Umwelt

Weiter Aufregung um Schwanendrama in Ilvesheim

Nach dem Tod mehrerer Wasservögel im Ilvesheimer Versickerungsbecken sucht die Gemeinde nach Ursachen und Lösungen. Der Bürgermeister kündigt Maßnahmen an.

Von 
Bernhard Zinke
Lesedauer: 
Das Versickerungsbecken in Ilvesheim ist offenbar kein gesunder Lebensraum für Wasservögel. © Gemeinde Ilvesheim

Ilvesheim. Die Aufregung rund um das Drama am Ilvesheimer Versickerungsbecken hält an. Am Wochenende waren hier vier Schwäne verendet. Außerdem zog die Feuerwehr mehrere tote Enten aus dem Wasser. Nun arbeitet die Gemeinde die Problematik auf. Die überlebenden Schwäne werden unterdessen in einer Auffangstation für Wildvögel im pfälzischen Rohrbach bei Landau aufgepäppelt. Richtig stabil sei nur eines der Jungtiere, berichtet Sandra Manier, die sich um die Schwäne kümmert.

Umwelt

Dramatischer Rettungseinsatz für Schwäne und Enten in Ilvesheim

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren

Um ein weiteres Jungtier steht es allerdings nicht gut. Es habe einen hochgradigen bakteriellen Infekt. Und nun sei auch noch eine Augenentzündung hinzugekommen. Richtig optimistisch ist Sandra Manier nicht, ob der Jungschwan durchkommt. Bei dem erwachsenen und dem dritten jungen Schwan sehe es dagegen besser aus. Sie leiden zwar noch unter Lähmungserscheinungen, „ein klassisches Anzeichen von Vergiftungserscheinungen“, so Manier. Aber sie seien auf dem Weg der Besserung.

Unterdessen versucht Bürgermeister Thorsten Walther die aufgewühlten Gemüter zu beruhigen. Wie berichtet, hatten mehrere Bürgerinnen und Bürger das tierische Drama am Versickerungsbecken neben dem Wohngebiet Mahrgrund II miterlebt. Auf die Füße gefallen ist der Gemeinde vor allem eine Veröffentlichung am 22. Mai, als es schon einmal einen Wassertiefstand in dem Becken gab. Damals hatte die Verwaltung verkündet, man werde in Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde bei längerer Trockenheit den Pegelstand des Beckens erhöhen. Das Thema hatte sich erledigt, als kurz darauf Regenfälle einsetzten und das Versickerungsbecken auf natürliche Weise auffüllten.

Ilvesheimer Bürgermeister Walther entschuldigt sich

Dass der Facebook-Post etwas vorschnell war, ergaben Untersuchungen danach. „In der anschließenden fachlichen Prüfung wurde festgestellt, dass eine künstliche Aufstauung weder dauerhaft umsetzbar noch mit der Funktion des Versickerungsbeckens vereinbar ist“, erläutert Bürgermeister Walther. Eine behördliche Anordnung zur Wasserstandshaltung durch die Untere Naturschutzbehörde lag zu keinem Zeitpunkt vor, so die Gemeinde jetzt. Der Facebook-Post vom Mai ließ aber andere Schlüsse zu.

Dort heißt es: „Sollte sich die Situation aufgrund weiterer Trockenperioden verschlechtern und dadurch das Becken annähernd oder vollständig auszutrocknen drohen, besteht aus naturschutzrechtlicher Sicht die Notwendigkeit der Anhebung des Wasserpegels.“ Dieser Sachverhalt sei vor Abschluss einer fachlichen Prüfung leider unvollständig wiedergegeben worden. „Die Gemeindeverwaltung bedauert die fehlerhafte Mittelung vom 22. Mai 2025“, entschuldigt sich der Bürgermeister.

Stefan Hildebrandt, Erster Landesbeamter beim Rhein-Neckar-Kreis und Stellvertreter des Landrats, bestätigt, dass die Untere Naturschutzbehörde Ende Mai mit der Problematik befasst gewesen sei. Und es habe tatsächlich die Empfehlung an die Gemeinde gegeben, den Wasserstand auf einem bestimmten Pegel zu halten. Aber das sei eine Empfehlung, keine Anordnung gewesen. Bis Ende vergangener Woche sei dies dann kein Thema mehr beim Kreis gewesen. Erst dann sei das Veterinäramt mit dem Thema befasst gewesen. Die Fachleute hätten keine Gefahr für die Tiere gesehen, wenn die mit frischem Wasser und Futter am Ufer versorgt würden. Man habe die Umsiedlung der Schwäne in ein anderes Habitat erwogen. Aber das sei auf die Schnelle nicht möglich gewesen.

Versickerungsbecken kein Lebensraum für Wasservögel

Die Behörden klären nun die näheren Umstände, warum die Schwäne und Enten verendet sind. Dazu werden die Kadaver untersucht. Auch wurden Wasserproben aus dem Versickerungsbecken genommen, berichtet Hildebrandt. Für die Gemeinde hat das Schwanen-Drama weitere Konsequenzen. Die bedauerlichen Entwicklungen der kommenden Tage zeigten deutlich, dass das Versickerungsbecken keine geeignete dauerhafte Lebensstätte für Wasservögel sei. Insbesondere könne die Umzäunung für Jungtiere zur ökologischen Falle werden. „Um künftig ähnliche Situationen zu vermeiden, wird die Gemeinde Ilvesheim in Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden geeignete Maßnahmen prüfen, um die Ansiedlung von Wasservögeln im Beckenbereich zu verhindern“, schreibt Bürgermeister Walther in einer Presseerklärung.

Die Gemeindeverwaltung will mit der Unteren Naturschutzbehörde bei einem Vor-Ort-Termin Maßnahmen prüfen, um den vor Ort noch lebenden Tieren zu helfen. Außerdem wollen die Fachleute überlegen, wie sich künftige Ansiedlungen verhindern lassen. Da dürften die Experten einiges zu tun bekommen. Ute Bieberstein, Anwohnerin und promovierte Biologin, hat im Bereich des Versickerungsbeckens schon Eisvögel, Kreuzkröten und Igel beobachtet. Die stehen entweder auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten oder werden zumindest als schützenswert eingestuft.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke