Rhein-Neckar. Vor zwei Wochen hat der Verwaltungsgerichtshof des Landes Hessen entschieden: Die Deponie in Büttelborn (Kreis Groß-Gerau) muss den Bauschutt aus den Kontrollbereichen der Bibliser Kraftwerksblöcke aufnehmen. Der Beschluss ist nicht anfechtbar. Nun gibt es auch eine Entscheidung für das zweite Kernkraftwerk in der Metropolregion: Die Abfälle aus Philippsburg kommen auf die Deponie Sansenhecken südlich von Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis und auf die Deponie Hamberg bei Maulbronn im Enzlkreis. Dies haben die Beteiligten jetzt bekanntgegeben.
In beiden Fällen hatte es juristische Auseinandersetzungen gegeben, weil niemand den Abfall aus den Kernkraftwerken haben wollte. Auf diesen Entsorgungsweg haben sich die betroffenen Landkreise und ihre Deponiegesellschaften geeinigt – und vereinbart, die Rechtsstreitigkeiten zu beenden.
Bauschutt stammt aus radioaktiv belasteten Bereichen
Bei dem Abfall handelt es sich um Abbruchmaterial aus den sogenannten Kontrollbereichen der Kraftwerksblöcke, also den Bereichen, die mit Radioaktivität in Berührung kamen. Allerdings ist das Material freigemessen. Es handelt sich also keineswegs um Atommüll. Von ihm geht eine maximale Strahlung von zehn Mikrosievert pro Jahr aus. Zum Vergleich: Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz wird jeder Mensch in Deutschland jährlich einer natürlichen Strahlung von 2,1 Millisievert ausgesetzt, also der zweihundertfachen Menge. „Objektiv betrachtet ist das Material deshalb völlig harmlos“, sagt der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Achim Brötel. Der Kreis leiste auf diese Weise seinen solidarischen Beitrag ,um einen Entsorgungsnotstand zu verhindern, ohne dass sich die Menschen im Neckar-Odenwald-Kreis irgendwelche Sorgen machen müssten, so der Landrat.
Voraussetzung für die Deponierung ist eine Kontrolle der Abfälle von unabhängigen Prüforganisationen und unter Aufsicht des Umweltministeriums. Erst wenn deren Unbedenklichkeit nachgewiesen und dokumentiert sei, werde das Material für die Deponierung freigegeben.
Abfall kommt auch aus Forschungsreaktoren aus Karlsruhe
Außer dem schwach strahlenden Bauschutt aus Philippsburg kommt auch der Abfall gleicher Güte aus der Kerntechnischen Entsorgung Karlsruhe (KTE) auf die beiden Deponien. Die KTE kümmert sich um den Rückbau sämtlicher kerntechnischer Versuchs- und Prototyp-Anlagen auf dem Gelände des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Die Kernforschung am KIT war bereits im Jahr 1991 eingestellt worden.
Der Energieversorger EnBW als Betreiber des früheren Kernkraftwerks Philippsburg geht davon aus, dass beim Rückbau rund 16.300 Tonnen dieses Bauschutts anfallen werden. Die KTE schätzt ihre Menge vorläufig auf etwa 13.000 Tonnen. Aus Biblis fallen nach Schätzungen des früheren Betreibers RWE rund 3.200 Tonnen an Material an.
„Nur unbedenklicher Abfall auf den Deponien“
Der Rückbau von Atom-Anlagen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sagt Michael Münter, Amtschef des Stuttgarter Umweltministeriums. Die Vereinbarung ermögliche, dass der Abbau des Kraftwerks in Philippsburg planmäßig weitergehen könne. „Das Umweltministerium wird als zuständige Atomaufsichtsbehörde sicherstellen, dass nur unbedenklicher Abfall auf den Deponien ankommt“, so Münter.
Über die Höhe des Deponierungspreises haben die Vertragspartner Stillschweigen vereinbart. Der Annahmepreis liege jedoch deutlich über dem üblichen Listenpreis.
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