Gedenken

Bürgermeister von St. Leon-Rot will Seniorenfasnacht nach Femizid absagen

Trauer in St. Leon-Rot: Er könne sich nicht vorstellen, auf einer Bühne Helau zu rufen, sagte Bürgermeister Alexander Eger vor der Sitzung des Gemeinderats. Diese Gedenkveranstaltungen planen Schule und Gemeinde

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Stephan Alfter
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Die Mitschüler und Mitschülerinnen des getöteten Mädchens und des Verdächtigen können derzeit psychologische Hilfe in der Schule in Anspruch nehmen. © R. Priebe

St. Leon-Rot. Nach dem gewaltsamen Tod einer Schülerin am privaten Löwenrot-Gymnasium in St. Leon-Rot plant die Schule für diesen Freitag eine Trauerfeier für die getötete 18-jährige Frau. Die Gedenkfeier in der St. Mauritius-Kirche werde unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, teilte der Sprecher der Schule, Dirk Metz, am Dienstag mit. Man bitte um Respekt und Verständnis, dass die Trauerfeier eine rein schulinterne Veranstaltung sein werde. „Zutritt zur Kirche erhalten ausschließlich Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Mitarbeitende sowie Rettungs-, Polizei- und Hilfskräfte, die der Schule am vergangenen Donnerstag zur Seite gestanden haben.“

Bei Trauerfeier der Schule keine Öffentlichkeit eingeladen

Das Mädchen war an dem Tag in der Schule umgebracht worden - mutmaßlich von einem gleichaltrigen Mitschüler, der sie mit einem Messer angegriffen haben soll und aus Hockenheim stammt.

Ob eine Obduktion der Leiche der 18-Jährigen schon stattgefunden hat beziehungsweise welche Verletzungen das Opfer erlitten hatte, konnte ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Heidelberg nicht sagen. Der Beschuldigte steht unter Mordverdacht und sitzt in Untersuchungshaft. Er schweigt weiterhin. Erster Staatsanwalt Johannes Dasch sagte, dass es auch nicht üblich sei, den Verdächtigen nun jeden Tag zu fragen, ob er sich äußern wolle. Diese Entscheidung treffe der Betreffende mit seiner anwaltlichen Vertretung, die dann auf die Ermittlungsbehörden zukomme. Nach Worten des Sprechers des Gymnasiums soll der Unterricht in den nächsten Tagen wieder hochgefahren werden. Die Schulgemeinschaft werde vom schulpsychologischen Dienst und der Notfallseelsorge unterstützt, um die Geschehnisse zu verarbeiten.

Gesangverein Frohsinn feiert trotzdem Fasnacht

Verarbeiten muss das Geschehene auch die übrige Bevölkerung im Ort. Am Dienstagabend trat erstmals nach dem Femizid der Gemeinderat zusammen. Ein Thema sollte nach vorheriger Mitteilung von Bürgermeister Alexander Eger (parteilos) die Frage sein, ob eine für Sonntag im örtlichen Veranstaltungszentrum Harres angesetzte Veranstaltung zum Seniorenfasching abgesagt werden sollte.

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„Ich tue mir schwer, auf die Bühne zu gehen und Helau zu rufen“, sagte Eger, der seit 1998 im Amt ist. Er habe den Fraktionen des Gemeinderats zu einer Absage geraten, es gebe aber auch andere Meinungen. Ein Stimmungsbild wollte er abwarten. Am Mittwochvormittag will er eine Entscheidung mitteilen. Er habe trotz seiner langen Amtszeit keine Erfahrungen mit einem solchen Ereignis, sagte er.

Etwas anders lägen die Dinge beim Gesangverein Frohsinn Rot. Der Klub wolle an der Faschingsveranstaltung im Harres am Freitagabend festhalten, so Eger. Der Vorsitzende des Vereins war am Dienstagnachmittag nicht zu erreichen. Eger erinnerte daran, dass Vereine für solche Veranstaltungen lagen Probenarbeit leisteten.

Trauerzug durch Gemeinde nächsten Mittwoch

Um allen Bewohnern eine Gelegenheit zu geben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, plant nach Auskunft Egers eine private Gruppe einen Trauerzug in der Gemeinde. Dieser soll kommenden Mittwoch stattfinden. Die Versammlung müsse zuvor beim Landratsamt angemeldet und genehmigt werden, so der Bürgermeister.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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