Es ist das größte und außergewöhnlichste bauliche Denkmal, das der deutsche Wein kennt - zudem das größte Fass der Welt: Das Dürkheimer Riesenfass, im Frühjahr 1934 von Fritz Keller, einem Dürkheimer Wein- und Küfermeister gebaut, kommt zum 1. Januar in die Hände eines neuen Pächters. Ben S. Gaxherri (51 Jahre) übernimmt den Restaurantbetrieb von Carsten Thüne, der 32 Jahre lang (bis vor einigen Jahren mit seiner Mutter) dafür gesorgt hat, dass das Fass an 360 Tagen im Jahr geöffnet hatte. Damit ist der 59-Jährige der längste Betreiber in der wechselvollen Historie des Riesenfasses, das 1958 aufgrund seiner Beliebtheit einen kleinen Anbau erhielt. Mehr als 500 Menschen finden dort auf zwei Ebenen Platz.
Gaxherri betreibt schon andere Restaurants in der Pfalz
Ergänzt wird der Restaurantbereich in der warmen Jahreszeit von einem Freisitz. Über den Jahresumsatz schweigen sich die Betreiber gerne aus, aber sicher ist, dass das Restaurant beliebt und fast täglich gut gefüllt ist. Fritz Wolff (66) ist ein Enkel des Erbauers, der heute wieder in Bad Dürkheim lebt und sich nach einer öffentlichen Ausschreibung bewusst für Gaxherri entschieden hat.
Innovationskraft und Erfahrung im Betreiben einer Gastronomie in dieser Größenordnung seien wichtige Voraussetzungen. Immerhin rund 45 Kräfte sind derzeit und zukünftig im Fass beschäftigt. „Ben Gaxherri übernimmt einen fahrenden Zug. Er muss nur aufspringen“, sagt Wolff, der die Entscheidungen über die Zukunft des Fasses gemeinsam mit seiner Schwester trifft. Das Fass soll auch weiterhin als Andenken an Fritz Keller in Familienbesitz bleiben. Ben Gaxherri ist kein Neuling in der Gastronomie - auch wenn er ursprünglich zum Steuerfachangestellten ausgebildet wurde. Er betreibt quasi ein Familienunternehmen. Das Café Ideal gegenüber dem Landgericht und dem Bahnhof in Frankenthal gehen auf ihn und seinen Bruder zurück. Seit einiger Zeit ist er auch Eigentümer im Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim.
Neuer Betreiber will das Bad Dürkheimer Riesenfass etwas entstauben
Gaxherri selbst ist im pfälzischen Lambsheim zu Hause und plant - ebenfalls mit dem Bruder Bujar - ein weiteres Café Ideal in Wachenheim oberhalb des Weihers im Burgtal, wo früher das Weisse Rössel war. „Wir machen das aus Überzeugung“, sagt Gaxherri gegenüber dieser Redaktion. Mit Blick auf den Betrieb des Riesenfasses spricht er davon, alles ein wenig entstauben zu wollen und einen „neuen Hauch“ mitzubringen. Grundsätzlich soll das Fass aber bleiben, was es ist: ein gut bürgerliches pfälzisches Restaurant, in dem man Wert auf guten Wein legt.
Im kommenden Jahr wird das Riesenfass 90 Jahre alt. Bis zu seiner Erbauung war das Exemplar im Heidelberger Schloss mit einer Länge von neun Metern, einem Durchmesser von sieben Metern und einem Rauminhalt von 221 000 Litern das größte Fass der Welt. Das Dürkheimer Fass hat hingegen ein Fassungsvermögen von 1,7 Millionen Litern. Im Schwarzwald wurden für den Bau über 200 Tannen gefällt, jeder Baum an die 40 Meter hoch. Mythen ranken sich bis heute um die technische Frage, wie die letzte Daube verbaut wurde. „Das Geheimnis hat er mit ins Grab genommen“, sagt Fritz Wolff über seinen Großvater.
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