Kernenergie

Atommüll-Zwischenlager in Philippsburg ist komplett

Im Atommüll-Zwischenlager Philippsburg stehen 106 Castorbehälter an Ort und Stelle. Weitere kommen nicht dazu. Aber es gibt einen weiteren Atommülltransport in Richtung Deutschland.

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Bernhard Zinke
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Die Castoren mit dem hochradioaktiven Atommüll stehen im Zwischenlager Philippsburg. © BGZ

Philippsburg. Die strahlenden Hinterlassenschaften der Kernenergie-Ära Deutschlands beschäftigen die Behörden weiterhin. Am Freitag meldete die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ): Die Einlagerung aller Castor-Behälter im Zwischenlager auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks Phillipsburg ist jetzt abgeschlossen.

Unterdessen sind aktuell weitere Castoren mit hochradioaktivem Müll aus deutschen Kernkraftwerken aus der Wiederaufarbeitungsanlage im englischen Sellafield unterwegs zurück nach Deutschland. Dabei könnte der Transport möglicherweise auch durch die Region rollen. Ziel der sieben Castorbehälter ist das Zwischenlager in Niederaichbach bei Landshut.

Bereits im vergangenen November waren vier Castoren mit Atommüll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Philippsburg transportiert worden. Diese Castoren stehen nach Angaben der BGZ nun im Zwischenlager an Ort und Stelle und sind an das Behälterüberwachungssystem angeschlossen. Damit ist das Zwischenlager komplett. Weitere Behälter kommen nicht mehr dazu – obwohl noch Platz wäre. Genehmigt sind in der Halle insgesamt 152 Behälterstellplätze. Tatsächlich sind jedoch nur 106 Castoren eingelagert.

Kein weiterer Atommüll mehr nach Philippsburg

In 102 Behältern sind die Brennelemente aus dem Betrieb des Philippsburger Kraftwerks enthalten. Die vier weiteren sind mit Atommüll gefüllt, der allgemein aus deutschen Kernkraftwerken stammt, aber nicht mehr genau einzelnen Anlagen zugeordnet werden kann. Der Müll wurde in La Hague in der Normandie für die Zwischenlagerung aufgearbeitet und in sogenannten Glaskokillen eingeschmolzen. Die Bundesrepublik Deutschland sowie die deutschen Kraftwerksbetreiber hatten sich dazu verpflichtet, diesen Abfall zurückzunehmen. Zwischen Deutschland und Frankreich sowie Großbritannien – auch dort wurde deutscher Atommüll aufgearbeitet – gibt es eine völkerrechtliche Vereinbarung dazu.

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„Wir als Standortkommune tragen somit zur gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für die nukleare Entsorgung bei“, betont Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus. „Daher begrüße ich es sehr, dass die Einlagerung nun abgeschlossen ist und keine weiteren hochradioaktiven Abfälle in das Zwischenlager gebracht werden.“ Im südhessischen Biblis ist das Zwischenlager bereits seit 2020 komplett.

Protest gegen Castortransporte nach Niederbayern zum Wochenstart erwartet

Unterdessen sind sieben Castor-Behälter mit hochradioaktivem Abfall auf dem Weg von Großbritannien nach Deutschland. Ein Spezialschiff habe am Mittwoch den Hafen in Barrow-in-Furness verlassen, teilten die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) in Essen und das britische Unternehmen Sellafield Ltd mit. Die Behälter sollen über einen deutschen Hafen in das Zwischenlager in Niederaichbach bei Landshut in Niederbayern gebracht werden.

Die Castor-Behälter werden in Eisenbahnwaggons durch Deutschland transportiert. Details zur Route des Transportes sowie zum Zeitplan werden laut GNS aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlicht. Atomgegner haben Kundgebungen und Mahnwachen angekündigt, etwa für Sonntag in Bremen und für Montag in Göttingen.

Greenpeace kritisiert „verfehlte Energiepolitik“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Rückkehr des Atommülls als „das Ergebnis einer verfehlten Energiepolitik, die mehr als fünf Jahrzehnte auf Atomkraft setzte“. Wo der radioaktive Atommüll bleiben soll, sei und bleibe ungeklärt, sagte eine Sprecherin. „Niemand möchte ihn haben. Aber wer auf Atomkraft gesetzt hat, muss schlussendlich auch die Verantwortung für seinen Müll übernehmen.“

Aus Sellafield kommen noch sieben weitere Castor-Behälter zurück und werden in Brokdorf in Schleswig-Holstein eingelagert.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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