Brauchtum

Aus für Pfälzische Weinkönigin - die Kritik wird lauter

Eine Petition hat bereits mehr als 4000 Unterschriften gesammelt. Die Pfälzische Weinkönigin wird ab sofort durch Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter ersetzt. Viele Politiker und ehemalige Hoheiten kritisieren das

Von 
Alena Kuhn
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Lea Baßler wurde 2022 zur Pfälzischen Weinkönigin gekrönt. Ab diesem Jahr werden die Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter keine Kronen mehr tragen. © dpa/Anspach

Pfalz. Eine jahrzehntelange Tradition geht zu Ende: Ab diesem Jahr gibt es keine Pfälzische Weinkönigin mehr. Auch die Weinprinzessinnen werden nicht mehr gekrönt. Stattdessen treten drei Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter zur Wahl im Oktober an. Gewinnen können sie - statt einer Krone - eine goldene Anstecknadel. Auch ein Mann ist unter den Bewerberinnen und Bewerbern. Das ist ab diesem Jahr erstmals möglich. Durch den neuen Namen und das Abschaffen der Krone will der Verein Pfalzwein die Fachkompetenz und die Persönlichkeiten der Markenbotschafterinnen und -botschafter in den Vordergrund rücken, sagt Joseph Greilinger, Geschäftsführer von Pfalzwein. Die Krone überstrahle diese Stärken.

Was die Pfälzer zu der Entscheidung sagen, die Weinkönigin zu ersetzen

Die große Veränderung kommt bei vielen Weinhoheiten, Politikern und Bürgern überhaupt nicht gut an. Sie fordern, den Titel und die Krone beizubehalten und die Tradition zu wahren. Das will auch Christian Gerau erreichen. Der CDU-Politiker aus Neustadt hat deshalb als Privatperson eine Petition gestartet, bei der Stand Montag bereits über 4200 Personen unterschrieben haben. Für Gerau ist die Wahl einer Weinkönigin eine langjährige Tradition und die Krone das „Symbol der Weinkultur Pfalz“.

Die Weinkönigin sei jetzt schon mehr als nur hübsch: Sie habe Fachwissen und gehe auf viele Termine. Ein Wandel habe schon stattgefunden und so ein radikaler Schritt sei nicht notwendig. Dass nun auch Männer das Amt ausüben können, findet Gerau allerdings in Ordnung. Mit der Petition will er Aufsehen erregen und die Pfalzwein dazu bringen, die Entscheidung zu überdenken.

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Auch bei Johannes Steiniger, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Neustadt-Speyer, stößt die Veränderung auf großes Unverständnis: „Die Pfälzischen Weinhoheiten sind wohl eine der bekanntesten und am positivsten besetzten Marken, die die Pfalz überhaupt zu bieten hat.“ Die Krone sei das Erkennungszeichen auf Festen und Terminen. Ohne diese werden die Pfalzwein-Botschafterinnen und -Botschafter von vielen nicht mehr erkannt, befürchtet Steiniger.

Das bestätigt auch Laura Wessa. Sie war 2021 Pfälzische Weinprinzessin. Wie andere Kritikerinnen und Kritiker fordert auch sie unter dem Hashtag „kronezeigen“ in den sozialen Medien, die Tradition nicht aufzugeben, da das die „Identität der Pfalz“ sei. Ihre Krone habe ihr viele Gespräche ermöglicht. „Wir Hoheiten haben doch bewiesen, wie modern und kompetent wir sind, und haben so viel Arbeit in das Amt und dessen Identität gesteckt“, schreibt Wessa auf Facebook und Instagram. Sie hätte sich von der Pfalzwein eine offene und transparente Kommunikation mit Akteuren der Weinwelt und den Hoheiten gewünscht.

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Laut der aktuellen Weingräfin des Leiningerlandes, Charlotte Schraut, „vernichtet“ der Titel der Pfalzwein-Botschafterin und des -Botschafters „das besondere Alleinstellungsmerkmal des Amtes“. Fortschritt sei wichtig, und sie begrüßt es, dass Männer gewählt werden dürfen. Aber dem Klischee, dass die Weinhoheiten nur nett lächeln und hübsch sind, müsse man sich entgegenstellen, anstatt nachzugeben. „Es scheint so, als wäre die Pfalzwein ebenfalls der Meinung, dass eine gekrönte Hoheit keine Fachkompetenz vermitteln könnte“, sagt Schraut. Dabei hebe die Krone die Fachkompetenz hervor und widerspreche ihr nicht.

Vor zwei Jahren wurde Jasmin Beugel zur Hambacher Weinprinzessin gekrönt. Sie schreibt auf Facebook, der Veranstalter habe die örtlichen Neustadter Weinhoheiten zur Wahl der neuen Botschafterinnen und Botschafter eingeladen. Die Bedingung sei allerdings, eine Krone zu tragen und lächelnd Wein auszuschenken. Ein Widerspruch, der bei Beugel Entsetzen hervorruft.

Zieht Pfalzwein die Entscheidung zurück?

Die Krönungen der Pfälzischen sowie der Deutschen Weinköniginnen finden traditionell in Neustadt statt. Der Neustadter Oberbürgermeister Marc Weigel (Freie Wähler) hält die Entscheidung der Pfalzwein für einen „historischen Fehler“ und ärgert sich sehr darüber. Auch die Idee des männlichen Botschafters findet er nicht gut: Die weibliche Weinhoheit stehe „mit dem Glanz ihrer Krone, der schicken, festlichen Kleidung und einem stilvollen Glas für die menschliche Faszination fürs Glamouröse, Elegante, Schillernde“. Ein Weinkönig erscheint für Weigel eher „wie eine Karikatur à la Bierkönig“.

Boris Kranz, der Vorsitzende von Pfalzwein, hat mit Kritik gerechnet, jedoch nicht mit einer solchen Intensität. Trotzdem bleibt die Entscheidung - zum jetzigen Zeitpunkt - bestehen. Immerhin wurde sie von den Winzern, die zu Pfalzwein gehören, selbst gefällt.

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