„Wir haben alles - außer Dich“, heißt es auf einem Plakat, „Dein Talent - unsere Perspektive“, auf einem anderen, „Nur du machst uns rund“, lautet ein dritter Slogan. Mit einer pfiffigen Kampagne unter dem Slogan „Wir. Der Kreis“ präsentiert sich der Rhein-Neckar-Kreis als abwechslungsreicher und interessanter Arbeitgeber. Mit einer Kampagne sucht die Kreisverwaltung ab sofort mit einer eigenen Internet-Seite „www.wir-der-kreis.de, auf den Social-Media-Kanälen, Plakaten und weiterem Werbematerial neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Dass auch die Verwaltung unter dem Arbeitskräftemangel leidet, daraus macht Lukas Würtele, Leiter des Haupt- und Personalamts, keinen Hehl. Man stehe nicht nur im Bereich des Öffentlichen Dienstes gerade in der Metropolregion in starker Konkurrenz. Auch die Wirtschaft sucht nach fähigen Köpfen. Weil man im Wettbewerb mit dem freien Markt und dessen Verdienstmöglichkeiten nicht mithalten könne, müsse der Schwerpunkt bei der Mitarbeiterwerbung auf andere Dinge gelegt werden. „Was sind die Werte, für die wir stehen?“, lautete also die Gretchenfrage zum Beginn des kreativen Prozesses vor eineinhalb Jahren, an dessen Ende nun die neue Marke als Arbeitgeber steht.
Die Beschäftigen der Kreisverwaltung unter Leitung der Marketing-Agentur „Die Kavallerie“ fand durchaus Argumente: vielseitige Aufgaben, flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, der Teamgedanke, eine Offenheit über Hierarchien hinweg. Zugleich sollte die Kampagne nach innen wirken, ein Wir-Gefühl innerhalb der Behörde schaffen. Schließlich geht es auch darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft an sich zu binden. Am Ende stand der Name der Kampagne „Wir. Der Kreis“. Er stellt das Team in den Mittelpunkt, wirkt identitätsstiftend, erläutern die Macher der Kampagne, Kavallerie-Chef Mark Pelzer und sein Mitarbeiter Felix Schlepps. „Wir haben ja kein neues Produkt erfunden, wir haben nur gefunden, was da ist, und neu positioniert“, erläutert Mark Pelzer.
Offenkundig hat die Kampagne auch schon nach innen gewirkt. Bei der Vorstellung hätten sich spontan 90 Mitarbeitende bereiterklärt, als Gesicht der Kampagne zur Verfügung zu stehen. Am Ende sind es nun neun Motive geworden, die möglichst alle Berufsgruppen innerhalb der Verwaltung repräsentieren sollen.
100 000 Euro hat die Kampagne insgesamt gekostet, verrät Lukas Würtele. Zum Vergleich: Für Stellenanzeigen gibt der Kreis jährlich 200 000 Euro aus. Und der Bedarf an neuen guten Mitarbeitern ist nach Darstellung der Personalverantwortlichen groß. Bei 2250 Mitarbeitern insgesamt meldet der Kreis eine Besetzungsquote von 90 Prozent. Und es werde zunehmend schwieriger, überhaupt diese Quote zu erreichen. Zugleich steige der Aufwand, diejenigen Menschen zu finden, die überhaupt die nötige Qualifikation für die ausgeschriebenen Job mitbringen. In diesem Jahr werde man beispielsweise erstmals im gehobenen Dienst nicht mehr eine zweistellige Zahl von Mitarbeitern einstellen können und die offenen Stellen nochmals ausschreiben. Wie erfolgreich die neue Kampagne bei der Mitarbeitersuche ist, werde selbstverständlich überprüft.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Fachkräftemangel: Aus der Not eine Tugend machen