Kommentar Fachkräftemangel: Aus der Not eine Tugend machen

Neben dem Klimawandel ist der Fachkräftemangel die Herausforderung der Zukunft, kommentiert Bernhard Zinke. Betroffen ist nicht nur die freie Wirtschaft, sondern auch die Öffentliche Hand

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Bernhard Zinke
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Da sind sich die Experten einig: Neben dem Klimawandel wird der Fachkräftemangel in Deutschland die größte Herausforderung sein, um den Wohlstand in Deutschland dauerhaft zu sichern. Ein Blick auf die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur macht deutlich: Aus der sogenannten Alterspyramide wird in absehbarer Zeit ein Baum mit sehr großer, ausladender Krone werden. Wenn die Babyboomer, also die Jahrgänge von 1958 bis 1969, ihren Ruhestand antreten, wird sich massiv verstärken, was sich schon jetzt auf dem Arbeitsmarkt abzeichnet und in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen wird. Viele Branchen suchen bereits jetzt händeringend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die deutsche Wirtschaft wird ohne zügigen Zuzug von ausländischen Fachkräften international schlicht nicht konkurrenzfähig bleiben. Es kommt also darauf an, möglichst schnell die Weichen zu stellen und sich Strategien auszudenken für den harten Verteilungskampf um die Fachkräfte.

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Das gilt im Übrigen nicht nur für die freie Wirtschaft, sondern explizit auch für die öffentlichen Verwaltungen, die immerhin für unser aller Daseinsvorsorge zuständig sind und damit einen ausgesprochen wichtigen Job zu erledigen haben. Die Öffentliche Hand kämpft mit einem zusätzlichen Problem. Früher war die Sicherheit des Arbeitsplatzes im Rathaus oder im Landratsamt angesichts angespannter Lagen auf dem Arbeitsmarkt ein starkes Argument. Das ist gilt in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr. IT-Experten verdienen in der Wirtschaft ein Vielfaches dessen, was die Verwaltungen in ihrem streng reglementierten Stellenplan und ihren Besoldungsstufen bieten können.

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Der Rhein-Neckar-Kreis macht nun aus der Not eine Tugend, positioniert sich mit seiner Kampagne „Wir. Der Kreis“ als vielseitiger Arbeitgeber mit Flexibilität und auch Möglichkeiten zu Work-Life-Balance – ein starkes Argument für die aktuell auf den Arbeitsmarkt drängende Generation. Günstiger erhoffter Nebeneffekt dieser Strategie: Die Kampagne kann auch nach innen wirken, ein Wir-Gefühl und den Zusammenhalt stärken. Das ergibt Sinn: Nur zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind leistungsbereit und -fähig, halten Unternehmen oder Verwaltungen die Treue. Allerdings: Dieses Wir-Gefühl, der Zusammenhalt und alle Werte, die in solchen Zusammenhängen benannt werden, müssen in Verwaltungen und Unternehmen auch gelebt und umgesetzt werden. Wer authentisch ist, ist attraktiv.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen