Mannheim/Speyer. An Heiligabend wurde sie weiter komplettiert, mit einem Stern: die weithin sichtbare, leuchtende Krippe auf dem Vordach der Kirche St. Hildegard in Käfertal-Süd. Seit dem ersten Advent hatten sich Maria und Josef auf den Weg gemacht, wurden auf dem Dach näher und näher an die Krippe geschoben. Die Idee entstand 2016.
Monika Becker, Gioselinda und Thorsten Goebel, Oliver Herrwerth, Martin Kohl, Wolfgang Moritz und die damalige Gemeindereferentin Barbara Kraus haben sie umgesetzt. Gefertigt sind die lebensgroßen Figuren aus Holz, mit Stichsägen ausgesägt und zur Verstärkung immer doppelt zusammengeklebt und verschraubt.
Weihnachtskrippe in Käfertal-Süd: Lichtkrippe ist bis 14. Januar zu sehen
Dann werden die Figuren mit bunten, energiesparenden LED-Scheinwerfern angestrahlt, so dass im Zusammenspiel von Licht und Schatten eine sich wöchentlich verändernde, wachsende Lichtkrippe entsteht, die bis zum 14. Januar zu sehen ist. Zusätzlich steht an der Kirche eine Holzhütte mit Informationsmaterial und einer „Soundbox“, wo Besucher mit Hilfe einer Fußtaste einzelne Figuren zum Sprechen bringen können.
Den einzelnen Figuren leihen jedes Jahr andere Personen ihre Stimme, lassen sie lebendig werden und erzählen ihren Blick auf die Weihnachtsgeschichte. Dabei bringen sich verschiedenste Menschen aus Mannheim ein. Auch 2023 haben sich insgesamt 15 evangelische, katholische und konfessionslose Mannheimer im Alter von 27 bis 78 Jahren für diesen anderen Blick auf Weihnachten gefunden. Ganz vollständig ist die Lichtkrippe zu Neujahr, wenn auch die Könige und ein Kamel das Bild vervollständigen.
Die Tradition der Weihnachtskrippe wird 800 Jahre alt
Die Idee zu einer Weihnachtskrippe entstand, als im Jahr 1223 in Grecchio der Heilige Franz von Assisi die Bevölkerung eingeladen hatte, aus Mensch und Tier eine lebendige Krippe darzustellen, um den Menschen das Geschehen in der Weihnachtsnacht zu verdeutlichen. In Erinnerung an dieses besondere Weihnachtsfest haben von Greccio ausgehend immer mehr Familien Krippen in ihren Wohnungen aufgestellt – bis diese heute für uns gar nicht mehr wegzudenken sind.
Eine Ausstellung zur Geschichte der Krippen gibt es in der St. Franziskus-Kirche (Waldhof). Hier werden Krippen aus mehr als 50 Ländern gezeigt. Sie alle wurden von Kunsthandwerkern aus den unterschiedlichsten Hölzern und anderen Naturmaterialien gefertigt. Die kleinste Krippe mit der Darstellung der Heiligen Familie befindet sich in einem Kirschkern. Die größte Krippe mit vielen Santons – provenzalische Krippenfigur aus Ton oder Terrakotta – ist sogar zwei Meter breit. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Die Öffnungszeiten sind am 26. Dezember sowie 6. und 7. Januar 2024 jeweils von 15 bis 17.30 Uhr. An den Besichtigungstagen wird jeweils um 15.30 Uhr eine Führung angeboten.
Krippe der Bahnhofsmission Mannheim mit lebensgroßen Figuren
Eine ungewöhnliche Krippe mit lebensgroßen Figuren hat auch die Bahnhofsmission am Mannheimer Hauptbahnhof aufgestellt. Geschnitzt hatten die Figuren 2003 Schüler aus Mannheims Partnerstadt Bydgoszcz in Polen unter Anleitung einer Künstlerin. Die Krippe bleibt bis zum 6. Januar stehen. Eine weitere Groß-Krippe steht vor dem Caritas-Seniorenzentrum Maria-Scherer-Haus (Rheinau). Sie ist ein Geschenk des Rheinauer Ehepaars Stalf. Eine Besonderheit dieser Krippendarstellung ist neben der schieren Größe von Stall und Figuren – ein schwarzes Schaf, als Zeichen, dass jeder bei Gott willkommen ist.
Eine sich wandelnde Krippe füllt das Schaufenster der Katholischen Citypastoral im Haus der Katholischen Kirche (F 2, 6). Andrea Weber, Leiterin der Heilsarmee, hat dafür gesorgt, dass jeden Adventssonntag etwas anderes zu sehen ist. Vor Heiligabend wird die klassische Krippenszene mit Hirten und Engel im Schaufenster aufgestellt. Auch die Könige sind dann schon im Anmarsch. Ganz in der Nähe, mitten auf dem Marktplatz, wird es am 24. Dezember um 17 Uhr einen Weihnachtsgottesdienst unter freiem Himmel geben. Bereits ab 15 Uhr gibt es Gebäck und Getränke im Haus der Katholischen Kirche.
Sterne und Olivenbäume: Krippenlandschaft im Dom zu Speyer
Die ungewöhnlichste Krippenlandschaft der Region befindet sich im südlichen Seitenschiff vom Dom zu Speyer. Den Untergrund bilden Bühnenelemente, die nach hinten aufsteigend angeordnet werden. Dahinter steht ein eigens für die Speyerer Domkrippe gestalteter Hintergrund mit leuchtendem Sternenhimmel und darum angeordnet sind zahlreiche Pflanzen, darunter zwei mehr als 40 Jahre alte Olivenbäume, die dem Dom vor einigen Jahren gestiftet wurden. Sie stehen das Jahr über im Garten von Domsakristan Markus Belz und werden jedes Jahr aufs Neue im Winter zum Dom verbracht. Belz gestaltet seit vielen Jahren zusammen mit seinem Kollegen Michael Flörchinger die Krippenlandschaft mit Erde und Sand, Moos, Kiesel- und Sandsteinen. Immer dabei ist ein Wasserlauf und seit 2022 Jahr auch ein Brunnen. Das Wasser steht für die Jesus als Quelle des Lebens, ein Lagerfeuer für Christus als Licht der Welt. Die Materialien und die Bepflanzung nehmen Bezug auf die Gegend um Bethlehem und der Stall ist in einer Art Felsenhöhle untergebracht.
Weihnachtskrippen werden verändert, Figuren ergänzt - auch das hat Tradition
In den Tagen unmittelbar vor Weihnachten werden ein paar Tierfiguren aufgestellt. Vollendet wird die Krippe am 24. Dezember, wenn die Heilige Familie dort Einzug hält. Die Anordnung der Figuren wird, dem Bericht der Evangelien folgend, in der Weihnachtszeit mehrfach verändert, zum Beispiel dann, wenn die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind ihre Ehrerbietung erweisen.
Das Verändern der Krippe mit dem Bewegen und Ergänzen von Figuren steht dabei in der Tradition der Krippendarstellungen, die von Anfang an nicht statisch gedacht waren, sondern entsprechend der biblischen Erzählung immer wieder verändert wurden. Dabei verbindet sich mit jeder einzelnen Figur der Krippe eine besondere Aussage. Die Hirten stehen für Menschen vom Rand der Gesellschaft, die dann zu den ersten Glaubenszeugen werden. Sie symbolisieren gleichzeitig die drei Lebensalter der Menschen, ebenso die Heiligen Drei Könige, die darüber hinaus zusammen mit ihren Reittieren die drei Erdteile verkörpern.
Grundausstattung der Krippe in Speyer stammt aus 1920er Jahren
Die Geschichte der Speyerer Domkrippe reicht weit zurück. Die Grundausstattung mit der Heiligen Familie schnitzte in den 1920er-Jahren der Bildhauer Otto Zehentbauer. Der Münchner Professor an der Akademie der Bildenden Künste war bekannt für seine Hochaltäre und Kirchenkreuze. Nach seinem Kriegseinsatz 1918 schuf er Krippen für zahlreiche Gotteshäuser; so auch für den Dom zu Aachen. Ergänzt wurde die Krippe später durch einige Figuren des Bildhauers Filip Piccolruaz aus St. Ulrich im Grödner Tal (Tirol). Er schnitzte unter anderem Reittiere für die drei Weisen: ein Dromedar, einen Elefanten mit Treiber sowie ein Pferd mit Pferdeführer.
Die Krippe im Speyerer Dom wird bis zum 2. Februar – Maria Lichtmess – zu sehen sein. Der Dom ist werktags von 9 bis 17 Uhr, samstags von 9 bis 18 Uhr und an Sonntagen von 12 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. An den Feiertagen gelten jeweils eingeschränkte Öffnungszeiten. Während der Gottesdienste ist keine Besichtigung möglich.
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