Afrikanische Schweinepest

Afrikanische Schweinepest breitet sich in der Region weiter aus

Die Fallzahlen im Kreis Bergstraße steigen weiter rasant. Auch im Rhein-Neckar-Kreis sorgen neue Funde auf Mannheimer Gemarkung für Alarmbereitschaft. Das sind die Zahlen und Maßnahmen.

Von 
Susanne Merz
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Die Schweinepest grassiert weiter – von Entwarnung kann keine Rede sein. © Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa

Rhein-Neckar. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich weiter aus. Besonders stark betroffen ist weiterhin der Kreis Bergstraße. Seit dem ersten Ausbruch im Juli 2024 wurden dort insgesamt 898 Wildschweinkadaver positiv auf das Virus getestet. Allein in den vergangenen zwei Monaten kamen 165 Fälle in der Gemarkung Viernheim hinzu – der neue Hotspot der Region. Aber auch auf Mannheimer Gemarkung, an der Landesgrenze zu Hessen, sind schon neue Funde gemeldet worden.

„Seit Juli vergangenen Jahres erfolgte eine stetige Ausweitung des Geschehens von Norden kommend über das gesamte Ried bis in den vorderen Odenwald – mit rasant ansteigenden Fallzahlen“, berichtet Matthias Schimpf (Grüne), Kreisbeigeordneter des Kreises Bergstraße. Der Ausbruch verlaufe dynamisch, die Schwerpunkte verschieben sich laufend.

Afrikanische Schweinepest

  • Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung, die nur Haus- und Wildschweine befällt und meist tödlich endet .
  • Aktuell existieren keine Impfstoffe gegen die ASP.
  • Die Seuche kann direkt von Tier zu Tier oder über verseuchte Gegenstände – wie Kleidung oder landwirtschaftliche Geräte – übertragen werden.
  • Für Menschen ist die Tierseuche ungefährlich .
  • In Hessen treten seit Juni Fälle von ASP auf. Seuchen-Hotspot ist aktuell Viernheim .
  • Im Rhein-Neckar-Kreis wurde im August 2024 ein infiziertes Tier bei Hemsbach gefunden. Im März wurde der erste Fall im Stadtgebiet Mannheim bestätigt. bjz/smz

Auch in Lampertheim (185), Einhausen (135), Bürstadt (120), Heppenheim (108) und Lorsch (85) wurden zahlreiche infizierte Wildschweine gefunden. Insgesamt wurden im Kreis 1645 Kadaver beprobt – bei 898 bestätigte sich ASP.

Zäune, Prämien, Spürhunde: Der Kampf gegen das Virus

Die Bekämpfung der Seuche bindet erhebliche Ressourcen. „Der Kreis ist aktuell durch die Planung, Koordinierung und Durchführung der Kadaver-Bergung und Beprobung sowie die Zaunwartung stark beansprucht“, so Schimpf. Mehrere Saufänge sind im Betrieb, Schulungen für Drohnenpiloten und Kadaversuchhunde laufen. Ein neues Programm zur Hundeausbildung startet am Montag – Jäger können ihre Hunde dafür anmelden. Das Land Hessen bezuschusst die Maßnahme.

Die Jagd auf Schwarzwild wurde im März wieder freigegeben. Wer ein Wildschwein erlegt und nicht selbst verwertet, erhält eine Prämie von 200 Euro – je zur Hälfte vom Land und vom Kreis. Die Entsorgungskosten übernimmt das Land, wenn die Jäger die Tiere nicht selbst verwerten. Bisher wurde die Prämie 138 Mal beantragt.

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Schimpf weist darauf hin, dass trotz vieler verendeter Tiere weiterhin Wildschweine unterwegs sind: „Wenn es keine gäbe, würden wir auch nichts mehr finden. Auch wenn die Population gesunken sein mag – die Jagd war lange untersagt, das hat den Bestand zuvor ansteigen lassen.“

Was Bürger im Kreis Bergstraße beachten sollten

Obwohl viele Sperrmaßnahmen im Kreis mittlerweile aufgehoben wurden, gilt: Auf den Wegen bleiben, Hunde anleinen, Grillplätze meiden. Einzelne Orte wie der Grillplatz „Wambolter Sand“ in Bensheim mussten sogar für Veranstaltungen gesperrt werden. „Auch wenn viele Gebiete mittlerweile umzäunt sind – ein Versprengen des Wildes ist weniger wahrscheinlich –, kann die Seuche durch Unachtsamkeit weiter verbreitet werden“, warnt Schimpf.

Stadtgebiet Mannheim: Maßnahmen laufen

Erst vor Ostern hatte auch Mannheim neue Funde von sieben infizierten Wildschweinkadavern nahe an der Landesgrenze zu Hessen gemeldet – also dort, wo Anfang März das erste tote Tier auf Mannheimer Gemarkung gefunden worden war. Im Rhein-Neckar-Kreis gibt es dagegen seit dem ersten Fund im August 2024 bei Hemsbach keine weiteren ASP-Fälle. Doch das bedeutet keine Entwarnung, mahnt der Bergsträßer Dezernent Matthias Schimpf aus Erfahrung. „In der Regel erleben wir: Wenn ein Schwein auftaucht, gibt es schnell weitere Fälle“, sagt er. „So haben wir das bisher in allen betroffenen Gebieten erlebt.“ In Lorsch etwa seien die Zahlen nach dem ersten Fund rasch angestiegen.

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, baut der Rhein-Neckar-Kreis nun seine Schutzmaßnahmen aus. Ein fester Zaun wird derzeit entlang des Mühlwegs bei Hemsbach errichtet und an den hessischen Zaun angeschlossen. Der Elektrozaun bei Weinheim-Sulzbach wird durch einen stabileren Festzaun ersetzt. Zusätzlich hat der Kreis erste Viehgitter bei Hemsbach und an Unterführungen der A5 installiert. Diese lassen Fahrzeuge passieren, sind für Wildschweine jedoch ein unüberwindbares Hindernis.

Wildschweine können die Viehgitter nicht passieren, Fahrzeuge aber problemlos. © Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis

Die Sperrzonen im Kreis bleiben bestehen, das Kerngebiet westlich der A5 wurde jedoch aufgehoben. Das dortige Jagdverbot ist ausgesetzt. Auch die Leinenpflicht für Hunde wurde angepasst – sie gilt nun nur noch in Waldgebieten und Weinbergen der Sperrzone II. Landwirtschaftliche Erntemaßnahmen müssen künftig nur noch angezeigt, nicht mehr genehmigt werden.

Rheinland-Pfalz: Zu wenig Spürhunde

In Rheinland-Pfalz bereitet man sich derweil auf neue Ausbrüche vor. Zwar sind seit Dezember keine neuen Fälle bekannt, doch die Sorge bleibt. Besonders kritisch: Es gibt zu wenige ausgebildete Kadaverspürhunde. „Das Land muss bei einem neuen Ausbruch handlungsfähig sein“, erklärt Hartmut Frohnweiler von Landesforsten. Derzeit gibt es landesweit nur rund 97 einsatzbereite Hundeteams – gebraucht werden langfristig etwa 200.

Nina Kassel und ihr Lagotto Romagnolo „Maze“stehen an der Ausbildungsstation „Pendelsau“ vor einem beweglich aufgehängten Wildschwein. © Thomas Frey/dpa

Alle Hunde können grundsätzlich angemeldet werden – Voraussetzung ist ein bestandener Eignungstest. Die Ausbildung dauert mindestens vier Monate. Die Tiere müssen lernen, Kadaver sicher anzuzeigen und sich auch durch Dornen oder unwegsames Gelände nicht abhalten zu lassen. „Die Hunde brauchen einen gewissen Antrieb, dass sie auch in die Dornen gehen und Gestrüpp absuchen“, erklärt Frohnweiler. Ein GPS-Gerät dokumentiert dabei jede Suche.

Egal ob gewerblich oder ehrenamtlich: Das Engagement ist hochwillkommen. Ehrenamtliche erhalten 340 Euro pro Einsatz, gewerbliche 650 Euro. Rheinland-Pfalz lebt – auch bei der Seuchenabwehr – vom Ehrenamt.

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