorglich frisches Wasser und geeignetes Futter bereitgestellt. Weitere Absprachen mit der Kreisverwaltung zum Vorgehen seien für die kommende Woche geplant. Weil viele Bürgerinnen und Bürger alarmiert waren, waren Polizei, Ordnungsamt und Jagdpächter am Samstag vor Ort. Ihr Fazit: „Aktuell wird die Situation als unkritisch eingeschätzt, so dass keine weiteren (kurzfristigen) Maßnahmen notwendig sind“, schrieb die Gemeinde auf Facebook.
Es war eine offensichtliche Fehleinschätzung: Am Sonntag gab’s dann einen Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr und Tierrettung Rhein-Neckar. Die Einsatzkräfte bargen nicht nur einen toten jungen Schwan, sondern auch noch tote Enten. Die engagierten Bürgerinnen und Bürger sprechen von drei sterbenden Enten und sechs bereits verendeten weiteren Enten, die Gemeindeverwaltung von fünf toten Enten. Es sei ein klares Zeichen dafür, dass das Wasser umgekippt sei.
Das Veterinäramt des Kreises brachte am Montag die toten Tiere an das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVA) in Karlsruhe zur weiteren Untersuchung. „Bis unserem Fachamt von dort Untersuchungsergebnisse vorliegen, können wir leider keine Auskünfte zur Todesursache der Tiere geben“, teilte die Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises auf Anfrage mit.
Gemeinde Ilvesheim wird Pegel nicht künstlich anheben
Eine offizielle Stellungnahme hat die Gemeinde für diesen Dienstag angekündigt. Bürgermeister Thorsten Walther versichert, dass die Gemeinde um größtmögliche Transparenz bemüht sei. Er könne die Emotionen verstehen, die nun angesichts der gestorbenen Schwäne und Enten hochkochten.
„Ich bedauere sehr, wie sich die Situation entwickelt hat“, sagt Walther. Aber bei dem Gewässer handle es sich nun mal um ein Versickerungsbecken. Das habe eine klare Schutzfunktion, nämlich etwa bei starken Niederschlägen das Regenwasser des Wohngebiets Mahrgrund II aufzunehmen. Diese Funktion müsse jederzeit gegeben sein. Deshalb sei es auch nicht möglich, den Pegelstand des Versickerungsbeckens anzuheben. „Wir werden den Pegel nicht anheben“, sagt Walther. Das stehe im klaren Widerspruch zur Funktion des Beckens.
Aber Aufgabe der Verwaltung sei es jetzt, zu überlegen, wie man künftig mit solchen Situationen umgehe, wenn Wildvögel sich in diesem Becken zum Brüten niederließen. Klar sei allerdings auch, dass die Gemeinde die Kosten für den Einsatz sowie die Versorgung und Pflege der überlebenden Tiere übernehme.
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