Atommüll

Zug mit radioaktivem Abfall erreicht Philippsburg

Die Proteste von Atomkraftgegnern sind im Vergleich zu früheren Zeiten überschaubar: Der Zug mit radioaktivem Material ist im Zwischenlager Philippsburg angekommen. Rund 20 Leute hielten eine Mahnwache. Warum eigentlich?

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Stephan Alfter
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Der Zug mit Castorbehältern kam am Nachmittag in Philippsburg an. © dpa

Philippsburg. Der Castor-Transport mit hochradioaktiven Abfällen hat am Mittwochnachmittag gegen 17.45 Uhr das Kraftwerksgelände in Philippsburg erreicht. Dort werden die vier Behälter, die 40 Zentimeter dicke Außenwände haben, in dem Zwischenlager nun erst einmal eingelagert. Bei dem Transport geht es um Abfälle, die nach der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus deutschen Atomkraftwerken im französischen La Hague übrig geblieben sind. Deutschland ist völkerrechtlich und die deutschen Kernkraftwerksbetreiber sind privatrechtlich dazu verpflichtet, diese Überreste zurückzunehmen.

In den kommenden Tagen werden die vier Behälter nach und nach von den Waggons auf ein Straßenfahrzeug umgeladen, teilt die zuständige GNS - Gesellschaft für Nuklear-Service mit. Damit würden die Behälter innerhalb des Standorts nacheinander in das staatliche Brennelemente-Zwischenlager gebracht.

Mahnwache von Atomkraftgegnern in Philippsburg

Am Bahnhof in Philippsburg bauten rund 20 Atomkraftgegner am Mittwochmorgen eine Mahnwache auf. Franz Wagner, Sprecher des Bundes der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar, sagte gegenüber dieser Redaktion, er halte die Transporte angesichts der erwiesenermaßen von ihnen ausgehenden Strahlung und wegen der Unfallgefahr für zu gefährlich. Es gebe keine Dichtigkeitskontrollen während der Fahrt, monierte er. Ein Polizist, der den Zug zwei Stunden lang aus nächster Nähe begleite, nehme eine Jahresdosis an Strahlung in sich auf, zitierte Wagner Studien.

Zudem erfülle keines der Zwischenlager die Anforderungen der Atomkraftgegner. Die Kritiker stört vor allem, dass es nach wie vor kein Endlager gibt. Solange die Langzeitlagerung nicht geklärt ist, sollte es aus ihrer Sicht „keine Atommüllverschiebungen von A nach B“ geben, heißt es in einem Schreiben von „Anti-Atom Südwest“. Die Polizei sicherte die Route und Bahnhöfe. In Philippsburg waren mehrere Dutzend Beamte im Einsatz. Aus Sicherheitsgründen hatten die Verantwortlichen bis zuletzt keine Hinweise auf den Zeitplan und die genaue Strecke gegeben.

Betrieb des Zwischenlagers in Philippsburg bis 2047 genehmigt

Am Mittwoch dann passierte er die Grenze und fuhr über Saarbrücken nach Baden-Württemberg. Einen stetig kreisenden Polizeihubschrauber, den sie per App verfolgten, sahen die Atomkraftgegner in Philippsburg als Beweis dafür, dass - wie schon zu früheren Zeiten - die Route über Saarbrücken und Neunkirchen führen würde. Später ging es über Kaiserslautern durch die Pfalz nach Germersheim und über den Rhein nach Philippsburg, wo der Transport endete. Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg hatte nach einer Klage aus Philippsburg erst vor wenigen Tagen in einem Eilverfahren grünes Licht dafür gegeben, dass diese hier in einer massiven Halle untergebracht werden dürfen. Seit 2007 lagern auf dem Gelände des inzwischen stillgelegten Kernkraftwerkes in einem Zwischenlager radioaktive Abfälle. 102 Plätze sind belegt. Bis auf die vier nun geplanten Behälter sollen keine weiteren folgen.

Der Betrieb des Zwischenlagers ist bis zum Jahr 2047 genehmigt. Von einer Verlängerung wird mangels eines Endlagers ausgegangen. Es gibt noch Atomabfälle in England. Die sollen auf die staatlichen Zwischenlager in Biblis (Hessen), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Isar (Bayern) verteilt werden. sal/dk/dpa

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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