Mobilität

Bahn: Stellwerke in der Region stehen unter Beobachtung

Gleich zwei Institutionen wollen mit der Bahn ins Gespräch kommen. Es geht um die Verlässlichkeit des Zug- und S-Bahn-Angebots und die personelle Ausstattung der Stellwerke

Von 
Bernhard Zinke
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Das Problemstellwerk der Bahn in der Region steht am Hauptbahnhof in Ludwigshafen. © Michael Ruffler

Rhein-Neckar. Die wiederholte Unterbesetzung des Stellwerks am Ludwigshafener Hauptbahnhof beschäftigt den Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr (ZÖPNV) Rheinland-Pfalz Süd weiterhin. In dem Zweckverband sind die Städte und Landkreise vertreten, die die Nahverkehrszüge bei der Bahn und anderen Verkehrsunternehmen bestellen – und bezahlen. In der Verbandsversammlung am Montag nahmen die Regionalpolitiker den Bericht über die jüngsten Personalengpässe kommentarlos zur Kenntnis. Man habe sich schon so oft über das Thema unterhalten, kommentierte der Wormser Dezernent Timo Horst, unter anderem für die Mobilität zuständig, am Rande der Sitzung resigniert.

Wie auch von dieser Redaktion berichtet, hatte die Bahn vom 23. Mai bis zum 15. Juli das Ludwigshafener Stellwerk nicht so besetzen können, wie dies für den Regelbetrieb nötig gewesen wäre. Wegen des Personalmangels musste der Zugverkehr deutlich reduziert werden, berichtet der ZÖPNV. Das Ersatzprogramm beinhaltete im Wesentlichen eine Reduzierung der Fahrten im Bereich der S-Bahn Rhein-Neckar durch die Einkürzung von drei Linien auf die Endpunkte Schifferstadt und Neustadt beziehungsweise Heidelberg. Der Zubringerverkehr zur BASF auf dem eigens gebauten S-Bahn-Gleis wurde eingestellt. Stattdessen fuhren Ersatzbusse ins Werk – und das offensichtlich mit wenig Zuspruch.

Stellwerk Ludwigshafen

 

  • Das Stellwerk ist zuständig für alle Zugfahrten zwischen Ludwigshafen-Oggersheim und Mannheim, zwischen Mannheim und Limburgerhof inklusive Abzweigungen nach Schifferstadt.
  • Für den Betrieb des Drucktastenstellwerks aus dem Baujahr 1968 sind tagsüber drei Fahrdienstleiter beziehungsweise Helfer erforderlich.
  • Wegen des Personalmangels hat die Bahn den Zugverkehr deutlich reduziert, so dass tagsüber mit zwei, nachts mit einem Fahrdienstleiter auf dem Stellwerk gearbeitet werden konnte. bjz

Diese Problematik war in der vergangenen Woche auch im Steuerungskreis des Mobilitätspaktes laut geworden. Die BASF meldet 800 bis 1000 Pendlerfahrten weniger als vor der Pandemie. Zum Vergleich: Beim Auftakt des BASF-Zugpendels hatten laut Chemieunternehmen rund 1300 Beschäftigte das Angebot genutzt. Jürgen Vogel, Geschäftsführer der IHK Pfalz, will deshalb Kontakt mit zur Bahn aufnehmen, um die Verlässlichkeit des Angebots zu besprechen.

Wöchentliche Besprechungen mit der Bahn

Dasselbe hat nun auch der ZÖPNV in Aussicht gestellt. Schon im Frühjahr hätten wöchentliche Besprechungen mit der Bahntochter DB InfraGo stattgefunden. Deren Ziel: Aktuelle Informationen aus erster Hand darüber zu bekommen, wie erfolgreich die Akquisebemühungen der Bahn seien, um ausreichend Personal für das Stellwerk zu beschaffen – und zwar rechtzeitig vor dem Start der Riedbahnsanierung und dem damit verbundenen Umleitungskonzept.

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Spätestens nach den Ausfällen zwischen Mai und Juli habe der Regionalbereich Südwest der Bahn den Ernst der Lage offensichtlich erkannt, dass Ausfälle in Ludwigshafen als dem Scharnierbahnhof zwischen der Pfalz, Rheinhessen und Nordbaden nicht mehr hinnehmbar seien, so berichtet der ZÖPNV. Es habe umfangreiche Maßnahmen sowohl im Bereich der Personalausstattung als auch der Arbeitsbedingungen gegeben.

Arbeitsschutzpausen sorgen für einen kompletten Stillstand

Gleichwohl kam es in der Woche ab dem 12. August wieder zu Einschränkungen – zunächst nur bemerkbar durch Verspätungen, im weiteren Verlauf der Woche jedoch dann wieder durch gravierendere Ausfälle. Weil nur ein Fahrdienstleiter im Dienst war, kam es zu 30-minütigen Arbeitsschutzpausen – mit der Folge, dass der komplette Zugverkehr rund um Ludwigshafen und Mannheim stillstand. DB InfraGo habe nun zugesichert, dass sich diese Einschränkungen nicht wiederholen würden. Die DB hatte in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Beschäftigten eingestellt und als Fahrdienstleiter ausgebildet. Prüfungen fanden unter anderem in der Woche ab dem 19. August statt. Sollte es nochmals zu Ausfällen in den Stellwerken geben, hat der ZÖPNV bereits mit der Bahn vereinbart, dass das Notkonzept des Frühjahrs greift. Das bedeutet einen ausgedünnten, aber verlässlichen Fahrplan.

Fassungslos bis konsterniert nahm die Verbandsversammlung indessen zur Kenntnis, dass das Land Rheinland-Pfalz rund zehn Prozent der regionalen Überlandbusse zur Disposition stellen will. Die finanzielle Unterversorgung des Öffentlichen Nahverkehrs war am Donnerstag bekanntgeworden. Michael Frömming, Abteilungsleiter im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, nannte die Zahlen. Nachdem der Bund keine Mittel mehr für den Regionalverkehr zuschieße, werde das Land in den beiden kommenden Jahren knapp 200 Millionen Euro als zusätzliche Mittel in den ÖPNV hineingeben. „Damit fährt aber kein Zug mehr als bisher“, so Frömming. Es gebe nun die Überlegung, bis zu zehn Prozent bei den Bussen einzusparen. Es werde geprüft, welche Busverbindungen wie stark ausgelastet seien.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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